3000-km-Reise mit Alphorn im Gepäck

  04.07.2019 Kaisten, Musik

Sieben Fricktaler Musiker unterwegs

Die Alphorngruppe Kaisten folgte eine Woche lang den Spuren von Aurel Stodola. Zum 160. Geburtstag des ehemaligen Zürcher ETH-Professors fanden in der Slowakei zahlreiche Jubiläumsanlässe statt. Umrahmt wurden sie von Alphornklängen.

Susanne Hörth

Was hat ein slowakischer Wegbereiter für Dampf- und Gasturbinen mit der Alphorngruppe Kaisten zu tun? Insbesondere, wenn ersterer zur gleichen Zeit wie Nobel-Preisträger Albert Einstein gelebt hatte, mit diesem sogar befreundet war. Also zu einer Zeit, in der es die Alphorngruppe noch gar nicht gab. So verwundert es eigentlich nicht, dass die sieben Kaister Musiker bis vor einem Dreivierteljahr nur wenig mit dem Namen Aurel Stodola anzufangen wussten. Ohne wirkliche Berührungspunkte gibt es aber doch etwas, was die Männer aus dem Fricktal und den ehemaligen Zürcher ETH-Professor aus der Slowakei verbindet. Es ist der hohe Anspruch, in dem jeweiligen Fachgebiet nicht einfach «nur» Mittelmass zu sein, sondern sich selber immer vor neue Herausforderungen zu stellen. Für Aurel Stodola, der von 1878 bis 1942 gelebt hatte, war es das Wissen um den Maschinenbau und die Maschinenkonstruktion, damit eng verknüpft die Entwicklung von Dampfund Gasturbinen. Für die Alphornbläser aus Kaisten ist es die leidenschaftliche Hingabe zu einem Naturton-Instrument. Diese Faszination spornt sie zu Bestleistungen an.

Grosse Bandbreite
Gegründet wurde die Formation vor 22 Jahren von Simon Merkofer, Damiano Della Cà und Frédéric Gaspoz. Das gemeinsame Alphornspielen einfach so nebenbei als Hobby pflegen und ab und zu mal ein Ständchen zum Besten geben, ist nicht im Sinne der sieben Männer. «Wir proben in der Regel zweimal in der Woche», macht denn auch Christian Oeschger deutlich. Geprobt wird im eigenen Vereinshaus in Kaisten. Das musikalische Repertoire umfasst eine Bandbreite von Volkstümlichem, Klassik und modernen Kompositionen. Die Gruppe wird entsprechend oft für die unterschiedlichsten Anlässe gebucht.

Eine Buchung der besonderen Art ist aber mit Sicherheit jene für die Jubiläumsfeierlichkeiten zu 160 Jahre Professor Doktor Aurel Stodola. Ein ehemaliger Professor der ETH Zürich hat sich der Aufgabe angenommen, die wissenschaftlichen Verdienste von Aurel Stodola bekannter zu machen. Das soll unter anderem im Jubiläumsjahr mit diversen Anlässen geschehen. «Angefangen hat es für uns, als wir im Januar im Rahmen der ersten Jubiläumsfeier in der Liebfrauenkirche in Zürich auftreten durften», erklärt Christian Oeschger. «In dieser Kirche spielen zu dürfen, ist schon etwas ganz Besonderes», fügt Simon Merkofer an.

Auftritte in der Slowakei
Der Organisator der Jubiläumsfeierlichkeiten wollte auch für die zahlreichen Anlässe in der Slowakei eine hochstehende, folkloristische Umrahmung. Und so kam es, dass aus der Schweiz nicht nur zwei Fahnenschwinger, sondern eben auch die Alphorngruppe aus Kaisten ihren festen Platz auf dem Programm hatten. «Für uns Schweizer wurde extra noch eine Übersetzerin organisiert», staunt Simon Merkofer noch immer. Das grosse Abenteuer begann vor wenigen Wochen. Mit dem eigenen Vereinsbus brach die Alphorngruppe anfangs Mai auf Richtung Zürich, von da nach Wien, weiter nach Bratislava bis zum ersten Zielort Trencianske. Bevor am 5. Mai am Folklore-Galaabend der erste Auftritt anstand, wurde am Nachmittag in der Kirche wie auch im Kursaal geprobt. Die musikalische Umrahmung der Messe in der Kirche folgte tags darauf. Am Montag ging die Reise weiter nach Kosice. Hier an der technischen Universität fanden ebenso eine Gedenkfeier wie später in der Woche in den Städten Liptovsky Mikulos und in Bratislava statt. Im Rahmen der bis Donnerstag dauernden Feierlichkeiten lernten die Musiker aus dem Fricktal auch den Schweizer Botschafter Alexander Hoffet kennen. Neben den grossen Veranstaltungen, standen ebenfalls zahlreiche Zwischenstopps auf dem Plan. Stationen, die in direktem Zusammenhang mit dem Leben von Aurel Stodola stehen. «Wir sind insgesamt fast 3000 Kilometer gefahren», sagt Christian Oeschger. «Es war herausfordernd, anspruchsvoll, eindrücklich und absolut toll» so der einhellige Tenor der Kaister Alphornspieler.


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