Kein Brügglifest, dafür ein Ebnet-Festival

  10.08.2019 Frick, Oeschgen

Der Männerchor Frick ruft eine neue Veranstaltung ins Leben

Über 40 Jahre lang hatte das Brügglifest unter der Autobahnbrücke zwischen Frick und Oeschgen seinen festen Platz im Kalender. Mit dieser Tradition ist es nun vorbei. Im Juni 2020 soll dafür das erste Ebnet-Festival das Publikum erfreuen.

Simone Rufli

Nein, der Eintrag ging im Veranstaltungskalender nicht vergessen. Das Brügglifest findet in diesem Jahr tatsächlich nicht statt. Doch das ist nur die halbe Wahrheit. Das Brügglifest findet gar nicht mehr statt. Auf die Frage, warum das so ist, meint Toni Hochreuter vom mitorganisierenden Männerchor Frick: «Das Interesse am Brügglifest hat in den vergangenen Jahren immer mehr nachgelassen. Kamen die Besucher früher auch am Sonntag noch bis in die Abendstunden in die Festwirtschaft, waren wir in den letzten Jahren am Sonntag um 18 Uhr jeweils schon mit dem Aufräumen fertig.» Trotzdem bedauert er das Ende einer langen Tradition. Seit 1977 gab es das Brügglifest, im August 2018 also zum letzten Mal.

In Erinnerung bleiben die vielen schönen Begegnungen und die musikalisch-bunten ökumenischen Gottesdienste mit dem abschliessenden Segen für alle Schulanfänger. Jahrelang wurde das Fest der Begegnung mitgeprägt vom katholischen Gemeindeleiter Bernhard Lindner. Von reformierter Seite war Verena Salvisberg ebenfalls jahrelang mit dabei.

Ohne Oeschger Beteiligung macht es keinen Sinn
Aus Mangel an Leuten hätten sich die Männerriege und die Musikgesellschaft Oeschgen aus der Organisation zurückgezogen, erzählt Hochreuter. Und ohne Oeschger Beteiligung macht ein Brügglifest keinen Sinn. Eine letzte Möglichkeit, die Tradition weiterzuführen, wurde in der Zusammenarbeit mit den «Chinzhaldeschränzer» aus Eiken gesucht. «Doch nach einer ausserordentlichen GV kam aus Eiken eine Absage», erklärt Hochreuter. Schliesslich ging der Männerchor Frick über die Bücher und schreibt nun unter dem Titel «Ebnet-Festival» an einem neuen Kapitel im Veranstaltungskalender. Was dabei herausgekommen ist, wird sich ein erstes Mal am 5. und 6. Juni 2020 zeigen. Der Freitag steht dannzumal im Zeichen eines Openair des Fricktalischen Sängerbundes (FSB), am Samstag werden verschiedene Chöre und Musikgruppierungen der Musikschule auftreten, erwünscht sind auch Ensembles und Chöre der Region. Organisiert wird der Event vom Männerchor Frick, der an beiden Tagen in den Gängen des Ebnet-Areals die Festwirtschaft betreiben wird. Sollte das Wetter nicht mitspielen, finden die Darbietungen in der Aula statt, andernfalls im Freien. «Schulklassen, die sich für ein Klassenlager einen Zustupf verdienen wollen, sind eingeladen, Kuchen, Crêpes und dergleichen zu verkaufen. Das Musikfest soll wenn immer möglich alle zwei Jahre durchgeführt werden.

Dass das erste Ebnet-Festival am 5. und 6. Juni 2020 zeitgleich mit dem Frühlingsfest der Fricker Handballer stattfindet, sei ein Zufall und müsse weder für die eine noch für die andere Veranstaltung ein Nachteil sein, meint Hochreuter. «Wir gehen davon aus, dass das Publikum nicht genau das gleiche ist und selbst wenn, kann man beide Feste besuchen, weil die Festplätze nahe beieinander liegen und die Handballer ja auch am Sonntag noch feiern, wir nur am Freitag und Samstag.»

Ebnet-Festival, 5./6. Juni 2020, auf dem Areal der Fricker Oberstufe im Ebnet.


Das Brügglifest kam mit der Autobahn

Ende der 1960er-Jahre wurden in Oeschgen grosse Bauvorhaben beschlossen. Parallel dazu wurde die Autobahn A3 mit einer Länge von 1900 Metern durch die Gemeinde projektiert. Bei der Güterregulierung wurde ein Autobahnperimeter ausgeschieden, dessen Kosten vom Bund übernommen wurden. Am 1. April 1972 war Baubeginn der A3 auf Oeschger Gemeindegebiet. «Für die geplante Autobahnraststätte mussten 5 ha Land zur Verfügung gestellt werden. Als Zufahrt für die Lieferanten der Raststätte wurde links des Sissle-Baches eine 5 m breite Zufahrtsstrasse gebaut. Die Einweihung der A3 erfolgte am 29. November 1974. Heute dient die erwähnte Strasse als origineller Festplatz für das Brügglifest», schrieb der Oeschger Viktor Hürzeler im Juli 2011 zur Geschichte des Brügglifestes.

Noch kein Postauto ab Oeschgen
Der Bau der Raststätte wurde hinausgeschoben und schliesslich nie realisiert. Bei Viktor Hürzeler kann man weiter lesen: «Bald wurde bemängelt, dass unter der A3-Brücke eine Fussgänger-Überführung fehle, besonders für den Gang zum Bahnhof Frick. Oeschgen hatte ja damals noch keine Postauto-Verbindung.» Der Versuch, die Bauleitung der A3 zu einer Kostenbeteiligung zu bewegen, scheitert. In der Folge plante der Dorf-Zimmermann August Ackermann eine günstigere Lösung. In Aarau wurden die Pläne allerdings beanstandet. Aus Gründen des Hochwasserschutzes musste die Brücke über dem Bachbett höher angesetzt werden und beideseits des Baches mussten massive Betonfundamente zu stehen kommen. Die Eisenträger wurden von der Firma Jakem in Münchwilen gefertigt, Transport und Installation habe die Firma Stahlton AG in Frick übernommen, schreibt Viktor Hürzeler.

Frick finanzierte mit
Weil der bewilligte Kredit von knapp 7000 Franken gerade für die Hälfte der Kosten reichte und weil die Brücke im Grenzgebiet der beiden Gemeinden liegt, wandte sich der Gemeinderat Oeschgen an denjenigen von Frick. Gemeinsam kamen sie für die Kosten auf. Und so kam es, dass das Bauwerk am 2. Oktober 1977 mit einem gemeinsamen Fest eingeweiht wurde. Viktor Hürzeler schreibt: «Die Organisation übertrug man der Musikgesellschaft Oeschgen (MGO) und dem Männerchor Frick (MCF). Von Fricker Seite kam Gemeindeammann Max Müller mit seinem Vize Hans Huber, von Oeschgen Ammann Meinrad Zundel und Vize Viktor Hürzeler. Beflügelt vom Erfolg dieser Einweihung beschloss die MGO, am 13.8.1978 ein zweites Brügglifest durchzuführen, mit dem MCF als Gastverein.» Seither wechselten sich die beiden Vereine in der Durchführung ab. Viktor Hürzelers Schreiben endete mit einem Wunsch: «Es ist zu hoffen, dass die MGO und der MCF des Brügglifest noch lange als Tradition beibehalten werden.» (sir)


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