Achtung: Grüne Farbe für «gelbe Energie»

  21.11.2019 Leserbriefe, Wittnau

Zum Leserbrief von Peter Hug in der NFZ vom 8. November 2019
Herr Hug reitet auf der aktuell grünen Welle mit und ummantelt die «gelbe» Kernenergie grün. Dazu stellt er diverse Tatsachen etwas geschönt dar: Das finnische Atomkraftwerk der neuen Generation in Olkiluoto – ein EPR der französischen Areva – ist seit 2005 im Bau und hätte bereits 2011 in Betrieb gehen sollen. Bestenfalls wird dies im Sommer 2020 sein, also 9 Jahre verspätet. Die ursprünglich auf drei Milliarden Euro geschätzte Bausumme wird drei bis vier Mal so hoch werden. Ähnlich läuft‘s beim Schwester-Reaktor in Flamanville/Frankreich.

Kernenergie hat verschiedene Vorteile, leider aber noch bedeutend gewichtigere Nachteile. Deshalb hat das Schweizer Stimmvolk 2017 den Ausstieg aus der Kernenergie beschlossen.

Die Dekarbonisierung der Schweiz läuft seit Jahren. Trotz Bevölkerungszuwachs und starker Zunahme von Wärmepumpen-Heizungen bleibt der Stromverbrauch seit Jahren in etwa konstant bei knapp 60 TWh.

Deutschland steigt bis 2022 aus der Atomenergie aus und bis in rund 15 Jahren auch aus der Kohleverstromung. Das finnische Endlager für radioaktive Abfälle wird in Granit-Gestein gebaut, weil das Land keine Alternativen zur Verfügung hat. Diese Lösung hat die Schweiz nach den Untersuchungen im Grimsel-Felslabor verworfen.

Die Kernenergie spielt weltweit insgesamt eine eher bescheidene Rolle. 2018 lag der Anteil an der globalen Strom-Produktion bei etwa 11 %; gar nur etwa 3 % trägt Atomstrom zum gesamten, weltweiten Energieverbrauch bei.

Für eine lebenswerte Zukunft genügt in der Schweiz ein CO2-armer Energiemix aus alten und neuen Erneuerbaren: Wasser, Wind, Biomasse und Sonne. Entsprechende Rechnungs-Modelle sind da (Gunzinger, Nordmann). Die damit verbundenen Probleme sind erkannt, aber noch nicht alle gelöst.

Gelb ist die Warnfarbe in der Natur und in der Sicherheits-Kennzeichnung: Achtung, Vorsicht, Gefahr! Zumindest in der Farbwahl für Atomstrom hat sich Herr Hug nicht getäuscht.

FERDI KAISER, WITTNAU


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