«Wer den Luftraum beherrscht, bestimmt das Geschehen am Boden»

  24.09.2019 Eiken

Grosser Aufwand für die Evaluation neuer Kampfflugzeuge

Bis auf den letzten Platz besetzt war der Saal im «Rössli» in Eiken, als André Bisig zur Information «Luftverteidigung der Zukunft» begrüsste.

Dieter Deiss

Organisiert wurde der Abend gemäss Bisig von «vier Schützen». Nebst ihm sind dies Rolf Stäuble, Ueli Bögle und Grossrat Christoph Riner. Nationalrätin Corina Eichenberger-Walther erläuterte eingangs den politischen Aspekt dieses Milliardengeschäfts und die Ausgangslage. Die Luftwaffe verfüge heute noch über 30 F/A-18-Flugzeuge, die 30 Jahre alt sind. Die 26 Tiger-Flugzeuge taugen nur noch für die Ausbildung und für die Aufklärung bei guten Bedingungen. Zusammen mit der Beschaffung neuer Kampfflugzeuge soll auch ein neues, leistungsfähigeres System für die bodengestützte Luftverteidigung (BODLUV) beschafft werden. Für die neuen Flugzeuge habe der Ständerat ein Kostendach von sechs Milliarden Franken gesprochen. Ausdrücklich betonte die Nationalrätin, dass über das Kostendach beschlossen werde, bevor man sich für einen bestimmten Flugzeugtyp entschieden habe.

Das Volk wird entscheiden
Die zwei Milliarden für BODLUV sollen über das ordentliche Rüstungsprogramm finanziert werden. Demgegenüber untersteht die Finanzierung für die Kampfflugzeuge dem Referendum. «Sollte die Abstimmung zur Flugzeugbeschaffung negativ ausgehen, wird sich der Bundesrat grundsätzliche Überlegungen machen müssen zur Zukunft der Armee», führte Eichenberger aus. «Wenn wir sauber erklären können, weshalb wir Flugzeuge brauchen, wird das Volk dem Kredit zustimmen», gab sich der zweite Referent des Abends, Oberst Peter Merz, sehr zuversichtlich. Merz, mit 3800 militärischen Flugstunden ein erfahrener Pilot, ist Projektleiter «Neues Kampfflugzeug Luftwaffe». In den aktuellen Konflikten stehe immer die Luftwaffe an erster Stelle, führte er aus. Zu den Aufgaben der Luftwaffe gehöre unter anderem die gegnerische Luftüberlegenheit verhindern, die Unterstützung der Bodentruppen, die Wahrung der Lufthoheit und die Luftaufklärung.

Strategische Lücken in der Abwehr
«Wer den Luftraum beherrscht, bestimmt, was am Boden geschieht», erklärte Merz. Weiter betonte der Generalstabs-Oberst, dass ab 2025 im schweizerischen Abwehrsystem strategische Lücken entstehen. Notfalls könnte dies mit Hilfe einer Nutzungsverlängerung der F/A-18 auf 2030 hinausgezögert werden. Der Zeitplan für die Beschaffung sieht vor, dass ab 2025 die Auslieferung der neuen Flugzeuge beginnt. Abgeschlossen wurde im Laufe dieses Sommers die Vorstellung von vier möglichen Flugzeugtypen: Eurofighter von Airbus, F/A-18 von Boeing, Rafale von Dassault und F-35A von Lockheed Martin. Die Schweden verzichteten auf die Präsentation des Gripen. Weiter berichtete Merz über die wichtigsten Evaluations-Kriterien und Erprobungsaktivitäten. Letztere bestehen aus einer mehrere 1000 Seiten umfassenden Datenanalyse, einer eingehenden Simulator-Erprobung, einer Boden-Erprobung beim Hersteller und einer Flugerprobung in der Schweiz.«Die Finanzierung erfolgt über einen Zeitraum von zehn Jahren. Dies erfordert eine jährliche Erhöhung des Militärbudgets um 1,4 Prozent», ergänzte Merz und fügte abschliessend weiter an: «Es gibt keine Alternative zu Kampfflugzeugen und BOD-LUV. Was wir haben, ist veraltet und ohne die vorgesehene Beschaffungen steht die Bevölkerung ab 2030 schutzlos da.»

In der anschliessenden Fragerunde gab es Bemerkungen zu Finanzierung, Tarnkappenfähigkeit, Beschaffung russischer Flugzeuge, Triebwerkstärke und ähnliches.

Weiterführende Informationen zur Flugzeugbeschaffung www.vbs.ch/Air2030


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