Kleine Gemeinden, keine Ausbildungsplätze

  26.06.2019 Fricktal

Künftig werden auf der Verwaltung Mumpf keine Lehrlinge mehr ausgebildet. Auch Hellikon macht Schluss; andere Gemeinden haben noch gar nie Lernende beschäftigt.

Ronny Wittenwiler

Derzeit beschäftigt die Gemeinde Mumpf auf der Verwaltung einen Lehrling. Es wird der letzte gewesen sein. Der Gemeinderat hat entschieden, künftig auf das Anbieten eines Ausbildungsplatzes zu verzichten. «Die Beschäftigung eines Lernenden bedeutet nicht nur Entlastung, sondern auch einen grossen zeitlichen Aufwand für das Personal.» Für den Lernenden, der seine Ausbildung jetzt abschliessen wird, konnte ohnehin keine geeignete Nachfolge gefunden werden. «In den letzten Jahren hat es sich stets als schwierig erwiesen, Lernende rekrutieren zu können», hält der Gemeinderat fest. Ein Einzelfall ist Mumpf nicht.

Weniger attraktiv
«Wir hatten noch nie einen Lehrling auf der Verwaltung», sagt René Heiz, Gemeindeammann in Schupfart. Vor Sanierung und Umbau des Gemeindehauses vor knapp drei Jahren hätte man nicht einmal einen Arbeitsplatz für einen Lernenden gehabt, sagt Heiz, der den Entscheid der Kollegen aus Mumpf gut nachvollziehen kann, nicht zuletzt auch wegen der Schwierigkeit, überhaupt Kandidaten zu finden: «Kleine Gemeinden sind nicht gleich attraktiv wie die grossen mit ihren Fachabteilungen.» Das mache sich auch bei anderen Anstellungen bemerkbar. Werde in Schupfart etwa die Stelle des Gemeindeschreibers frei, sei die Anzahl eingehender Bewerbungen überschaubar, sagt Heiz.

Auch Obermumpf beschäftigt keine Lehrlinge. «Das ist schon lange her», sagt Frau Gemeindeammann Eva Frei, «zehn Jahre, eher mehr.» Auch dort ähneln sich die Antworten. Zu wenige personelle Ressourcen für die Beschäftigung beziehungsweise Betreuung eines Lernenden, dazu wenig valable Kandidaten. «Die Suche nach geeigneten Lernenden ist schwieriger geworden», sagt Brigitte Schmid Schüpbach. Die Gemeindeschreiberin in Wegenstetten kann die Beweggründe in Mumpf nachvollziehen und weiss: «Wir hatten unseren letzten Lehrling vor ungefähr vier Jahren.» Zuzgen beschäftigt ebenfalls keine Lehrlinge. Gemeindeammann Daniel Hollinger sagt: «Als die Finanzen und das Amt der Gemeindeschreiberin noch in Personalunion geführt wurden, hatten wir eine Lernende beschäftigt. Mittlerweile sind die Leitung Finanzen und das Amt der Gemeinschreiberin auf je eine Angestellte verteilt, die sich gegenseitig vertreten. Für einen zusätzlichen Lehrling hätten wir schlicht zu wenig Arbeit. Das wäre eine Alibiübung.» Genau wie aktuell in Mumpf verabschiedet sich dieser Tage auch in Hellikon der letzte Verwaltungslehrling. «Ich hätte gerne wieder einen beschäftigt», sagt Gemeindeschreiber Severin Isler. «Aber das lässt sich nicht mehr mit einem guten Gewissen vereinbaren: Unsere Ressourcen für eine angemessene Betreuung sind ganz einfach zu knapp geworden.»

Zeiningen macht’s
Grosse Ausnahme der Talgemeinden ist Zeiningen. «Wir beschäftigen zwei Lehrlinge auf der Verwaltung», sagt Gemeindeschreiberin Sheena Heinz. Das wird auch nach den Sommerferien der Fall sein. Vielleicht ist es kein Zufall, dass diese Gemeinde die grösste von allen im Tal ist. Dennoch, sagt auch Gemeindeschreiberin Heinz: Auf eine ausgeschriebene Stelle würden jeweils rund zehn Bewerbungen eintreffen, wovon zwei, vielleicht drei infrage kämen. «Es ist nicht einfacher geworden, geeignete Bewerber zu finden», sagt Heinz, «aber es ist machbar.»


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