Ohne Fleiss kein Turnfestsieg

  05.07.2019 Hellikon

Corina Obrist und René Isch-Waldmeier durften jubeln

Es ist selten, dass das Wegenstettertal zwei von einem Eidgenössischen Turnfest heimkehrende Aktivturnende als Turnfestsieger bejubeln darf. Heuer war das so.

Hans Zemp

Das Eidgenössische Turnfest 2019 in Aarau ist Geschichte. Was bleibt, sind viele Erinnerungen, schöne und sehr schöne. Der Helliker René Isch-Waldmeier und die Zuzger Turnerin Corina Obrist durften sich in den Einzelwettkämpfen der Kategorie B bei den Aktiven als Turnfestsieger feiern lassen. Beide holten den Festsieg mit eidgenössischem Charakter in grossen Wettkampffeldern. Bei Corina Obrist waren es 514, bei René Isch-Waldmeier 738 Teilnehmende. Beide sind der Meinung, dass es völlig egal ist, wie viele Turnende mitmachen, dass viel mehr der Sieg zählt. Im Feld von René Isch-Waldmeier waren nur gerade fünf Turner älter als er selber. Ein Sieg, der nur alle sechs Jahre einmal erobert werden kann, ist «megaschön», meint Corina Obrist.

Wenn sich die beiden überlegen, was es überhaupt braucht, dass man zu einem so speziellen Erfolg kommen kann, sind sich beide einig, dass man gesund bleiben muss, dass die Trainings- und Vorbereitungseinheiten keine Kompromisse zulassen und die mentale Stärke bedeutungsvoll ist. René Isch-Waldmeier durfte in seinen 30 Jahren als Turner, Nationalturner und Schwinger viel Erfahrung sammeln. Die Zielsetzung für den Turnfestsieg entstand bei ihm am Regionalturnfest in Stein. Und der Ehrgeiz, dies bei den Aktiven zu machen, ist speziell für einen 40-jährigen. Seit Januar hat er sich denn auch absolut seriös für dieses Ziel vorbereitet.

Wie bereitet man sich auf ein solches Turnfest vor?
Corina Obrist hat eigentlich so trainiert, wie immer. Ihr kommt entgegen, dass sie so viel Sport treibt. Weitsprung und Steinstossen liegen ihr von Natur aus. Für den Unihockeyparcours trainierte sie eisern. Das sieht auch René Isch-Waldmeier so. Steinheben und Kugelstossen liegen ihm aus seiner Zeit als Nationalturner. Beim Unihockey sieht er den Weg zum Erfolg gleich wie Corina Obrist. Für ein gutes Wettkampfresultat muss man Sachen hundert Mal trainieren und nicht zwanzig Mal. Das löst für ihn Sicherheit aus. Die Motivation, für eine gute Leistung zu arbeiten, ist unabdingbar. Darum spielt es für beide überhaupt keine Rolle, wie das Turnfestwetter ist. Beide haben sie, vielleicht nicht beim Unihockeyparcours, reichliche Wettkampferfahrung und schon alles erlebt.

Die mentale Verfassung als Wettkampfbegleiter
René Isch-Waldmeier geht dank seiner Routine und der seriösen Vorbereitung recht gelöst an den Wettkampf heran. Die seriöse Vorbereitung ist für ihn das A und O. «Man muss gewisse Sachen zu seinen eigenen Gunsten heranziehen und Gelöstheit mitbringen», hat er erlebt. Klar sei die seriöse Vorbereitung unablässig. Trainingspausen würden nicht drin liegen.

Corina Obrist wusste, dass es für den Turnfestsieg die Maximalpunktzahl 30 zu erreichen galt. Zwei Disziplinen hatte sie im Griff. Der Unihockeyparcours war für beide Zitterdisziplin. Corina Obrist war vor dem Wettkampf echt nervös, besuchte Mentaltrainings und sagte sich «du kannst es». Und sie konnte es.

Alter und Erfolg im Sport
René Isch-Waldmeier fühlt sich im Wettkampf nicht 40 Jahre alt. Es ist für ihn aber schön, wenn man der Jugend zeigen darf, zu was ältere Turner fähig sind. Man dürfe aber den Aufwand nicht scheuen und die Gesundheit müsse mitmachen.

Corina Obrist ist überzeugt, dass man sich an den Erfolg nicht gewöhnen kann. Die Leistung dafür ist jedes Mal neu zu erbringen. Die fünffache Schweizer Meisterin im Steinstossen weiss nur zu gut, dass immer etwas passieren kann. Für sie sind Siege immer von neuem schön. «Aber man muss sie erbringen».

René Isch-Waldmeier will dem Turnen treu bleiben. Sein Ziel war das Eidgenössische 2019. Er weiss aber noch nicht genau, wie seine sportliche Zukunft aussehen wird. Er will als Vorbild und Leistungsträger den Hellikern weiter erhalten bleiben. Corina Obrist betrachtet als Nahziel die Schweizermeisterschaft im Steinstossen und sie will der Leitung des Turnvereins Zuzgen vermehrt zur Verfügung stehen. Sie legt sich aber momentan nicht in allen Belangen fest.

Wie vertragen sich Sport und Beruf?
Corina Obrist ist froh, dass sie ihre Ausbildung als Physiotherapeutin beendet hat. Zukünftig will sie 60 Prozent im Beruf arbeiten und sich als Sportphysiotherapeutin weiterbilden. Alles zusammen mit dem Sport unter einen Hut zu bringen, ist für sie eine Frage der Organisation. René Isch-Waldmeier sieht in seinem Beruf als Landwirt deutlich die Kraft und Kondition fördernden Vorteile. Das Durchhalten für eine bessere Leistung ist an beiden Orten nötig. Er führt aber auch das gute Umfeld als wichtigen Faktor an. Und hier erlebt er in seiner sportbegeisterten Familie viel Freude.

Auf die Frage, wie man einen solchen Erfolg feiere, meint René Isch-Waldmeier, dass er darum auf das Endresultat warten musste, weil er 15 Hundertstel Punkte auf die Maximalpunktzahl abgegeben hatte. Er war bei seiner Familie, als das definitive Ergebnis herauskam. Für ihn ist der Erfolg im Umkreis seiner Lieben zu begehen wichtiger, als ein grosses Umfeld. Natürlich hat er sich über den Empfang in der Gemeinde und die eindrückliche Siegerehrung in Aarau sehr gefreut.

Für Corina Obrist war der Sieg nach ihrem Wettkampf klar. Die Anteilnahme ihrer Turnerinnen und Turner haben sie sehr überwältigt. Die Einfahrt zur Feier im vorbereiteten Cabrio haben sie genauso fest nochmals aufgewühlt, wie die Feststellung, dass sie für den Turnverein Zuzgen Geschichte geschrieben habe. Sie meint dazu: «Geteilte Freude ist doppelte Freude.»


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