Witte's Welt
24.05.2019 KolumneDie Familie auf dem Stammbaum
Ronny Wittenwiler
Ich lag bäuchlings auf dem Sofa. «Papi hat sich das Steissbein geprellt», sagte Maus. Brösmeli dann so: «Papi, was ist ein Steissbein?» – «Das ist so ein Knochen hier hinten unten.» – «Aha. Und für was ist der gut?» – «Für nix. Das Steissbein ist ein kleiner Rest, als wir Menschen noch Affen waren und einen Schwanz hatten.» – «Ich war mal ein Affe?» – «Nein, du natürlich nicht. Aber deine Vorfahren.» – «Also du?» Maus täuschte einen Hustenanfall vor. «Nein, ich war auch kein Affe. Das war wirklich viel, viel länger her.» – «Also, dann war wahrscheinlich auch dein Papi gar nie ein Affe?» – «Genau. Kein Affe. Nie. Schlag dir das einfach wieder aus dem Kopf.» Brösmeli schwieg für einen Moment, überlegte kurz und meinte dann: «Also ich verstehe das nicht. Irgendeinen Affen muss es doch auch in unserer Familie gegeben haben!»
Das klingt jetzt vielleicht komisch, aber als ich am Montag von dieser Kinderschaukel einen Abflug direkt in die Büsche gemacht hatte, eröffnete mir das einen komplett neuen Blick auf die Evolutionsgeschichte. Maus zückte eine Creme gegen Prellungen und grinste: «Oh, ja. In jeder Familie gibt es irgendeinen Affen.»
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