«Wo ein Wille ist, ist ein Weg»

  03.10.2019 Fricktal, Schule

Stiftung MBF reagiert auf Kritik am geplanten HPS-Standort in Mumpf

Einige Eltern von Fricker HPS-Schülern reagieren mit grossem Unmut über den künftigen Schulstandort im ehemaligen Oberstufenzentrum Fischingertal in Mumpf. Fehlende Inklusion der Mädchen und Buben in dem etwas abgelegenen Schulhaus ist nur einer der bemängelten Punkte.

Susanne Hörth

Vor einer Woche wurde bekannt, dass die Stiftung MBF (Menschen mit einer Behinderung im Fricktal) das ehemalige Oberstufenzentrum in Mumpf für 9,3 Millionen Franken erwerben wird. Hier will sie als künftige Trägerin der neuen Heilpädagogischen Schule Fricktal die beiden bisherigen Schulen in Rheinfelden und Frick ab Sommer 2021 zusammenführen. Und das stösst einigen Eltern, insbesondere von Fricker HPS-Schülern sauer auf. Jean-Paul Schnegg, Geschäftsleiter der Stiftung MBF nimmt zu einigen Vorwürfen Stellung.

NFZ: Herr Schnegg, die Eltern beschweren sich über die späte Information über die Veränderungen bei der HPS. Sie hätten aus der Zeitung vom Entscheid erfahren müssen, erst dann seien sie mittels Brief orientiert worden. Warum so spät?
Jean-Paul Schnegg:
Die Planung der Kommunikation erfolgt durch die Steuergruppe. Die Steuergruppe besteht aus Vertretungen der Gemeinde Frick, der Stadt Rheinfelden, der Schulpflege Frick, der Schulpflege Rheinfelden, der Schulleitungen Frick und Rheinfelden sowie der Stiftung MBF. Die Eltern wurden im Februar 2018 per Brief über das Projekt durch die Gemeinde Frick, beziehungsweise der Stadt Rheinfelden informiert. Anfang Mai 2019 erfolgte eine Medienmitteilung. Der Termin der Elterninformation vom 4. September wurde anlässlich der Steuergruppensitzung vom 28. Juni festgelegt und der Versand für nach den Sommerferien terminiert. Den ersten Elternbrief habe ich am 7. August erhalten. Unsere Einladung für den Informationsabend wurde am 19. August versendet. Das hat wohl bei einigen den Eindruck erweckt, dass wir erst auf Grund des Elternbriefs reagiert haben. Wie oben aufgeführt, war dies jedoch nicht der Fall.

In einem der Briefe an die Verantwortlichen der Stiftung MBF haben einige Eltern von Fricker HPS-Schülern ihrem Unverständnis, beziehungsweise den Gründen gegen einen Standortwechsel Ausdruck gegeben. Wie hat man darauf bei der MBF reagiert?
Bei der Medienmitteilung vom 29. April war die Entscheidung für den Standort Mumpf noch nicht getroffen. Wir haben am 4. September die bereits angesprochene Infoveranstaltung für Eltern von Schülerinnen und Schüler der HPS Frick und Rheinfelden durchgeführt. Während der weiteren Projektarbeit werden wir weitere Informationsveranstaltungen durchführen.

Beanstandet wird unter anderem die fehlende Inklusion. Wie will man der befürchteten Abschottung der Kinder entgegenwirken?
Der Standort Mumpf hat Vor- und Nachteile, beziehungsweise Stärken und Schwächen – wie alle anderen Schulstandorte auch. Das ist uns durchaus bewusst und wir werden bei den weiteren Projektarbeiten alles daran setzen Lösungen zu erarbeiten, um die Schwächen zu reduzieren.

Grundsätzlich können Kinder mit einer geistigen Behinderung integrativ an der Regelschule oder separat an einer Sonderschule beschult werden. Mit der Neuen Ressourcierung Volksschule wird der integrative Ansatz an den Schulen vor Ort noch verstärkt. Sofern die Schulpflege eine Heilpädagogische Schule als geeignete Beschulung vorsieht, schafft diese mit verschiedenen Anlässen und Kontakten ein Umfeld, welches die Inklusion unterstützt.

Und weiter?
Die HPS ist die HPS Fricktal. Die Schülerinnen und Schüler werden die Möglichkeit haben, zum Beispiel an Märkten der Herkunftsdörfer der Schülerinnen und Schüler teilzunehmen. Ich kann mir durchaus, zum Beispiel die Teilnahme am Räbeliechtliumzug oder am Fasnachtsumzug und so weiter auch in den Herkunftsgemeinden der Schülerinnen und Schüler vorstellen.

