Angst um Fledermäuse wegen 5G

  15.08.2019 Brennpunkt, Wegenstetten, Hellikon

Jurapark Aargau äussert sich besorgt

Die Verantwortlichen des Juraparks Aargau stehen der geplanten Aufrüstung einer Mobilfunk-Anlage in Hellikon kritisch gegenüber. Sie fürchten Auswirkungen auf die Fledermauskolonien.

Valentin Zumsteg

Der Widerstand im Wegenstettertal gegen den Ausbau der Mobilfunk-Anlage im Gebiet Eich in Hellikon ist gross. Im Mai sind 150 Einwendungen gegen ein entsprechendes Baugesuch der Swisscom eingegangen, das eine Aufrüstung auf den 5G-Standard ermöglichen würde. Zudem haben über 700 Leute aus Hellikon und den benachbarten Dörfern eine Petition für ein «5G-Moratorium» unterzeichnet (die NFZ berichtete). Was bisher wenig bekannt war: Auch die Verantwortlichen des Juraparks Aargau haben eine Stellungnahme abgegeben – darin äussern sie sich besorgt. «Der Jurapark Aargau schätzt die Implementierung der 5G-Technologie in Hellikon als sehr problematisch ein und sorgt sich aufgrund der Strahlung um die Bestände der Fledermauskolonien. Daher ersucht der Jurapark den Gemeinderat, das Baugesuch abzulehnen», heisst es in der Stellungnahme, die von Jurapark-Geschäftsleiterin Christine Neff unterzeichnet wurde.

«Das ist widersprüchlich»
Sie weist daraufhin, dass sich im Wegenstettertal verschiedene Fledermaus-Kolonien von bedrohten Arten wie der Grossen Hufeisennase, dem Grauen Langohr und dem Grossen Mausohr befinden. «Seit Jahren laufen Bestrebungen, diese Bestände zu erhalten und weiter zu fördern, unter anderem über Förderprogramme und -gelder des Bundes und des Kantons. Es wurden bereits Aufwertungsmassnahmen zu Gunsten der Fledermäuse umgesetzt, weitere sind geplant», hält Neff fest. Der Jurapark Aargau koordiniert einige dieser Massnahmen und setzt diese gemeinsam mit lokalen Akteuren um. Deswegen erscheint es Neff «widersprüchlich», wenn nun eine Aufrüstung der Mobilfunk-Anlage bewilligt werden sollte. «Inwiefern sich die höhere Strahlenbelastung auf Mensch und Tier auswirkt, ist wissenschaftlich noch wenig erforscht. Daher sind Aussagen zu den Auswirkungen der 5G-Technologie nicht möglich. Was jedoch bekannt ist: Bereits mit den heutigen Grenzwerten sind gemäss dem Bundesamt für Gesundheit bis zu 480 000 elektrosensible Menschen in der Schweiz von Strahlung betroffen. Dass auch Tiere, die Fledermäuse eingeschlossen, entsprechend gefährdet sind, erscheint plausibel», so Neff.

Entscheid dürfte noch länger auf sich warten lassen
Der Ball liegt nun bei der Gemeinde. Gemeindeschreiber Severin Isler erklärt gegenüber der NFZ, dass die Mobilfunkantennen abschliessend bundes- und kantonalrechtlich geregelt sind. «Wenn somit alle einschlägigen öffentlich-rechtlichen Vorgaben erfüllt sind, so besteht von Gesetzes wegen ein Anspruch auf Bewilligung. Obschon sich der Gemeinderat dieser Ausgangslage bewusst ist, wurde aktiv das Gespräch mit der Swisscom AG gesucht. Dabei wurden der Bauherrschaft die 150 Einwendungen inklusive Stellungnahme des Juraparks Aargau übergeben», sagt Isler. Auch wenn die Möglichkeiten der Gemeinden im Bereich der Mobilfunk-Anlagen sehr gering seien, versuche der Gemeinderat, die Belange der Einwohner ernst zu nehmen, Gespräche zu führen und auf Drittfaktoren wie den Einfluss auf die vom Aussterben bedrohten Fledermäuse aufmerksam zu machen.

Es dürfte noch länger dauern, bis der Gemeinderat über das Baugesuch entscheidet. Isler: «Zeitnah wird es nicht zu einer Beschlussfassung kommen. Zuerst wollen wir die Stellungnahme der Swisscom abwarten und anschliessend die daraus resultierende neue Ausgangslage einschätzen. Zudem muss vor der Beschlussfassung noch der Umgang mit den Einwendungen geprüft werden.»


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