Vielseitiger Waldgang in Rheinfelden

  17.09.2019 Rheinfelden, Natur

Trotz reichhaltiger Informationen nur wenige Teilnehmer

Konkurrenz durch andere Freizeitangebote oder fehlendes Interesse an der Natur? Nur eine bescheidene Anzahl an Rheinfelderinnen und Rheinfelder interessierte sich für die Waldbewirtschaftung, Waldpflege, Jagd und Pilze vom vergangenen Samstag in den Gebieten Weiherfeld und Tannenchopf.

Clara Rohr-Willers

Selber profitieren wir von der Natur, interessieren uns aber kaum für ihre Bedürfnisse und ihr Wohlbefinden. Mit dieser Tatsache konfrontierte der Stadtoberförster Kurt Steck die kleine Gruppe Rheinfelderinnen und Rheinfelder beim Bahnhof Augarten. «Es sind nur Wenige, die gekommen sind. Dabei ist der Wald gerade in unserem oft reizüberfluteten Leben ein wichtiger Erholungsort», schilderte Kurt Steck. «Nach aktuellen Studien hat ein Aufenthalt im Wald von zwei Stunden pro Woche eine positive Wirkung auf uns und stärkt unser Immunsystem.» Der freie Zugang zu Wäldern sei nicht in allen Ländern so selbstverständlich wie in der Schweiz. «Seit über zweihundert Jahren ist er für alle frei begehbar und ein Freiraum, den jeder in Anspruch nehmen kann. Es wäre zu wünschen, dass die Menschen mehr Wertschätzung zeigten. Zum Beispiel durch den Besuch dieses Waldgangs mit Informationen zur Bewirtschaftung, Pflege, Jagd und den so wichtigen Pilzen.»

Waldpflege und -bewirtschaftung haben viele Facetten
Alle vier Jahre lädt der Gemeinderat die Einwohnerinnen und Einwohner der Stadt Rheinfelden zu einem Waldgang ein. Am Samstag führten Stadtoberförster Kurt Steck und Revierförster Bruno Staudacher durch die Gebiete Weiherfeld und Tannenchopf und informierten über die Waldbewirtschaftung und aktuelle Herausforderungen: die Klimaveränderung einerseits und die Notwendigkeit der Waldwirtschaft und -pflege, langfristige Projekte zu planen, deren Endprodukte nicht sofort ersichtlich sind.

Schon beim ersten Halt am Waldrand gegenüber dem Golfplatz stellte ein Besucher die Frage nach Bäumen, welche die Trockenheit der vergangenen Jahre besser vertragen könnten. «Tatsächlich geht man davon aus, dass die Fichten im Flachland irgendwann verschwinden werden», antwortet Kurt Steck. «2018 gab es fast keinen Regen im Sommer und auch dieses Jahr ist ein sehr trockenes. Fichten können so nur noch wenig Harz zur Verteidigung gegen den Borkenkäfer produzieren und der Schädling erreicht bis zu drei, vier Generationen an Käfern von Frühling bis Herbst.»

Bäume gingen unterschiedlich mit Trockenheit um. «Die Eiche kann die Trockenheit besser ertragen als die Buche. Während der Eichenanteil heute bei 10 Prozent liegt, sollte er in 80 Jahren bei 20 Prozent liegen.»

Einsatz des Naturschutzvereins
Beim Judenweiher erklärten Daniela Müller Brodmann und Christian Vaterlaus vom Vorstand des Natur- und Vogelschutz Rheinfelden die Wichtigkeit von zusammenhängenden Wandergebieten für Amphibien wie die Gelbbauchunke. Neben der Beobachtung des Zustands des Weihers und der kleinen Tümpel gehört auch die Pflege der Hecken, Heimat vieler Vögel, zu den Aufgaben des Naturschutzvereins. «Durch fehlenden Regen und fliessende Bächlein hat es viele Nährstoffe im Weiherwasser, sodass er zuwächst und als Laichplatz weniger attraktiv wird. Es bräuchte Geld, damit der Weiher etwas ausgebaggert werden könnte», schilderte Daniela Müller Brodmann. «Jeder kann sich bei Aktionen des Naturschutzvereins für die Pflege von Flora und Fauna beteiligen. Mit einem Beitrag von nur 30 Franken wird man passives Mitglied.»

Nach einer interessanten Schilderung der Aufgaben der Jäger von Boris Brunner und Andreas Wyss vom Jagdverein Viola im Wald spazierte die Gruppe, begleitet unter anderen von Stadtammann Franco Mazzi und Vizeammann Walter Jucker, zum Görbelhof der Familie Frey. Wie eine Insel aus früherer Zeit liegt er neben der nahen Autobahn, dem Golfplatz und der Brauerei. Dort führte ein Experte durch eine Pilzausstellung. Den kulinarischen Abschluss bildete ein Zvieri vom Grill.


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