«Wir müssen den Wald klimatauglich machen!»

  17.09.2019 Laufenburg, Natur

Waldbereisung im Zeichen von Abschied und Neubeginn

Klimawandel und dessen Folgen, Verabschiedung des Försters Sebastian Meier und Neuausrichtung des Forstbetriebs Laufenburg standen im Mittelpunkt der diesjährigen Waldbereisung.

Dieter Deiss

«Der Klimawandel stresst den Wald, den Förster und uns alle», meinte der Laufenburger Vizeammann Meinrad Schraner bei der Begrüssung am Startpunkt in Leidikon. Gleich zu Beginn verwies er darauf, dass dies die letzte Waldbereisung unter Leitung von Förster Sebastian Meier sei, der im Laufe des kommenden Jahres nach 35 Jahren Arbeit für den Sulzer und Laufenburger Forst in den Ruhestand treten werde. «Es ist ihm nicht egal, was mit dem Wald geschieht. Sebastian Meier war stets zu hundert Prozent Förster. Wir schätzten dies sehr», verdankte der Vizeammann dessen Arbeit.

Auf dem Weg von Leidikon hinauf zur Waldhütte Ebni hatte Förster Meier verschiedene Posten vorbereitet, wo die rund 100 Teilnehmenden viel Wissenswertes über den Waldbau vernehmen konnten. Den Anfang machte eine Übersicht über die Entwicklung des Forstbetriebs. Beeindruckend die zunehmende Mechanisierung und Rationalisierung der Waldarbeit. Die Auflistung zeigte aber auch deutlich, wie der Wald immer wieder unter Naturereignissen wie Stürme, Überschwemmungen oder Borkenkäfer zu leiden hat. Rückblickend hielt Meier fest: «Es war eine wunderbare Zeit!»

Holz statt Öl
Ein weiterer Posten widmete sich der Holzverwertung. Heute gebe es noch zwei Firmen, die Industrieholz benötigen. Ausgeweitet und auf die Kundenbedürfnisse zugeschnitten wurden die Brennholzsortimente. Meier war seinerzeit bei der Schaffung des Wärmverbundes in Sulz treibende Kraft. Mit berechtigtem Stolz verwies er darauf, dass mit diesem Wärmeverbund bis heute rund eine Million Liter Heizöl gespart werden konnten. Auch der in Laufenburg im Aufbau begriffene Wärmeverbund laufe gut, betonte Meier.

«Der Klimawandel ist nicht mehr abzustreiten», sprach Christoph Oeschger, stellvertretender Förster, deutliche Worte. Er zeigte die Folgen der Erderwärmung für den Wald auf. Betroffen sind in unseren Wäldern insbesondere die Fichten, Buchen und Weisstannen. Wegen der grossen Trockenheit verlieren die Bäume ihre Vitalität und sterben ab. Die Fichten werden zudem mangels Abwehrkräften von den Borkenkäfern befallen. «Das Waldbild wird sich deshalb in den kommenden Jahrzehnten massiv verändern», meinte Oeschger.

Ehrenfanfare der Jagdhornbläser
Eine Überraschung gab es beim nächsten Posten: Die Fricktaler Jagdhornbläser warteten unter Leitung von Robert Obrist mit einem Ständchen für den scheidenden Förster auf. Vizeammann Meinrad Schraner befasste sich anschliessend mit der Zukunft. Ab kommendem Jahr schliessen sich die Forstbetriebe Gansingen und Laufenburg zusammen. Während die Gemeinden im Besitze ihrer Grundstücke und Liegenschaften bleiben, gehen die Fahrzeuge in den Besitz des neuen Forstbetriebs über. Zum Abseitsstehen von Kaisten betonte Schraner: «Unsere Türen zu Kaisten stehen weiterhin offen!»

«Der Käferbefall war noch nie so gross, wie in diesem Jahr» berichtete Sebastian Meier und zeigte an einem rund einen Hektare grossen Stück Wald die Konsequenzen auf. Sämtliche Fichten müssen hier gefällt werden. Ein Vollernter demonstrierte dem Publikum das rationelle Arbeiten. Lediglich noch nach Asien könne dieses Holz verkauft werden. «Mir widerstrebt es, Holz zu einem Dumpingpreis zu verkaufen und dann um die halbe Welt zu schiffen», meinte Meier zu dieser Situation. Trotzdem hat er jetzt einen kleinen Teil verkauft, der Rest des Käferholzes werde wohl gehackt und als Schnitzel für Brennholz verwertet.

Beim anschliessenden Zvieri bei der Waldhütte Ebni dankte Sebastian Meier seinem Team, das ihn in seiner Arbeit stets tatkräftig unterstützt habe. Zur aktuellen, schwierigen Situation des Waldes meinte er: «Wir müssen den Wald klimatauglich machen!» Allerdings gibt es hier die bekannte Tatsache, dass das, was der Förster heute pflanzt, frühestens die nächste Generation ernten kann. Bis zur Klimatauglichkeit des Waldes ist es folglich noch ein langer Weg.


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