SALZIGES

  17.05.2019 Kolumne

Sitzt er noch oder klebt er schon?

Es gibt Sekundenkleber, Turbokleber und Sesselkleber. Der letztere hält in der Regel am besten. Er ist nicht mehr von seinem Stuhl zu trennen – egal ob diese Sitzgelegenheit im Grossen Rat, im Ständerat oder im Nationalrat steht.

Auf Gemeindeebene kommt der Sesselkleber hingegen kaum mehr vor – hier wären die Bürger gerade in kleineren Dörfern jedoch froh, die Gewählten würden etwas mehr an ihren Sesseln kleben. Und nicht schon nach einer oder zwei Amtsperioden – oder gar mittendrin – das Weite suchen.

Aber es ist auch kein Wunder. Denn so ein Gemeinderat übernimmt Verantwortung. Da geht es um konkrete Dinge wie Kläranlagen, Schulhäuser und Strassensanierungen. Wenn etwas schief läuft und Steuergelder in den Sand gesetzt werden, bekommt der Bürger das ziemlich zügig mit – und hält mit Kritik nicht hinterm Berg. Das kann für den Gemeinderat unangenehm sein – allzu lange will sich das deswegen kaum mehr jemand antun. Vom süssen Gift der Macht ist in der Kommunalpolitik wenig zu spüren, wenn an der Gemeindeversammlung jeder dahergelaufene Stimmberechtigte dem Gemeinderat die Leviten lesen kann. Das ist der Fluch des Exekutivamtes.

Was hingegen die Politiker in Aarau oder Bern treiben, das interessiert deutlich weniger. Deswegen sind dort die Stühle viel bequemer – und laden zum Klebenbleiben ein.

DER SALZSTREUER
salzstreuer@nfz.ch


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