Profi-Karriere verpasst – dennoch zufrieden

  17.08.2019 Persönlich, Rheinfelden

Der Rheinfelder Simon Dünki ist nun Captain bei Black Stars Basel

Simon Dünki hatte als junger Mann einen Traum: Er wollte Profifussballer bei einer Spitzenmannschaft werden. Einmal spielte er dann mit dem FC Basel in der Super League gegen den FC Zürich. Später aber stockte seine Karriere und nun spielt er als Verteidiger beim FC Black Stars in der Promotion League. Doch Simon Dünki ist dennoch zufrieden. Kürzlich wurde er zum Captain bei Black Stars ernannt.

Edi Strub

Simon Dünki spielte als kleiner Knirps im Team des SV Augst gegen die Gleichaltrigen des grossen FC Basel – und sie gewannen! Das war der Anfang von Simons fussballerischen Träumen. Er wurde (wie ein paar Jahre zuvor auch Xherdan Shaqiri) vom FCB abgeworben und spielte von da an für den grossen Basler Verein. Von den U-10 kletterte er bis zu den U-21 und wurde schliesslich ins Kader der 1. Mannschaft unter Murat Yakin aufgenommen. «Yakin mochte mich», sagt Simon Dünki, «und so gab er mir die Chance, gegen den FC Zürich zu spielen.»

Dann aber wurde Murat Yakin durch Paulo Sousa ersetzt und weg war die Karrierechance für Simon Dünki. Der Rheinfelder wechselte zum FC Wil in die Challenge League. Simon Dünki hatte dort zwar den Status eines Profi-Spielers, aber das Gehalt war sehr bescheiden. «Als junger Spieler in einer solchen Mannschaft erhältst du vielleicht 3000 bis 3500 Franken. Davon ist schwer zu leben. Du musst eine Wohnung mieten und dann bleibt nicht mehr viel für den Rest.»

Fehlendes Glück
Auch sportlich klappte es nicht richtig. Simon Dünki wurde bei Wil nicht so eingesetzt, wie vom Trainer in Aussicht gestellt, und so wechselte er zum FC Wohlen und hierauf via Old Boys zu seinem jetzigen Verein Black Stars Basel, der keine Profis beschäftigt. Und das ist für Simon Dünki gut so. Seit etwas mehr als einem Jahr arbeitet er tagsüber auf dem Büro einer Fahrschule und trainiert nur noch nach Feierabend.

Simon Dünki ist nicht bitter deswegen. «So ist das Leben. Ich war nahe dran, aber am Ende fehlte mir das Glück für den Sprung in eine Profimannschaft der Super League. Ich war auch zu oft verletzt. Da bist du für ein paar Monate weg und nach der Rückkehr sieht dich der Trainer plötzlich ein bisschen anders.»

Simon Dünki liebt den Job bei der Fahrschule. «Ich gehe gerne arbeiten, wir sind ein Superteam.» Und bei den Black Stars Basel warten neue Herausforderungen. Sie sind in der vergangenen Saison aufgestiegen und spielen nun in der Promotion League. Ausserdem ist Simon Dünki zum Captain der Mannschaft ernannt worden. Nun ist es an ihm, die Mannschaft zu motivieren, in jedem Match alles zu geben. Ziel ist, sich in der Liga zu halten. Das ist keine leichte Aufgabe, in der Promotion League hat es ein paar richtig gute Mannschaften.

Kaputte Fenster und abgeknickte Blumen
Die wichtigste Stütze im Auf und Ab der Fussballkarriere von Simon Dünki waren immer seine Eltern. Sowohl seine Mutter wie sein Vater verpassen noch heute kaum einen Match, in dem ihr Sohn spielt. «Früher hat mich das nervös gemacht, wenn sie an der Seitenlinie standen. Heute freut es mich nur noch.» Seine Eltern fuhren ihn auch immer ins Training, als er noch klein war. Und sein Vater hat ihn beraten, wenn es um schwierige Entscheidungen wie Vereinswechsel ging.

Seine Eltern hätten früh erkannt, dass er Fussballer werden wolle, scherzt Simon Dünki. Das konnten sie an den zertrümmerten Fensterscheiben und den abgeknickten Blumen ablesen, und so suchte Vater Dünki einen Verein, wo Simon schon mit fünf zu kicken beginnen konnte. Es war der SV Augst, mit dem er als kleines Bürschchen seine ersten Erfolge feierte. Beim FC Rheinfelden nahm man damals so kleine Burschen nicht auf, sonst hätte Simon Dünki vielleicht dort angefangen. Er wohnte ja in der Stadt und ging dort zur Schule. Simon Dünki tut es ein bisschen weh zu sehen, dass der FC Rheinfelden «nur» in der 3. Liga spielt und in der letzten Saison sogar noch um den Ligaerhalt bangen musste. «So ein Städtchen mit fast 14 000 Einwohnern sollte eigentlich weiter oben sein.» Viele Rheinfelder spielen wie er in höherklassigen Mannschaften ausserhalb von Rheinfelden – allein bei Black Stars seien sie vier aus Rheinfelden, die Spieler aus Rheinfelden Baden nicht mitgerechnet.

Wie ist es, nach acht Stunden Arbeit in einer Amateurmannschaft in der Promotion League zu trainieren, statt in einem Profiverein? – Beides sei anspruchsvoll. Auch bei Black Stars werde hart trainiert – viermal die Woche. Das sei nach einem ganzen Tag im Büro eine echte Herausforderung. Immer sei voller Einsatz gefordert und am Sonntagmorgen, nach einem Spiel, leide er manchmal unter Rückenschmerzen oder es zwicke irgendwo in den Beinen. Mit seinen 25 Jahren sei er bereits einer der älteren in der Mannschaft. Wenn er mit dem Tempo einmal nicht mehr mithalten möge, schliesse er seine Karriere vielleicht in Rheinfelden ab, sagt Simon Dünki. Denn zuhause sei er in Rheinfelden, auch wenn er immer «auswärts» in anderen Vereinen gespielt habe.


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