Zeugen der Vergangenheit

  06.10.2019 Oeschgen

Die Geschichte des Rades greifbar gemacht

Ein Teil eines öffentlichen Gross-Schutzraumes, vollbepackt mit alten Velos und Motorrädern. Der Nachlass vom leidenschaftlichen Sammler Theodor Frey ist ein Museum mit der Geschichte der Velos und Motorräder.

Miriam Häusler

Die alten Velos und Motorräder im Zwei-Rad-Museum im öffentlichen Schutzraum in Oeschgen sind chronologisch nach Alter sortiert. «Das älteste und erste Velo, das es gab, haben wir hier nicht. Es war ein «Célérifère» in einem Museum in Paris und wurde verbrannt, weil der Holzwurm zu stark daran genagt hatte. Aber schon ab der «Draisine» von 1817/18, dem zweitältesten Fahrrad, kann man hier fast jedes weitere sehen», erklärt Gabriele Wieser. Theodor Frey war einer ihrer Verwandten und sie übernimmt seit seinem Tod die Führungen durch das Museum. Während 62 Jahren hatte Theodor Frey Velos und Motorräder gesammelt. In Eiken führte er einen Velo- und Töff-Laden. Die Kunden konnten bei ihm unter anderem auch ihre alten Fahrräder abgeben. Somit kam er an viele alte Velos. Zuerst war es nur eine private Sammlung. Als sich dann aber sehr viel angesammelt hatte, wollte Theodor Frey ein Museum machen. «Sein Ziel mit dem Museum war es, dass man nachvollziehen kann, wie das heutige Fahrrad entstanden ist. Man soll die Geschichte nicht nur auf Bildern, sondern in echt sehen», so Gabriele Wieser.

Körperlich eingeschränkt
Im Jahr 1958 hatte Theodor Frey einen schweren Unfall mit einem Dreiradauto und verlor dabei einen Arm. Etwa 30 Jahre später, er war mittlerweile an Diabetes erkrankt, verlor er eines seiner Beine. Dieses ersetzte er durch eine Prothese. Trotz der körperlichen Beeinträchtigungen restaurierte er weiterhin Velos und Motorräder. Er war aber auf Unterstützung angewiesen. An dem sollte es nicht scheitern, denn seine Familie und Freunde unterstützten ihn tatkräftig. «Faszinierend an diesem Museum finde ich, dass es von einem Mann geschaffen wurde, der gesundheitlich und körperlich eigentlich nicht die Voraussetzung dafür hatte. Trotzdem hat er seine Leidenschaft gelebt und dieses Museum errichtet», findet Gabriele Wieser. Ausstellungen oder ähnliches veranstaltet das Museum nicht. Aber am «6i Lüte-Kinderumzug» in Zürich fährt jedes Jahr eine Gruppe mit Velos mit und auf dem Weg der Schweiz, an der St.Galler «Olma», am eidgenössischen Turnfest in Aarau und weiteren, darf das Museum seine Schätze zeigen. «Wir laden dann einen Lastwagen voll mit alten Velos und Mofas und fahren an die jeweiligen Orte. Dort kleiden wir uns traditionell, wie man früher angezogen war, und nehmen an den Umzügen teil. Das bringt viel Freude und neue Bekanntschaften. Die Zuschauer finden auch Gefallen und machen gerne Fotos von uns», sagt Gabriele Wieser.

Verschiedenste Velos
In der Velosammlung enthalten sind nicht nur die ältesten Velos, sondern auch andere, wie etwa das erste Damenvelo. Anfänglich durften Frauen nicht Velofahren, da es zu gefährlich war. Die Velos mit den grossen Rädern waren schwer zu fahren und wenn man fiel, dann war es ein langer Weg zum Boden. Weiter sieht man ein Velo aus Plastik oder die einzigen zwei Prototypen der schweizerischen Militärfahrräder. Ausserdem kann man auch die Entwicklung der Bremsen, Klingeln, Pedale und Fahrradlampen mitverfolgen. Anfangs waren es meist Petroleumlampen oder einfache Kerzenlampen, die kaum Licht spendeten und nicht einmal bis zum Boden reichten.

Nebst den Zweirädern, gibt es auch einige Dreiräder zu sehen. Zum Beispiel zwei «Manupeds», Dreiräder, die man nur mit den Händen bedient, stehen in der Mitte des Raumes. «Das sind sozusagen die Vorgänger des Rollstuhls. Man macht alles mit den Händen und so konnten sich auch Gehbehinderte mit dem «Manuped» selbstständig fortbewegen. Bei den Motorrädern ist das spezielle, dass alle ausser einem Peugeot Schweizer Marken sind.»

Alles Originale
«Theodor Frey war fasziniert von den Ideen die man früher hatte. Jeder weiss heute, dass eine Kerze niemals genug Licht spendet, um bei Dunkelheit die Strasse zu sehen. Aber wenigstens war die Idee vorhanden, dass es Licht an einem Fahrrad braucht.» Weiter sagt Gabriele Wieser: «Nicht zu vergessen ist, dass wir hier fast alles Originale und viele Unikate haben. In vielen anderen Museen wurden viele Fahrzeuge nachgebaut. Bei uns sind fast alle original. Das sieht man auch daran, dass sie zum Teil Kratzer und Schrammen haben, oder die Farbe abblättert. Theodor s Philosophie war immer, dass man sehen darf, dass jemand mit diesen Fahrzeugen gelebt und sie gebraucht hat.»


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