Wir denken auch bereits darüber nach, wie wir Aktivitäten der Gemeinde Mumpf und umliegender Vereine für alle Schülerinnen und Schüler ins Schulhaus der HPS Fricktal holen.

Trotzdem: In Frick ist eine Integration mit der in der Nähe befindlichen Regelschule tatsächlich einfacher als in Mumpf. Wie wichtig ist für die Entwicklung der HPS-Schüler die Nähe zu einem belebten Dorf wie Frick mit seinen verschiedenen Aktivitäten?
Ich, die Geschäftsleitung und der Stiftungsrat werden uns dafür engagieren, dass die Kontaktpflege zur Regelschule durch beispielsweise Projektarbeiten, Anlässe und mehr auch weiterhin stattfinden wird. Wo ein Wille ist, ist auch ein Weg.

Mittelfristig ist ein Unterstützungsangebot «Behindertenspezifische Beratung» für die Regelschulen vorgesehen, welches die Kooperation zwischen den Schulen stärkt. Kontakte zu wichtigen Vorbildern sind insbesondere ausserhalb der Schule sehr wichtig, zum Beispiel in Dorfvereinen.

Integration beginnt ja auch auf dem Schulweg. Wie kommen die Mädchen und Buben in Frick und Rheinfelden zur HPS?
In Frick kommen zurzeit rund 50 Prozent der Schülerinnen und Schüler selbstständig in die HPS, die anderen 50 Prozent werden mit Taxis geführt.
In Rheinfelden kommen zurzeit rund ein Drittel selbstständig und zwei Drittel mit dem Schulbus in die HPS.

Konkret steht im Raum, dass bisherige Fricker HPS-Schüler von ihren Eltern nicht nach Mumpf geschickt werden. Laut den der NFZ vorliegenden Informationen wehren sich rund 15 Elternpaare (was mehr als einem Viertel der Schüler aus Frick entspricht) gegen den Wechsel nach Mumpf. Wie reagiert man von Seiten MBF?
Weder an der Regel- noch der Sonderschule haben die Eltern eine Wahlmöglichkeit. Die Kinder werden von der Schulpflege nach Wohnregion zugewiesen. Die Eltern haben die Möglichkeit die Zuweisung anzufechten.

Weil die Entscheidung anders ausgefallen ist, als ein Teil der Eltern der HPS Frick und der HPS Rheinfelden sich das gewünscht hätten, heisst es nicht, dass wir ihre Anliegen nicht ernst genommen haben. Als Vater von drei erwachsenen Töchtern und von einer kurz nach der Geburt verstorbenen schwerbehinderten Tochter verstehe ich sehr gut, dass die Eltern sich so fühlen. Wir haben ihre Anliegen aufgenommen. Bei seiner Entscheidung hat der Stiftungsrat diese auch berücksichtigt. Der Stiftungsrat, die Steuergruppe und ich werden auch darum besorgt sein, dass bei der weiteren Projektarbeit diese Anliegen berücksichtigt werden.

Hat man bei der Stiftung MBF mit solchen Reaktionen gerechnet? Hat es auch aus Rheinfelden ähnliche Elternbeschwerden gegeben?
Bei jedem Veränderungsprozess ist mit solchen Reaktionen zu rechnen. Der Stiftungsrat und ich nehmen diese Reaktionen ernst und stehen auch für persönliche Gespräche gerne zur Verfügung. Elternbeschwerden aus Rheinfelden sind bis heute nicht bis zu mir, bzw. bis zum Stiftungsrat der Stiftung MBF gekommen.

Laut unseren Elterninformationen wollen zahlreiche Lehrpersonen den Wechsel nach Mumpf nicht mitmachen. Stimmt diese Aussage?
Die Lehrpersonen sind bis Ende Juli 2020 durch die Schulpflege Frick angestellt. Persönlich ist mir bekannt, dass zwei Lehrpersonen nicht nach Mumpf kommen werden und dass die Schulleiterin und ihre Stellvertreterin gekündigt haben, was ich sehr bedauere.

Mein Ziel ist es, das alle Lehrpersonen und Angestellten der HPS Frick und Rheinfelden ihr Wissen zu Gunsten der Schülerinnen und Schüler auch in Mumpf in einem angenehmen Klima und unter guten Bedingungen erfolgreich einsetzen werden.


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