Ittenthaler Dorflädeli muss wieder kämpfen

  17.10.2019 Gewerbe, Ittenthal

Migrolino will den Ittenthaler Dorfladen ab Ende Jahr nicht mehr beliefern. Die Kündigung des Lieferanten sorgt für eine ungewisse Zukunft.

Susanne Hörth

Der kleine Dorfladen im Kaister Ortsteil Ittenthal steht einmal mehr vor einem drohenden Aus. Das genossenschaftlich organisierte Lädeli hat in den vergangenen Jahren immer wieder Tiefschläge hinnehmen und kämpfen müssen. Wie etwa vor wenigen Jahren, als der Warenlieferant Volg absprang. Zu klein waren die georderten Mengen. Mit migrolinowholesale konnte ab 1. Januar 2017 ein neuer Lieferant gefunden werden. Doch nun hat dieser per Ende Jahr die Zusammenarbeit mit dem »Üttleter Lädeli» gekündigt. Peter Kalt, Präsident der Ladengenossenschaft, ist enttäuscht, auch wenn er weiss: «Für Migrolino ist ein Dorfladen nicht das Kerngeschäft. Sie haben ihr Warensortiment auf Tankstellenshops und die eigenen Filialen ausgelegt.»

Ein traditionelles Dorflädeli sei anders aufgebaut als ein Tankstellenshop. In einem solchen würden die wenigsten Kunden Produkte wie beispielsweise Mehl, Hefe oder Spargelspitzen erwarten. «Mit Migrolino verlässt uns ein Lieferant, der uns nach dem Ausstieg von Volg ‹gerettet› hat. Trotz dieses Rettungsrings mussten wir immer kräftig schwimmen, da es aufgrund der doch unterschiedlichen Kernaufgaben nicht zu 100 Prozent gepasst hat.»

Mit dem Lieferanten hätten immer wieder Gespräche stattgefunden: «Wir haben ihnen angeboten, dass wir interne Kosten übernehmen, welche sonst keinem andern Laden belastet werden. Wir haben die Liefertermine auf das Nötigste beschränkt. Ausserdem haben wir immer mehr Artikel bestellt, um so die notwendigen Abladewerte in etwa erreichen zu können.» Traurig fügt Kalt an: «Mit rund 220 Einwohnern schaffen wir es aber nicht, den Umsatz weiter zu steigern. Wir sind am Ende der Fahnenstange angelangt.» Dabei sei gerade bei der älteren und nicht mehr so mobilen Bevölkerung der kleine Dorfladen sehr beliebt. Das motiviere trotz aller Widrigkeiten auch immer wieder zum Weitermachen, betont der Genossenschaftspräsident. Mit besonderen Aktionen wie aktuell mit den speziellen Raclettsorten und dem Raclette-Event am 27. Oktober in der Mehrzweckhalle versucht man zudem, auch die jüngere Kundschaft anzusprechen.

Ohne grossen Lieferant geht es nicht
«Wir können aber nur überleben, wenn wir die Ware geliefert bekommen», bringt es Kalt auf den Punkt. Die Produkte selber zu holen, sei auch bei kurzen Wegen sehr mühsam. «Man benötigt entsprechend grosse Fahrzeuge und diese müssen mit Kühlung oder sogar Tiefkühler ausgestattet sein.» Die Suche nach einen neuen Lieferanten ist schwierig. Ein Silberstreifen am Horizont sind die beiden Anbieter, mit denen die Genossenschaft aktuell Gespräche führt. Namen will Kalt noch keine nennen, dazu sei es zu früh.

Zum Überleben des Dorfladens ist ein grösserer Lieferant nötig. Es braucht aber auch, und hier ist Peter Kalt voller Stolz, die kleinen regionalen Lieferanten, die dem Laden seit Jahren die Treue halten. Die Mitarbeitenden, die für einen kleinen Lohn arbeiten. Die Kirchgemeinde Ittenthal, welche die Ladenräumlichkeiten gratis zur Verfügung stellt und alle, die regelmässigen im Lädeli einkaufen. «Ohne alle diese Leute würde es unser Dorflädeli schon seit Jahren nicht mehr geben.»


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