Demenz bei Menschen mit Behinderung

  05.11.2019 Stein, Gesundheit

Vortrag der Insieme Rheinfelden in Stein

Rund 30 Zuhörer lauschten im Lindensaal der Stiftung MBF in Stein dem Vortrag zum Thema «Demenz bei Menschen mit geistiger Behinderung». Die Referentin Marianne Candreia, Geschäftsstellenleiterin der Alzheimervereinigung Aargau, sprach kompetent und mit viel Empathie über dieses, noch nicht in aller Munde präsente Thema. Nach einer allgemeinen Einführung ins Thema Demenz, zeigte die Referentin auf, dass bei dieser Erkrankung eine Diagnose grundsätzlich sehr wichtig sei, um allenfalls therapierbare andere Erkrankungen auszuschliessen. Bei Menschen mit einer geistigen Behinderung stecke man diesbezüglich jedoch noch in den Kinderschuhen. Es stünden – speziell im deutschsprachigen Raum – noch kaum spezifische diagnostische Mittel zur Verfügung, da die herkömmlichen Tests auf der normalen Kognition beruhten, welche bei Menschen mit einer geistigen Behinderung nicht oder nur in Teilen anwendbar seien.

Deshalb sind Beobachtungen über Auffälligkeiten und Veränderungen sowohl von den Bezugspersonen wie auch von den Angehörigen besonders wichtig. Schon kleinste Veränderungen im Verhalten des Behinderten können wertvolle Hinweise liefern. Wichtig wären im Vorfeld einer Diagnosestellung über eine so genannte Basis-Messung zu verfügen, das heisst den Zustand vor der Demenz zu eruieren, sofern möglich. Bei dementen geistig behinderten Menschen steht in der «Therapie» nicht die Medikation im Vordergrund, sondern vor allem das Fördern des Wohlbefindens des Betroffenen, indem die Bezugspersonen unter Einbezug der Angehörigen mit Empathie, Präsenz und herzlicher Autorität Halt geben. Demente können trotz eines vermeintlichen Dämmerzustandes aufmerksam präsent sein und unvermittelt mit präzisen Argumenten oder Bemerkungen in ein Gespräch eingreifen.

Das emotionale Gedächtnis funktioniert bei dementen Menschen bis zum Schluss. Somit ist es hilfreich, dass Betreuende und Bezugspersonen über die Biographie der betroffenen Person Kenntnis haben und so auf positive Erlebnisse der Vergangenheit zurückgreifen können. Man soll den Betroffenen mit Pietät, Würde und Achtsamkeit gegenübertreten, was ja eine Selbstverständlichkeit sein sollte, in der Realität jedoch leider nicht immer beachtet wird. (mgt)


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