Wortbilder in der Alten Trotte Effingen

Die Lesung mit Beat Sterchi in der Alten Trotte in Effingen am letzten Sonntag-Nachmittag war ein echtes Erlebnis, und zwar ein mehrschichtiges Kunsterlebnis.

Sterchi’s Sprechtexte nehmen oftmals die Gestalt eines Bildes an. Zum Beispiel sind beim Text «Berg» die Schriftzeichen so angeordnet, dass die Wörter einen Berg formen. Für seine Texte nimmt der Autor Sprachfetzen aus dem Alltag. Die Fetzen der Alltagssprache, wiederholt in einer Endlosschlaufe, oder zerlegt in viele Einzelteile, prägen die Spoken-Word-Texte des Berner Autors.

Die vorgelesenen Texte machten schnell einmal deutlich wie eine reich befrachtete Sprache das Berndeutsche ist. Der Autor erzählte zwischen der Lesung von Texten, dass er beim Verfassen von Theaterstücken die Wichtigkeit des gesprochenen Wortes erkannt habe. Er erzählt in seinen Werken sehr treffend: Etwa wie Theo Tombola Lose kaufte und die Teilnahme an einer Theaterpremiere gewann, wie da wenig gesagt, aber mit Stil herumgestanden wurde.

«Sprachmüll» nennen die Kritiker seine Spoken-Word-Texte, auch die begeisterten. Sie meinen damit die vielen Redundanzen und Wiederholungen, das Unnötige und Ewiggleiche in unserer Alltagskommunikation. Sterchi schnappt es auf, spitzt es weiter zu und macht es durch spielerisch einfache Reime leichter geniessbar. Beat Sterchi studierte Anglistik in Vancouver. 1975 zog er nach Honduras, arbeitete als Englischlehrer und veröffentlichte erste Gedichte. 1977 kehrte Sterchi nach Kanada zurück und studierte und arbeitete in Montreal. Sein 1983 erschienenes Romandebüt «Blösch» wurde verschiedentlich ausgezeichnet. Ab 1984 lebte Sterchi zehn Jahre lang als freier Autor in einem kleinen Dorf in Spanien. Dann kehrte er in die Schweiz zurück. Der kanadisch-schweizerische Doppelbürger war Dozent am Schweizerischen Literaturinstitut in Biel und ist Mitglied der Gruppe «Bern ist überall». (mgt)