Laien auf der Suche nach Spuren der Römer

  08.08.2019 Nordwestschweiz

Neuer Arbeitsort macht das Graben weiterhin spannend

Markus Schaub leitet seit 1999 die alljährlichen Schüler- und Publikumsgrabungen auf dem Areal der Römerstadt Augusta Raurica. Während drei Wochen im Sommer finden jeweils Ausgrabungen für Laien statt.

Heinz Spinnler

AUGST. Was als Angebot für Laien begann, die an Archäologie interessiert sind, hat sich als ein sehr beliebter Anlass etabliert. Viele Teilnehmer verschiedenster Altersstufen und Herkunftsorte sind in Augusta Raurica schon seit vielen Jahren bei den Schüler- und Publikumsgrabungen im Sommer dabei.

Als Ort der Ausgrabungen wählte man im Jahr 1999 das Areal am Stadtrand beim Osttor. Die langjährigen Grabungen bestätigten auch hier eine dichte Überbauung des Gebiets mit Gebäuden aus Stein, in denen auch Handwerker tätig waren. Die Funde deuten darauf hin, dass Metall verarbeitet wurde, aber auch Textilien wurden hergestellt. Dies beweisen die sehr zahlreichen Keramikgewichte von Webstühlen. Zudem lagen die Häuser an der Strasse, die von Westen nach Osten führte, und so wurde auch Handel betrieben. Es gab auch Tavernen für die Reisenden und Händler.

Neuer Grabungsort
Die Planung des neuen Sammlungszentrums für Augusta Raurica bedingte, dass für die Publikumsgrabung nach 20 Jahren ein neuer Standort gewählt werden musste. Kommt doch der Neubau direkt neben den ehemaligen Grabungsort zu stehen. Ein neuer Grabungsplatz wurde westlich des geplanten Neubaus gefunden und dieses Jahr wurde dort erstmals gegraben. Alle Beteiligten der ersten Grabungsequipe waren gespannt, was hier wohl zum Vorschein kommen würde.

Man wusste zwar, dass auch dieses Gelände ehemals besiedelt war, kannte aber im Vorfeld nicht das genaue Ausmass. Gegenüber dem alten Grabungsort, wo die Ruinen nur gerade 30 Zentimeter unter dem Boden zu Tage traten, lagen die römischen Überreste hier erheblich tiefer im Boden. Infolge der jahrelangen Nutzung durch eine Gärtnerei wurde das ursprüngliche Terrain mit viel Erde überlagert.

Steine, Knochen und viel Keramik
Wie zu erwarten war, fand man sehr bald Steine und auch Ziegel. Ein Mauerfundament zeigte sich bald und die vielen Ziegel deuteten auf den Versturz eines Dachs hin. Auf und zwischen den Steinen kamen Knochen und Keramikstücke zum Vorschein. Mit viel Aufwand wurden die Funde sorgfältig präpariert und fotografiert und durch den Fachmann Markus Schaub wurde eine Zeichnung angefertigt. Da bei jeder Ausgrabung auch vieles, was sich im Boden befindet, zerstört wird, ist eine lückenlose Dokumentation unerlässlich, damit auch nach Abschluss der Grabung Rückschlüsse auf vermutliche Nutzungen und ein Gesamtbild des Grabungskomplexes möglich sind.

Viele der Grabungsteilnehmer wünschen sich, einmal eine römische Münze zu finden. Während dieser Grabungswoche kam aber nur eine kleine, kaum mehr als Münze erkennbare Metallscheibe zum Vorschein. Trotzdem war beim Finder die Freude über den Fund gross.

Bereits nach wenigen Tagen des Grabens fielen die Funde von Keramikstücken auf, die relativ gross waren, teilweise vom selben Gefäss stammten und zusammengesetzt werden konnten. Dabei fand man Teile von drei Terra-Sigillata-Gefässen (Terra Sigillata = rot glänzende Keramik der Römer, auch als Tafelgeschirr bezeichnet), auch Teile einer Amphore. Diese lagen alle auf einem ausgedehnten Versturz von Steinen, die möglicherweise von einer Mauer stammen. Aber erst nachdem das ganze Gelände ausgegraben ist, erhält man dazu genauere Informationen, um eine Deutung zu machen. Dies wird aber frühestens in zwei bis drei Jahren möglich sein; erst dann wird die ganze Fläche archäologisch untersucht sein.


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