«Es zeigt auch, in was für einer Zeit wir leben»

  20.06.2019 Rheinfelden

Oberstufenzentrum Fischingertal: letzte Tage

Die Oberstufe in Mumpf schliesst in zwei Wochen ihre Tore, die Schülerinnen und Schüler werden neu in Rheinfelden unterrichtet. Die NFZ hat mit dem Vizepräsidenten der Kreisschulpflege, die nun aufgelöst wird, gesprochen.

Ronny Wittenwiler

NFZ: Stefan Sacher, die Schliessung des OSZF wird am Freitag mit einem Fest begangen. Zu feiern gibt es eigentlich nichts.
Stefan Sacher:
Wir verstehen den Anlass als Würdigung. Lehrpersonen, Schulleiter, die Schülerschaft und viele andere an der Schule Beteiligte haben sich in vielen Arbeitsstunden stark für diese Schule engagiert. Darum wollten wir nicht einfach still die Schule schliessen.

Wie ist Ihre Gefühlslage, kurz vor dem Ende?
Ich sehe es nüchtern. Wir haben mit allen uns möglichen Mitteln versucht, Lösungen für ein Weiterbestehen der Oberstufe zu finden. Es hat nicht sollen sein. Es nützt nichts, dieser Tatsache nachzutrauern. Wichtig ist, dass unsere Schüler auch in Rheinfelden eine gute Schule besuchen.

Hatten Sie in den letzten zwei Jahren eine leise Hoffnung, es würde doch noch weitergehen?

Als feststand, dass wir selbst mit einem Zusammengehen der Kreisschule Eiken-Münchwilen-Stein mittelfristig nicht auf die notwendigen Schülerzahlen kommen, war die Sachlage klar. Dennoch bedaure ich die Schliessung: Mit der Einführung von altersdurchmischtem Lernunterricht konnten wir eine Schulform entwickeln, die uns sehr überzeugt hat. Dass wir das nicht weiterentwickeln können, ist sehr schade.

Was bedauern Sie sonst noch?
Das OSZF ist eine kleine Schule, die dadurch die Möglichkeit hatte, mit ihren Lehrpersonen individueller auf einzelne Schüler eingehen zu können. Die kleineren Klassengrössen erlaubten es, mehr Zeit für einzelne Schüler zu investieren, schwächere auch aufzufangen. Ich glaube, das ist an einer grösseren Schule nicht im selben Ausmass möglich.

Was verliert das Fischingertal mit der Schliessung seiner Oberstufe?
Da möchte ich nochmals auf das Modell des altersdurchmischten Lernens zurückkommen: Dadurch konnten wir eine Schule entwickeln, an der Schülerinnen und Schüler viel Eigenverantwortung lernten. Unsere Lehrpersonen begrüssten dieses Modell und wir haben viel in diese Schulform investiert. Es tut weh, geht das nun verloren.

War der Schulhausbau für 16 Millionen im Jahr 2005 ein Fehler?
Nein. Unsere damaligen Behördenvertreter haben sich auf aktuelle Zahlen und Statistiken abgestützt. Genauso, wie wir das heute auch tun. Niemand konnte die späteren Anpassungen des Kantons vorausahnen; weder die Umstellung von vier auf drei Jahre Oberstufe, noch die Korrektur der Schülerund Abteilungszahlen nach oben. Es zeigt aber auch, in was für einer Zeit wir heute leben: So vieles hat nicht lange Bestand.

Was passiert mit den Angestellten am OSZF?
Das lag uns lange schwer auf dem Magen, deshalb informierten wir so früh wie möglich über die sich abzeichnenden Änderungen, so, dass sich die Lehrpersonen entsprechend vorbereiten konnten. Doch weder der Schulleitung noch der Lehrerschaft war anzumerken, dass hier etwas zu Ende geht. Sie alle haben motiviert weitergearbeitet, das beeindruckt mich. Ich bin froh, dass alle Lehrpersonen eine neue Stelle gefunden haben, drei werden in Rheinfelden unterrichten und so wieder auf einige ihrer jetzigen Schüler treffen. Auch der Hauswart und die Reinigungskraft haben neue Anstellungen gefunden. Das sind, der Schliessung zum Trotz, gute Nachrichten.

Ende Schuljahr löst sich die Kreisschulpflege auf. Mit dem Anschluss an die Kreisschule Unteres Fricktal (KUF) in Rheinfelden wird ein Vertreter aus Wallbach in der dortigen Kreisschulpflege Einsitz nehmen, ausserdem ein zusätzlich Delegierter entweder aus Mumpf, Obermumpf oder Schupfart.


Adieu OSZF: das Abschlussfest

Morgen Freitag, 21. Juni, ab 17 Uhr, lädt der Schulverband Oberstufe Fischingertal alle Eltern und Schülerinnen und Schüler aus Wallbach, Mumpf, Obermumpf und Schupfart zum «Adieu-OSZF-Fest». Es wird diverse Attraktionen für die Jugendlichen geben, auch für Speis und Trank ist gesorgt. (rw)


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