Der Mann, der gerne im Schatten bleibt

  21.10.2019 Persönlich, Rheinfelden

Tobias Degen aus Rheinfelden hat sich schon als Jugendlicher gerne um technische Angelegenheiten gekümmert. Zwischenzeitlich ist sein Hobby auch zu seinem Beruf geworden.

Janine Tschopp

Der Künstler steht auf der Bühne, er befindet sich mitten im Programm, und plötzlich versagt sein Funkmikrofon. Er fährt zwar fort, aber das Publikum hört fast nichts mehr. Der Künstler ist verunsichert, und sein Blick geht sofort zum Mann am Tonpult. «Das ist nicht so toll», sagt der Rheinfelder Eventtechniker Tobias Degen und erklärt, dass solche Situation zum Glück nur ganz selten vorkommen. Sicherheitsvorkehrungen wie zum Beispiel Ersatzmikrofone, Notstromanlagen und Backup-Pulte helfen, solche Pannen zu verhindern. Und falls doch irgendeinmal etwas schief läuft, gilt es Ruhe zu bewahren und so schnell wie möglich eine Lösung zu finden.

Obschon Tobias Degen bereits seit elf Jahren als selbständiger Eventtechniker unterwegs ist und eine Menge Erfahrung hat, kribbelt es noch immer bei jeder Show und bei jedem Konzert. Dass nicht nur der Künstler, sondern auch er völlig konzentriert bei der Sache ist, sei eine wichtige Voraussetzung. Wenn eine Show bereits 200 Mal gespielt wurde, spiele irgendwann die Routine mit. «Dann wird es aber gefährlich», sagt Tobias Degen.

Über 700 Shows mit «DivertiMento»
Seit 2008 ist Tobias Degen mit dem Cabaretduo «DivertiMento» unterwegs. «Ich durfte mit ihnen mitwachsen», sagt der Rheinfelder mit einem Lachen. Direkt nach seiner Ausbildung bei einem Eventtechnik-Unternehmen in Deutschland, erhielt Tobias Degen die Chance, das Cabaretduo als Lichttechniker zu unterstützen.

Damals waren es noch kleine Säle, die bespielt wurden. Zwischenzeitlich wurden die beiden Kabarettisten immer beliebter und haben auch Auftritte vor 8000 Personen, wie zum Beispiel im Hallenstadion in Zürich.

«Wir waren schon fast überall», erzählt Tobias Degen. Eine Herausforderung sei, dass jeder Saal über eine andere Ausstattung verfüge. Da hilft ihm die Erfahrung, und der Techniker weiss, wie er sich für die verschiedenen Lokale vorbereiten und welches Material er mitnehmen muss. In den vergangenen elf Jahren hat er mit «DivertiMento» drei verschiedene Programme und über 700 Shows bestritten. «Wir sind wie eine Familie», beschreibt Tobias Degen das Verhältnis zwischen den Künstlern und den Technikern. Die technische Crew ist ziemlich klein, auch wenn sie zwischenzeitlich von zwei auf vier Personen gewachsen ist.

Lieber im Hintergrund
Wer Tobias Degen kennt, weiss, dass er lieber auf im Hintergrund wirkt. Er ist es, welcher die Künstler in Szene setzt und ins Scheinwerferlicht stellt. Selber auf der Bühne zu stehen, wäre eine grosse Strafe für ihn.

«Ich bin happy, so wie es ist», sagt er. Er liebt es, mit seiner Firma selbständig zu sein. «Es gibt niemanden, der mir reinredet», sagt er lachend. Zudem ist es sein Hobby, das zwischenzeitlich zu seinem Beruf wurde. «Schon in der Jungwacht habe ich mich immer gerne um technische Sachen, wie zum Beispiel die Lagerfilme gekümmert.» Der heute 37-Jährige war bereits als Bub ein Tüftler und hatte stundenlang Geduld, irgendwelche technische Sachen auszuprobieren und zum Laufen zu bringen. Auch hat er bereits in jungen Jahren Rockkonzerte organisiert: «Ich kam lange nicht auf die Idee, dies auch beruflich zu machen.» Neben dem Engagement bei «DivertiMento» hat Tobias Degen weitere Standbeine. So springt er bei Grossfirmen als freier Beleuchter ein. Viele Kunden haben ihren Sitz in der Schweiz. Es macht ihm aber auch nichts aus, weiter zu reisen. Er erzählt von verschiedenen persönlichen Highlights, welche ihn beruflich in die Ferne zogen. Zum einen war es die Fussball-Weltmeisterschaft 2014 in Brasilien, als er im Stadion als Techniker die Pressekonferenz betreuen durfte, zum anderen das Champions League Finale 2016 in Mailand, als er die Lounges im Stadion technisch zu betreuen hatte. Und zum Dritten war es der IOC-Kongress in Lima, wo er als Techniker tätig sein durfte.

Wie kommt der Rheinfelder zu solchen Aufträgen? «Mit den Jahren hat man ein grosses Netzwerk, man kennt sich in der Branche. Der Schweizer Markt ist nicht so gross.» So gerne er Aufträge im fernen Ausland auch hat, so sehr freut er sich danach immer wieder in die Schweiz zurückzukehren. Man schätze es wieder, dass zu Hause vieles einfacher zu organisieren sei, und man werde dankbarer.

Inseli zum Leuchten bringen
Tobias Degen ist auch regional tätig. So gibt es viele Rheinfelder Kulturanlässe, wie zum Beispiel KonzerTanz, Live am Rhy, die Jahreskonzerte der Stadtmusik, den Füürball oder die Fasnacht, bei welchen Tobias Degen involviert ist. Auch in der kommenden Adventszeit ist seine Handschrift in Rheinfelden zu erleben. Er ist Installateur des klingenden Adventsfensters und der Sterne, welche letztes Jahr das Inseli erstmals zum Leuchten brachten. Bevor die Adventszeit kommt, gönnt sich Tobias Degen noch ein paar Tage Ferien und ist ab Anfang November bis im Juni 2020 mit «DivertiMento» auf Tour. Langweilig wird es ihm nie. Und was während des Gesprächs immer wieder klar wird: Der Rheinfelder ist sehr glücklich mit seiner täglichen Arbeit. «Es ist abwechslungsreich, ich habe die Möglichkeit, ganz viele Menschen zu treffen, ich darf immer neue Dinge lernen, und das Publikumsfeedback bei den Shows ist toll», sagt er. Tobias Degen, der Mann, der immer gerne auf dem Boden bleibt, am liebsten im Hintergrund, und auf keinen Fall sich selber, sondern gerne andere Menschen ins Scheinwerferlicht stellt.


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