Den Kindern eine Lebensschule ermöglichen

  04.08.2019 Obermumpf

Stephan Soder: Das halbe Leben lang fürs Skilager engagiert

Der 52-jährige Stephan Soder engagierte sich während 30 Jahren für das Obermumpfer Skilager als Ski- und Snowboardlehrer; die halbe Zeit amtete er als Kommissionspräsident. Beim Sommerhock hat die Skilagerkommission sein langjähriges Engagement für den Schneesport gewürdigt.

Paul Roppel

Bei den momentan hohen sommerlichen Temperaturen ist das Thema fast fehl am Platz und scheinbar noch weit entfernt: Aber viele Freiwillige engagieren sich schon im Hochsommer ehrenamtlich in einer Kommission für das nächste Obermumpfer Skilager. Einzige Entlöhnung für das Organisieren des reibungslosen Ablaufs während der eiskalten Jahreszeit ist ein fröhlich-geselliger Hock zur Sommerzeit. Im Mittelpunkt des jüngsten Anlasses stand «ein Vertreter der alten Garde, der dem Skilager sagenhafte 30 Jahre treu geblieben ist», betonte Claudia Süess, die von Stephan Soder das Zepter zur Führung der engagierten Kommission übernommen hat.

Zweiter Präsident seit 1971
Stephan Soder wirkte während dieser Zeit als Ski- und Snowboardlehrer und führte die Kommission während 15 Jahren als Präsident. Er hatte den Job von Werner Stocker übernommen, dem ersten Präsidenten, der seit der Gründung des Lagers im Jahre 1971 gewirkt hatte. Soder ist 1967 als zweitjüngster mit vier Schwestern und einem Bruder in Obermumpf aufgewachsen. «Dank dem finanziell verkraftbaren Beitrag konnte ich auch vom Skilager profitieren», blickt der nun 52-Jährige auf schöne Erlebnisse in den Bergen zurück. «Skifahren habe ich anfänglich am Hang hinter dem Haus gelernt», fügt er lachend an. Als 20-Jähriger liess er sich motivieren einen Leiterkurs Jugend und Sport (J + S) für Skilehrer zu besuchen, worauf er ab 1989 regelmässig als Skilehrer im Lager agierte. «Dann gab es viel zu wenige Lehrer für das Snowboard, das in den 90-er Jahren einen Riesenboom erlebte. Also absolvierte ich einen Snowboardkurs», erzählt der sportliebende Soder, der seit 35 Jahren im Turnverein ist und als Handballer tätig war. Nun sei er oft auf dem Bike anzutreffen oder auf Bergtouren, da könne er seine Naturverbundenheit geniessen.

Handgefertigtes Snowboard
«Ein Kollege in der Rekrutenschule hatte mir damals ein Prunkstück von einem Snowboard angefertigt. Mit diesem würde ich heute wohl auf der Piste als Sonderling auffallen», lacht Soder und präsentiert mit Stolz das poppige, farbenprächtige und mit Namenszug des Besitzers versehene Unikat unter dem Label «Made by Downwind». Aber im Herzen sei er eigentlich immer Skifahrer geblieben, fügt er an. «Mit dem Aufkommen der Carving-Skier fühlte ich mich wieder glücklicher», outet sich Soder. Die Anerkennung des J + S-Ausweises muss alle zwei Jahre mit dem Besuch eines Wiederholungskurses bestätigt werden. «Was wir da von den Instruktoren unterrichtet bekamen, war einfach super und eine einmalige Gelegenheit, welche man sonst kaum hätte», zeigt er sich von den Ausbildungsgängen fasziniert. «Die Skilagerkommission will denn auch, dass die Instruktoren einen J + S-Kurs absolvieren, der zudem ihre Sozialkompetenz fördert und unterstützt sie bei diesem Vorhaben», betont Soder, der sich auch zweimal als Lagerleiter betätigte. Unterstützt wurde er einige Male tatkräftig von seiner Frau Silvia, die sich ebenfalls in der Lagerleitung, als Snowboardlehrerin oder als J + S-Coach engagierte. So war es auch möglich, dass die ganze Familie mit Tochter und Sohn im Lager anzutreffen war.

Sohn ist auch Skilehrer
Obwohl sich Stephan Soder nun vom Obermumpfer Skilager verabschiedet hat, macht ein Familienmitglied weiter: Der Sohn Jan hat inzwischen ebenfalls den J + S-Kurs absolviert und wirkt als Skilehrer mit. «Das Skilager soll sich entwickeln können. Deshalb haben wir in den letzten Jahren nach Ablösungen und jungen Leuten gesucht», zeigt sich Soder über die Entwicklung von Lager und Involvierten zufrieden. «Die Lagerleitung hat seine Grundsätze in einem Commitment veröffentlicht. Aufwand und Ertrag werden transparent aufgezeigt», erklärt er. Damit die Eltern während des siebentägigen Lagers auf dem Laufenden bleiben, hat Stephan Soder 2004 eine Homepage kreiert, die täglich mit Text, Bildern und Videos aktualisiert wird und wo sogar ein Chatraum installiert ist.

Unabhängige Skilagerkommission
«Wir geniessen grosses Vertrauen und viel Unterstützung im Dorf», resümiert er. Die Gemeinde steuerte bislang 60 Franken pro Kind bei, weitere Vergünstigungsbeiträge erbringt die unabhängig agierende und nicht der Schule unterstellte Kommission beispielsweise aus dem Reingewinn des Skilagerplausches. Sponsoring und Erlöse aus der Papiersammlung steuern weiteres an die Gesamtkosten von rund 570 Franken pro Kind bei, womit der Elternbeitrag bei 290 Franken angesetzt ist. «Wegen der abnehmenden Kinderzahl hat sich die Teilnehmerzahl von ursprünglich über 60 Kindern bei rund 35 eingependelt», erzählt Soder, weshalb auch das jetzige Lagerhaus in Sedrun ideal sei.

Kompetenzentwicklung für Kinder
Für Soder hat das Lager einen enormen Stellenwert in der Entwicklung der Kinder: «Der ursprüngliche finanzielle Grund ist inzwischen der Kompetenzentwicklung, der speziellen Erfahrungen im Lager und den Gruppenerlebnissen gewichen», unterstreicht Soder. «Es ist eine Lebensschule, welche Kinder in dieser Art heute kaum mehr erfahren», betont er mit Nachdruck und fügt an, dass es nicht nur um die sportliche Betätigung gehe. «Die Kinder sammeln Erfahrungen in Sozialkompetenz und in Rücksichtnahme mit Regeln und Leitplanken», erklärt er. Ein Augenmerk richtet Soder auch auf die Sicherheit, was mit seiner Berufstätigkeit einhergeht. Der gelernte Maschinenmechaniker absolvierte später die Technikerschule und ein Nachdiplom in Wirtschaftstechnik und spezialisierte sich auf Qualitätssicherung und Arbeitssicherheit. Aus diesen speziellen Perspektiven betrachtet, ist er mit der Entwicklung des Obermumpfer Skilagers sehr zufrieden und hofft, dass die Kinder von dieser Art Lebensschule noch lange profitieren können.


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