Das wahre, mörderische Leben

  12.09.2019 Frick

In «Abendstunde im Spätherbst» stehen sich ein von Moralvorstellungen geprägter Buchhalter und ein mit allen Wassern gewaschener Literatur-Nobelpreisträger gegenüber. In der Kriminalkomödie wird das Fricker Kornhauskeller-Publikum zusammen mit den Schauspielern Kaspar Lüscher und Wilfried Gronau in einen Sog aus Sein und Schein gezogen.

Susanne Hörth

«Es wirkt so locker! Passt das überhaupt?» Kaspar Lüscher steht neben dem Kopiergerät, schiebt seine Brille hoch und lacht. Die Unsicherheit der Fotografierenden wischt der Gipf-Oberfricker mit den Worten «es passt!» beiseite. Er sagt es nicht nur, sondern stellt es umgehend auch unter Beweis. Eben noch der lockere Privatmann, wird Schauspieler Kaspar Lüscher eins mit der Person des korrekten, etwas steif wirkenden Buchhalters Fürchtegott Hofer. In dieser Rolle wird Lüscher morgen, Freitag, dem Schriftsteller und Literatur-Nobelpreisträger Maximilian Korbes in dessen Schreibstube (Kornhauskeller Frick) einen Besuch abstatten. Gespielt wird Korbes von Wilfried Gronau, einem langjährigen Schauspielkollegen von Kaspar Lüscher.

Zwischen Sein und Schein
Hofer ist ein grosser Bewunderer des Krimiautors. Mit der akribischen Genauigkeit eines ewig bleibenden Buchhalters will er dem Geheimnis von Korbes so echt wirkenden Mordgeschichten auf den Grund gehen. Deshalb reist er seit Jahren hinter dem Schriftsteller her. Und findet Haarsträubendes heraus. Damit will er nun den vom Erfolg verwöhnten Lebemann konfrontieren. Doch dieser reagiert so gar nicht, wie es Hofer erwartet hätte. Die Geschichte entwickelt sich. Abgründe des Bösen tun sich auf. Ungewollt wird Fürchtegott Hofer zur Hauptfigur in Korbes neuem Krimi.

Eigentlich, das merkt man Kaspar Lüscher an, sei hier schon fast zu viel vom neuen Stück preisgegeben. Aber eben doch nur eigentlich. Trotz oder gerade wegen der nun bekannten Details dürfen sich die Zuschauer auf ein spannendes Schauspiel mit einem faszinierenden Dialog zweier kaum unterschiedlicher sein könnender Figuren einstellen.

Schein und Sein vermischen sich in «Abendstunde im Spätherbst». Eine Geschichte in der Geschichte kommt auf der Theaterbühne zustande.

Gescheit, ernst und humorvoll
Warum dieses Stück von Friedrich Dürrenmatt? «Ich war auf der Suche nach einem Stück, das unterhaltsam ist, gleichzeitig aber auch gescheit, ernst und humorvoll.» Dass die Wahl dabei auf Friedrich Dürrenmatt fiel, kommt nicht von ungefähr. Kaspar Lüscher ist ein grosser Verehrer dieses Schreibkünstlers. «Ich finde die Art, wie er etwas erzählt einfach toll. Bei der intensiven Auseinandersetzung mit einem Stück von Friedrich Dürrenmatt, vor allem bei der Probearbeit auf der Bühne, merkt man dann erst wirklich, wie genau, wie exakt jedes seiner Worte ist», zeigt sich Lüscher voller Hochachtung.

Die Begegnung zwischen Dürrenmatts Romanfiguren – dem zynischrealistischen Schriftsteller Korbes und dem von Moralvorstellungen geprägten Schwerenöter Hofer – beschreibt Kaspar Lüscher als spannungsvoll, manchmal direkt aus dem Leben gegriffen und nicht selten auch von ungewollten Humor geprägt. «Die Komödie entsteht durch die Art und Weise, wie die beiden miteinander umgehen. Das ist zum Teil schon sehr komisch.» Bei «Abendstunde im Spätherbst» tun sich also nicht nur menschliche Abgründe auf. Es bietet auch genügend Raum für Lachen und Schmunzeln. «Eine utopische Kriminalkomödie», bringt es Kaspar Lüscher auf den Punkt.

«Abendstund im Spätherbst» von Friedrich Dürrenmatt im Kornhauskeller Frick. Première am 13. September. Weitere Vorstellungen: Montag, 16., Dienstag, 17. und Mittwoch, 18. September, jeweils um 20.15 Uhr


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