Niemand will es, aber viele Gemeinden begünstigen es: Sobald es warm wird, wachsen an Ufern die Abfallberge und laute Radios und trunkenes Gegröle stören die Nachtruhe der Anwohner. Man nennt dies «Mediterranisierung» und findet sich nicht nur damit ab, sondern fördert das Treiben – räumt an den Folgetagen mit teuren Putzequipen den Dreck weg und zuckt die Achseln: So ist es heutzutage eben – fertig.

Der geplante Steg steht auch im Dienste dieses Lärm und Litterings. Er wird der deutschen Jugend ein willkommenes Einfallsstor für das weit attraktivere Partyufer auf der Schweizer Seite sein. Wer meint, hier werde der Teufel an die Wand gemalt, soll bereits jetzt die begehrten Plätzchen nach Wochenenden besichtigen (der sogenannte Kiwanis-Grillplatz kann dazu wärmstens empfohlen werden). Man kann die Litterer und Lärmer freundlich befragen: Er erhält ganz ehrliche Auskunft: Auf der deutschen Seite gäbe es nur wenig so gut geeignete Plätzchen – und zudem sei man in der Schweiz recht sicher vor Polizeikontrollen.

Mit dem neuen Steg würden diese Saufgelage noch unterstützt. Ehrlicherweise müsste man also zu den Stegkosten noch die damit wachsenden Reinigungskosten und Securitasdienste einkalkulieren. Der Rheinsteg hätte für Rheinfelden/Schweiz also etwas Masochistisches an sich, für die deutsche aber etwas Lohnendes: Statt dass sich der deutsche Oberbürgermeister endlich daran machte, das deutsche Ufer so aufzuwerten, dass es etwa gleich attraktiv wie das schweizerische wäre, spart er diese Kosten und schickt seine Jugend einfach über den Steg: Die Ordnungsproblematik hätte er damit elegant und schlau ausgelagert. Noch schlauer ist es, den Steg mit dem Decknamen «Entwicklungsbrücke» verkaufen zu wollen. In unserm Rathaus merkt man einfach nichts, das Finanzpolster macht schläfrige Köpfe.

JÜRG KELLER, RHEINFELDEN