«Kitas sind finanziell sehr gefordert»

  22.11.2019 Möhlin

Möhliner Kindertagesstätte geht Konkurs

Nach fünf Jahren ist für die Kindertagesstätte Teki in Möhlin Schluss. Das Team bemüht sich um gute Übergangs- und Anschlusslösungen für die 14 Kinder.

Clara Rohr-Willers

«Tun, Erleben, Kindsein»: Diese drei Worte stehen für die Kindertagesstätte Teki in Möhlin, gegen deren Trägerschaft, die GmbH, Anfang November 2019 Konkurs eröffnet wurde. «Die Kindertagesstätte entstand im August 2014. Die Betriebsbewilligung der Kindertagesstätte umfasste 14 Betreuungsplätze», erklärt die pädagogische Leiterin der Kindertagesstätte. «Wir bedauern die Situation, stehen aber mit der Gemeinde sowie umliegenden Kindertagesstätten in gutem Kontakt, um mit den Eltern eine möglichst gute Übergangsund Anschlusslösung zu finden.»

Hohe Anforderungen
Auf Anfrage möchte sich Gemeindeschreiber Marius Fricker nur allgemein zur Lage der Deutschschweizer Kitas äussern. «Aufgrund der hohen betrieblichen und personellen Anforderungen kann eine Kindertagesstätte erst mit einer gewissen Betriebsgrösse, verbunden mit einer guten Auslastung bestehen. Der Markt ist ziemlich umkämpft und die Kindertagesstätten werden ständig mit Angebotserweiterungen wie einem Fahrtendienst und langen Öffnungszeiten konfrontiert.» Wie bei jeder neuen Eröffnung einer Kita habe die Gemeinde Möhlin auch beim Teki vor fünf Jahren geprüft, ob alle Grundlagen für den Betrieb gegeben seien.

Lange Wartelisten bei vielen Kitas zeugen von einem hohen Bedürfnis der Familien nach einer externen Kinderbetreuung. Wie kommt es also, dass eine Kita überhaupt Konkurs gehen kann? Die Luft sei für viele Kitas dünn geworden und so lange der Staat und die Wirtschaft nicht mehr Geld in Kindertagesstätten investierten, ändere sich daran nichts, heisst es vonseiten der Kibesuisse, dem Schweizer Kinderbetreuungs-Verband. «Kitas sind finanziell sehr gefordert, gerade wegen der hohen Personalkosten der gut ausgebildeten Fachkräfte», betonte Jeannette Good vom Kibesuisse-Vorstand in einem Bericht für das Schweizer Radio und Fernsehen vom 9. Oktober 2019.

Wie die OECD in einer Untersuchung festgestellt hat, beteiligt sich in kaum einem anderen Land der Staat so wenig an der Kinderbetreuung wie in der Schweiz, wo zwei Betreuungsplätze mit fast 70 Prozent eines Netto-Durchschnittslohnes von 56 000 Franken (Quelle: OECD) zu Buche schlagen. Das EU-Mittel liegt bei 27 Prozent, am anderen Ende der Skala befindet sich Österreich mit 5 Prozent.

Als Verein organisiert
Die Mehrheit der Krippen in der Schweiz – 2014 waren es 90 Prozent – wird auch heute noch als Verein geführt. Für eine Kita als Verein spreche das geringere finanzielle Risiko, erklärt die Co-Leiterin einer Kita aus einem Nachbardorf Möhlins gegenüber der NFZ. «Als ich vor 15 Jahren beschloss, eine Kindertagesstätte zu gründen, wollte ich nicht 20 000 Franken aus der eigenen Tasche investieren. Mit einer Kita als Verein riskierte ich kein eigenes Geld und es ist wie bei jedem Verein kein Druck vorhanden, Gewinn erzielen zu müssen.»


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