Hoffnungen und Befürchtungen auf 200 Hektaren

  21.06.2019 Stein

Grosse Beteiligung am ersten Forum Sisslerfeld in Stein

Am ersten öffentlichen Forum Sisslerfeld unter der Leitung des Kantons kamen am Mittwochabend die unterschiedlichsten Wünsche und Hoffnungen, aber auch viele Befürchtungen zur Sprache. Sämtliche Anliegen sollen in die Testplanungen einfliessen.

Simone Rufl

«Im Gebiet des Entwicklungsschwerpunkts (ESP) Sisslerfeld besteht die Chance, ein wertschöpfungsintensives Arbeitsgebiet zu realisieren. Damit dies gelingt, planen die Gemeinden Eiken, Münchwilen, Sisseln und Stein, der Regionalplanungsverband Fricktal Regio und der Kanton Aargau gemeinsam, wie sich das Gebiet zwischen den Gemeinden zukunftsfähig entwickeln kann. Mit dem Ziel, die Baureife und Marktfähigkeit künftiger Baufelder herzustellen.» So steht es geschrieben im Faltblatt, das am Mittwochabend den rund 70 Teilnehmerinnen und Teilnehmern am ersten Forum Sisslerfeld im Saalbau Stein ausgehändigt wurde. Zum Workshop eingeladen war auch die Bevölkerung von Bad Säckingen.

Anfang Jahr hat der Kanton die Führungsrolle in der Gebietsentwicklung Sisslerfeld wieder übernommen. «Das 200 Hektaren umfassende Gebiet soll im Dialog entwickelt werden», betonte Daniel Kolb, Leiter Abteilung Raumentwicklung (Kantonsplaner) im Departement Bau, Verkehr und Umwelt. Im Frühling wurden bereits Gespräche geführt mit den 60 Grundeigentümern, am Mittwoch nun war die Reihe an der breiten Bevölkerung, sich zu äussern. Innerhalb dieser Leitplanken sollen bis Ende 2020 die Resultate der Testplanung vorliegen. Die Testplanung soll aufzeigen, wie das Sisslerfeld in den Jahren 2040+ aussehen könnte. Eine grosse Herausforderung, nicht zuletzt wegen des langen Planungshorizonts, wie Kolb eingestand. Die Projektleitung obliegt dem Büro TBF Partner Planer und Ingenieure, Projektleiter ist Richard Zickermann.

Warum überbauen?
Dass sich die Bevölkerung bereits viele Gedanken gemacht hat, zeigte sich in der engagierten Mitwirkung am Workshop. Grünkorridore, Lüftungskorridore, Grundwasserschutz und ökologischer Ausgleich, Sicherstellung einer energetisch sinnvollen Energieversorgung, möglichst kurze Wege, eine Verbindung der Bahnhöfe dies und jenseits des Rheins, bessere politische Zusammenarbeit über den Rhein, die A98 als direkte Anbindung ans Autobahnnetz ohne zusätzliche Ortsdurchfahrten, eine Aufwertung des öffentlichen Verkehrs, die Förderung der Biodiversität, die Berücksichtigung des Klimawandels mit Dachund Fassadenbegrünung, Offenlegung von Bachläufen, bis zur visionären Lösung einer grenzüberschreitenden Ringseilbahn – zur Sprache kam vieles. Auch die kaum mehrheitsfähige Idee, das Sisslerfeld als Landwirtschaftszone zu erhalten und auf jede weitere Überbauung zu verzichten. Für Christian Fricker, Präsident des Planungsverbands Fricktal Regio, ist es wichtig und richtig, dass die Planung mit dem Forum jetzt auch für die Bevölkerung geöffnet worden ist. «Es ist interessant zu sehen, wo die Leute die Schwerpunkte setzen.» Eine Auffassung, die Bruno Tüscher, Gemeindeammann von Münchwilen, teilt.

Mit Blick auf den zunehmenden finanziellen Druck auf die Sisslerfeld-Gemeinden brachte Tüscher die Aussicht auf zusätzliche Steuereinnahmen ins Feld – ohne den drohenden Verkehrskollaps ausser Acht zu lassen. Lang war nämlich auch die Liste an Befürchtungen. Was wird aus den Klein- und Handwerksbetrieben, die heute im Sisslerfeld ansässig sind? Werden sie verdrängt oder können sie expandieren? Gibt es allenfalls einen Technopark mit gemeinsamen Produktionshallen? Führt der massive Zuwachs an Arbeitsplätzen vollends zum Verkehrskollaps? Verwandelt sich das Sisslerfeld in eine Betonwüste? Wäre eine neue Gemeinde «Sisslerfeld» sinnvoller als die bisherigen Arbeitsgruppen?

Für Säckingen nicht zu verkraften
Was eine Verdoppelung bis Verdreifachung der Arbeitsplätze im Sisslerfeld für Bad Säckingen mit sich bringen würde, daran will Christine Oechslein lieber nicht denken. «Säckingen hat schon jetzt einen Wohnungsmangel und kaum mehr die Möglichkeit sich auszudehnen», so die Gemeinderätin. «Auf der einen Seite grenzt Säckingen an ein Wasserschutzgebiet, auf der anderen an einen internationalen Grüngang, im Norden an die Autobahn und dann haben wir noch die Heilquellen. Weil wir keine Wohnungen anbieten können, sind die Leute gezwungen zu pendeln, dabei wollen sie das gar nicht», so Oechslein. Schon heute fehle zudem ein Seminarhotel im Sisslerfeld.

Fragen und Anregungen zum Projekt Sisslerfeld werden jederzeit entgegengenommen unter der E-Mail-Adresse sisslerfeld@ag.ch. – Weitere Informationen finden sich auf www. sisslerfeld.ch. – Das nächste Forum findet im Herbst/Winter 2020 statt.


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