«Wer nicht gerne arbeitet, muss keinen Laden aufmachen»

  02.07.2019 Laufenburg

Die 100-jährige Erika Baumann hat 37 Jahre lang ein Geschäft geführt

Am 28. Juni 1919 ist Erika Baumann geboren. Ein Jahrhundert später erinnert sie sich an ein arbeitsreiches Leben. Heute geniesst sie es, am Laufenburger Rheinufer oder im Spitalpark gemächliche Spaziergänge zu machen. «Aber natürlich nicht bei dieser Wärme», lacht sie bei der Überbringung der Glückwünsche.

Susanne Hörth

«I hät nie dänkt, dass i so vel alt werd.» Erika Baumann lächelt. Sie freut sich über den schönen Blumenstrauss, den ihr der Laufenburger Vizeammann Meinrad Schraner an diesem Freitagmorgen mitgebracht hat. Mitgebracht hat er auch die Glückwünsche des Stadtrates sowie jene vom Regierungsrat. Es ist der 100. Geburtstag von Erika Baumann. Die Jubilarin blickt zum Fenster hinaus. Auf das Rausgehen und ein wenig spazieren, wie sie es sonst so gerne tut, verzichtet sie an diesem Tag. «Es ist viel zu heiss.» Normalerweise aber mag sie es, im Spitalpark oder am Rhein etwas Laufen zu gehen. Zur Altstadt, erklärt sie auf entsprechende Frage von Meinrad Schraner, habe sie keinen wirklichen Bezug. Ausserdem sei es schwierig, mit ihrem Rollator dort auf dem Kopfsteinpflaster zu laufen. «Ich muss so fest stossen, danach tun mir immer die Arme weh.»

Von Basel ins Fricktal
Seit sechs Jahren wohnt sie nun schon in ihrem Zimmer auf der Pflegestation des Laufenburger Spitals. Und zuvor? «Haben wir 16 Jahre in Rheinsulz gelebt.» Ins Fricktal seien sie und ihr Mann gekommen, als sie den gemeinsamen Lebensmittelladen in Basel aufgegeben haben. 37 Jahre lang haben sie ihn zusammen geführt. «Wer nicht gerne arbeitet, muss keinen Laden aufmachen», macht sie deutlich, wie hoch die Beanspruchung durch das Geschäft war. «Zeit zum Geld ausgeben hatten wir nie.» Langweilig wurde es dem kinderlosen Ehepaar Baumann auch nach Aufgabe des Ladens nicht. Am neuen Wohnort in Rheinsulz pflegten sie zusammen das Haus und mit viel Liebe ebenfalls den eigenen Garten. «Wir haben viele Obstbäume gepflanzt. Mein Mann brachte die Früchte dann jeweils in den Laden nach Sulz», erzählt die Seniorin.

Die beiden Stationsbüsis laufen während des Gesprächs den Gang entlang. «Ja, sie kommen regelmässig zu mir ins Zimmer», nickt die Seniorin. Auch ins Haus in Rheinsulz seien Katzen zu ihr gekommen. Es waren nicht ihre. Sie hatte keine Haustiere. «Ich habe sie halt gefüttert», weiss Erika Baumann schmunzelnd, warum die Büsis sie so gern hatten. Die Seniorin lehnt sich in ihren Stuhl zurück. Ruht sich noch etwas aus. Schliesslich wird später ihr Geburtstag noch gefeiert. Und auch die Stadtmusik hat sich angekündigt.


Image Title

1/10

Möchten Sie weiterlesen?

Ja. Ich bin Abonnent.

Haben Sie noch kein Konto? Registrieren Sie sich hier

Ja. Ich benötige ein Abo.

Abo Angebote