«Lücken nicht auf dem Rücken der Rentner finanzieren»

  04.09.2019 Fricktal, Politik

NFZ-Wahlserie: Fricktaler Nationalratskandidaten im Interview

Rolf Schmid setzt sich für mehr Solidarität und ökologische Lösungen ein. Der 27-jährige Betriebsökonom aus Wil (Gemeinde Mettauertal) kandidiert für die SP.

Bernadette Zaniolo

NFZ: Herr Schmid, wieso kandidieren Sie für den Nationalrat?
Rolf Schmid:
Als junger Freiwilliger bei der Pro Senectute, als Einheimischer in der Asylarbeit oder auch als Mensch mit weltoffener Gesinnung in einer ländlich-konservativen Umgebung habe ich eine verbindende Sicht auf die vielfältigen Lebensrealitäten der Menschen. Für eine lebenswerte Zukunft braucht es dringend solidarische und ökologische Lösungen im Sinne aller.

Wie wollen Sie sich für die Region einsetzen?
Die Umbrüche in der Pharmaindustrie treffen das Fricktal hart. Es braucht ein Konzept um den Wirtschaftsstandort langfristig zu diversifizieren. Zudem muss der öffentliche Verkehr konstant und über Landesgrenzen hinweg ausgebaut werden.

Was halten Sie vom Rahmenabkommen Schweiz-EU?
Das Fricktal als Grenzgebiet braucht ein gutes Verhältnis zu Europa, weil der Austausch von Fachkräften hier grosse Bedeutung hat. Die heutige Situation mit den bilateralen Verträgen ist komplex, das Rahmenabkommen schafft nur bessere Verhältnisse, wenn die flankierenden Massnahmen bestehen bleiben. Gerade der Lohnschutz sichert die Arbeitnehmenden ab.

Braucht die Schweiz neue Kampfjets?
Nein, die Schweiz braucht keine neuen Kampfjets. Wir durchleben in Europa eine sehr lange Periode des Friedens. Die grössten Bedrohungen für unser Land sind soziale Konflikte und die Folgen des Klimawandels. Wir sollten unsere Kräfte und finanziellen Ressourcen unbedingt hierfür einsetzen.

Der menschengemachte Klimawandel ist ein viel diskutiertes Thema. Sollen das Autofahren und das Fliegen teurer werden?
Die ökologische Wende beim Mobilitätsverhalten muss zwingend sozialverträglich sein und darf nicht nur zu Lasten von Arbeitnehmenden und Menschen mit tieferen Einkommen gehen. Fliegen ist definitiv zu günstig. Anstatt nur die Preise zu erhöhen, könnten wir aber auch das Nachtzugangebot ausbauen und den öffentlichen Nahverkehr gratis machen.

Sind Sie für eine schrittweise Erhöhung des Rentenalters?
Nein. Die Digitalisierung bietet die Chance dank höherer Produktivität die Arbeitszeit zu reduzieren. Es braucht weniger Arbeitnehmende. Die Beiträge berechnen sich auf dem Einkommen und nicht auf der Anzahl Zahlender. Die Lücken der nächsten Jahre sind demografisch bedingt und dürfen nicht auf dem Rücken der Rentner finanziert werden.

Welches Buch haben Sie zuletzt gelesen?
«Neben uns die Sintflut» von Stephan Lessenich. Der Autor beschreibt, was wir eigentlich alle wissen. Wir leben nicht über unseren Verhältnissen, wir leben über die Verhältnisse anderer. Wir lagern mit unserer Lebensweise Ungerechtigkeiten und soziale Konflikte einfach aus und beklagen uns letztlich darüber, wenn wir mit den Folgen in Berührung kommen.

Zum Schluss: Was wollten Sie den Fricktalern schon immer mal sagen?
Das Fricktal liegt mitten in Europa. Jeden Tag kommen wir damit in Berührung. Unsere Bevölkerung ist vielfältig und interessant. Es gibt Menschen von hier und Menschen von da. Wir sind keine Grossstadt, leben nahe an der Natur, haben aber trotzdem alles zur Verfügung. Es liegt alleine an uns die Chancen und das Glück darin zu erkennen.


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