«Ein Zurücklehnen wäre fatal»

  20.06.2019 Möhlin

Schule Möhlin: gegenseitiges Schulterklopfen liegt nicht drin

Nach vier langen Jahren zieht sich die kantonale Schulaufsicht wieder zurück und entlässt die Schule Möhlin in die Autonomie. Der Präsident der Schulpflege ist erleichtert, aber auch auf der Hut.

Ronny Wittenwiler

Vielleicht ist es nur ein Gerücht. Doch angenommen, die Fricktaler lassen sich nur ungern von Aarau aus diktieren, dann kommt jetzt eine gute Nachricht: Die kantonale Schulaufsicht zieht wieder ab, die Arbeit scheint getan. Die Schule Möhlin funktioniert auf allen Ebenen, so deklariert es der Bericht der Fachhochschule Nordwestschweiz im Rahmen der Nachevaluation. Die Defizite in den Bereichen «Qualitätsmanagement» und «Schulführung» seien behoben, heisst es in diesem Bericht, die Schule Möhlin hatte die frohe Botschaft Ende Mai in einer Medienmitteilung an die Öffentlichkeit getragen: «Gutes Zeugnis für die Schule Möhlin – alle Ampeln stehen auf grün» (die NFZ berichtete).

Geringes Interesse
Vielleicht hat diese Nachricht den meisten bereits genügt. Als jedenfalls am Montag Schulpflege, Schulleitung und Schulverwaltung – insgesamt durch ein Dutzend Personen vertreten – über die Resultate an einer öffentlichen Veranstaltung informierten, wollten sich gerade einmal elf Personen die Details anhören. Das Interesse war definitiv grösser, damals, als die Schule Möhlin im 2015, bereits mitten in einer Führungskrise, den Anforderungen punkto Schulführung und Qualitätsmanagement nicht mehr genügte. Der Sturm, so dünkt es, hat sich nun gelegt, die ganz grossen Sorgen um die Schule sind kleiner geworden. Das jedenfalls hiess es am Montag auch von hoch offizieller Seite. Monica Morgenthaler, Leiterin der Sektion Schulaufsicht beim kantonalen Bildungsdepartement, sagte: «Die Schule Möhlin ist gut aufgestellt, machen Sie weiter so. Die Schulaufsicht zieht sich wieder nach Aarau zurück.»

«Kein Bumerang»
Dass sich nun alle Beteiligten gegenseitig auf die Schultern klopfen, davon mochte Möhlins Schulpflegepräsident Stephan Müller nicht sprechen. «Ein Zurücklehnen jetzt wäre fatal, das würde zu einem Bumerang.» Zu gross seien anstehende Herausforderungen, befand er, und nannte solche beim Namen: die Umsetzung des Aargauer Lehrplans 21 ab Schuljahr 2020/2021 etwa oder die Schulraumplanung mit dem Oberstufenzentrum im Möhliner Steinli. Dennoch, Erleichterung schwang mit bei Stephan Müller, der in den vergangenen Jahren auch schon unangenehmere Ortstermine hatte als jenen vom vergangenen Montag. «Die Erleichterung über das positive Resultat der Nachevaluation ist sehr gross», sagte er zur NFZ. «Die letzten Jahre sind nahrhaft gewesen.»

«Nicht mehr zu verantworten»
Die eingekehrte Ruhe an der Schule hat vorderhand damit zu tun, dass sich Möhlin vor eineinhalb Jahren nach mehreren Leerläufen endgültig vom Modell mit einem Gesamtschulleiter verabschiedete. Seither bilden die Schulleiter der einzelnen Standorte gemeinsam die Schulleitungskonferenz. «Wir mussten einsehen, dass dieses Modell mit einem Gesamtschulleiter gescheitert war und dass man mit einem nochmaligen Festhalten daran die Schule Möhlin an die Wand fahren würde», sagte Müller. «Es wäre nicht mehr zu verantworten gewesen, weder gegenüber dem Steuerzahler noch den Lehrpersonen und so indirekt auch nicht gegenüber den Schülern.» Müller sagte das im Gespräch mit der NFZ, am Rande dieser Informationsveranstaltung vom Montagabend, Zeit dafür hatte er genügend in Anbetracht des mässigen Besucheraufmarsches. Neben ihm stand Philipp Iten, Vorsitzender der Schulleitungskonferenz. Seit sechs Jahren arbeitet er an der Schule Möhlin, «heute um ein vielfaches lieber, als noch vor vier Jahren.» Die verschiedenen Gremien würden sich nun jeweils auf ihre Rolle fokussieren. «Niemand meint mehr, die Arbeit des andern machen zu müssen.» Nein, so Iten, das gute Verhältnis untereinander sei nicht aufgesetzt. Lehrer, Schulleiter, Schulpfleger, sie alle würden nun besser miteinander arbeiten. Eine Befragung im Rahmen der Nachevaluation stützt diese Aussagen, wonach sich die Lehrpersonen wieder stärker mit der Schule Möhlin identifizieren würden. Auch die kantonale Schulaufsicht nimmt’s zur Kenntnis – und zieht ab.


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