Wo einst die Grafen tafelten

  12.10.2019 Gipf-Oberfrick

Die Ruine Alt-Tierstein lädt zum Verweilen ein

Da, wo vor vielen Jahrhunderten noch eine stolze Burg mit Herrschaftssitz des Tiersteiner Geschlechts stand, ist heute nur noch eine Ruine zu finden, welche zurück an diese Zeit erinnert.

Miriam Häusler

Die Ruine Alt-Tierstein liegt inmitten von unzähligen Bäumen auf einem Bergsturzblock im Wald von Gipf-Oberfrick, etwa einen Kilometer vom Dorf entfernt. Von der Ruine aus, hat man das ganze Jahr hindurch eine schöne Aussicht auf den Chornberg und das Fricktal. Die Burg wurde im Jahr 1082 vom Tiersteiner Geschlecht erbaut und diente bis im Jahr 1180 als Herrschaftsmittelpunkt. In diesem Jahr bauten die Tiersteiner eine neue Burg; die Burg Neu Thierstein bei Büsserach und verlegten ihren Herrschaftsmittelpunkt dann dorthin. Als Hochvögte des Bistums Basel und als Grafen im Sisgau (damalige Landgrafschaft im Gebiet der heutigen Nordwestschweiz), gehörte das Tiersteiner Geschlecht zum höheren Reichsadel. Beim grossen Basler Erdbeben 1356 erlitt die Burg Alt-Tierstein heftige Schäden, welche später aber wieder repariert und neu aufgebaut wurden. Von da an galt die Burg als Verwaltungssitz für den Talvogt. Später geriet sie nach und nach in Vergessenheit.

Burg wird wieder entdeckt
Erst im Jahr 1934/35 wurde die Burgruine entdeckt und ausgegraben. Die Ausgrabungen wurden durch das erste schweizerische, archäologische Arbeitslager des freiwilligen Arbeitsdienstes durchgeführt. Rund 200 Mann arbeiteten während 11 000 Tagen. Insgesamt wurden mehr als 3000 m² Erdreich und Schutt aus der Ruine geschaffen. Hauptsächlich wurden dabei alltägliche Abfälle gefunden. Zum Beispiel Keramik oder Knochen. Unter anderem wurde ein Spielstein aus Knochen und ein Fragment von gotischen Gewänden aus Sandstein entdeckt. Dank diesen Fundstücken konnte bezeugt werden, dass die Burg vom 11. bis ins 15. Jahrhundert besiedelt war. Die Burganlage an sich ist untypisch. Der Grundriss ist sehr verschachtelt und weist auf diverse Um- und Anbauten der Burg hin und kann nicht erklärt werden.

Beliebtes Wanderziel
Heute ist die Ruine im Besitz der katholischen Kirchgemeinde Frick/ Gipf-Oberfrick und steht unter dem Schutz des Kantons Aargau. Ausgestattet mit Feuerstellen und von der Waldhütte Gipf-Oberfrick aus in etwa zehn Minuten zu Fuss gut erreichbar, gilt die Ruine Alt-Tierstein als beliebtes Ausflugsziel für Familien. Wanderer benutzen die Ruine oft als Rastplatz, wenn sie auf der Route des Fricktaler Höhenwegs unterwegs sind.

Eine saubere Sache
Beim Besuchen der Ruine fällt sofort auf, wie sauber sie ist. Doch das passiert nicht von alleine. Jährlich im Herbst findet die «Ruinenputzete» statt. Die Mauern der Ruine werden gesäubert und Gräser und Sträucher rund um und in der Ruine entfernt. Diese Aktion wird vom ehemaligen Förster Stefan Landolt mit Hilfe von freiwilligen Helferinnen und Helfern durchgeführt.


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