«Unsere Kinder werden einen Beruf ausüben, den es noch nicht gibt»

  01.10.2019 Rheinfelden

Angeregtes Diskussionsforum war mit 150 Teilnehmern restlos ausgebucht

«Welche Fähigkeiten muss man 2030 auf dem Arbeitsmarkt haben?» So lautete die Frage des Forums «Future Skills» am Freitagabend im Parkhotel Rheinfelden, organisiert vom Schweizerischen Studentenverein.

Clara Rohr-Willers

Das Forum bestach durch Gäste aus unterschiedlichen Branchen und somit durch eine Perspektivenvielfalt. Während der Hauptorganisator des Abends, Magnus Willers, auf die notwendige Investition in ein gutes Bildungssystem pochte, fügte der erste Referent, der Präsident des Arbeitgeberverbands Valentin Vogt, hinzu: «Heute zählen die MINT-Fächer und ich fordere die Jungen auf: Lernt einen Beruf, der auf dem Markt gefragt ist und in dem man genügend Geld verdient, um davon anständig zu leben.»

Neben der richtigen Berufswahl hält Vogt eine notwendige Loyalität zwischen Arbeitnehmern und Arbeitgebern zentral für eine erfolgreiche Firmendynamik. «Die dafür notwendigen Soft Skills können in einem Berufsverband oder im Milizsystem erlernt werden», schilderte der 59-jährige Manager.

«Uns die Technik zu Nutze machen»
Andreas Liedtke befasst sich mit Studien zum Arbeitsmarkt der Zukunft. Er war der zweite Referent. Der 46-Jährige pochte auf die Selbstverantwortung des Individuums, um auf dem Arbeitsmarkt der Zukunft überleben zu können. «Wir sollten uns die Technik zu Nutze machen», sagte der Betriebswirtschaftler. Er zeigte sich überzeugt, dass durch die Digitalisierung viele neue Berufe entstehen würden. Zwanzig Prozent der arbeitenden Schweizerinnen und Schweizer bräuchten dringend ein Update in Sachen Digitalisierung, sagte Literaturwissenschaftlerin Danièle Ambache Castle. «65 Prozent unserer Kinder werden einen Beruf ausüben, den es heute so noch nicht gibt», schilderte die Vertreterin von «Digital Switzerland», das am WEF 2015 entstanden ist und der Schweiz helfen soll, sich auf dem globalen Markt auch in der digitalen Zukunft zu positionieren.

Im Gegensatz zu Andreas Liedtke sagte Danièle Ambache Castle, dass die Zahl der neu entstehenden Jobs kleiner sein könnte als jene, die durch die Digitalisierung verschwinden und stützte sich auf eine Quelle des Bundesamts für Statistik. Sie erklärte zudem, dass in den Vereinigten Staaten schon heute fünfzig Prozent aller Beschäftigten zwei Jobs hätten und dass lebenslanges Lernen unabdingbar ist. In Bezug auf die Chinesen mit ihrem «1000 Talents Plan» sprach Ambache Castle sogar von einem «Talent War», einem internationalen Krieg um die besten Talente in den verschiedenen Branchen.

«Es zählt weiterhin auch das Fachwissen»
Die Rektorin der Universität Basel Andrea Schenker-Wicki zeigte die demographischen Entwicklungen der nächsten Jahrzehnte auf und nahm Bezug auf die Migration. «Die meisten Menschen werden heute auf dem Kontinent Afrika geboren und die Globalisierung wird weiter zunehmen», so die Lebensmittelingenieurin. «Während sich das Wissen um 1900 noch alle 100 Jahre und um 1950 noch alle 25 Jahre verdoppelte, verdoppelt sich das Wissen im Beruf heute alle ein bis zwei Jahre. Ich unterstreiche dennoch, dass neben dem Umgang mit modernen Informations- und Kommunikationstechnologien weiterhin das Fach- und Kontextwissen zählt.»


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