Keine halben Sachen mehr

  18.05.2019 Möhlin

An den Aargauer Meisterschaften glänzte der Wasserfahrverein Ryburg-Möhlin nicht mit Resultaten. Umso mehr aber mit einer Pionierleistung.

Ronny Wittenwiler

Kein Zweifel: Wer am Schluss die schnellste Zeit herausfährt, der gehört ganz zuoberst aufs Podest. Jonah Sacher und Lion Wolf haben an den Aargauer Meisterschaften im Wasserfahren gewonnen, und wenngleich links und rechts neben ihnen das Podium leer geblieben ist, weil sie auch die einzigen Wettkämpfer waren, die an den Start gegangenen sind, gibt es noch einen Titel, den ihnen niemand mehr wird streitig machen können: Sacher und Wolf, die beiden jungen Möhliner, sind die ersten in der Geschichte des Wasserfahrens, die diesen Triumph in der Kategorie «Kinder» einfahren. Erst auf diese Saison hin führte der Schweizer Wasserfahrverband diese Kategorie neu ein. So betrachtet lieferte der Wasserfahrverein Ryburg-Möhlin an den Wettkämpfen in Bremgarten doch noch sein Husarenstück ab.

«Der Stein kommt ins Rollen»
An der Delegiertenversammlung im Herbst winkte der Schweizer Wasserfahrverband einen von Ryburg-Möhlin gestellten Antrag durch. Dieser sah die Aufnahme einer Kategorie «Kinder» (U10) ins Wettkampfreglement vor. Somit können Mädchen und Buben unter zehn Jahren erstmals Meisterschaften mit offiziellem Charakter bestreiten. Bislang war die Kategorie «Schüler» die «jüngste» Kategorie. Die Premiere an den Aargauer Meisterschaften ist somit die Frucht einer über die letzten Jahre geleisteten Pionierarbeit des Wasserfahrvereins Ryburg-Möhlin. Als erster Verein liess Ryburg-Möhlin einen Weidling extra für Kinder konstruieren und anfertigen, analog zu den gängigen Wettkampfbooten, bloss kleiner im Massstab. «Im Fussball gibt es für Mädchen und Buben kleinere Tore und kleinere Bälle, im Handball ebenso. Jetzt passen wir unsere Sportgeräte auch an», sagte der damalige Präsident des WFV Ryburg-Möhlin, Marco Braccini, im Sommer 2015 zur NFZ. Es war ein Bestreben, den eigenen Sport gerade für die Kleinsten zugänglicher zu machen. Ein Jahr später konnte Ryburg-Möhlin den ersten Kinderweidling der Geschichte des Wasserfahrens aus der Taufe heben. Mittlerweile haben andere Vereine nachgezogen, liessen ebenfalls kindertaugliche Weidlinge anfertigen. «Der Stein ist ins Rollen gekommen», sagt David Indolese, Fahrchef vom WFV Ryburg-Möhlin. «Im Moment sind es fünf Vereine im Verband, die für Mädchen und Buben einen solchen Weidling stellen.» Es sollen noch mehr werden.

Steigerungslauf gefordert
Dass mit Jonah Sacher und Lion Wolf allerdings bloss zwei Kinder beziehungsweise ein einziges Team an den Aargauer Meisterschaften teilnahm, hat laut Indolese einen einfachen Grund: «Der Abschnitt auf der Reuss in Bremgarten ist relativ anspruchsvoll. Dort fliesst das Gewässer deutlich stärker als etwa bei uns auf dem Möhliner Stausee. Es braucht eine Portion Mut.» Nicht wirklich zurechtgekommen auf der Strecke in Bremgarten schienen die erfahrenen Möhliner Wasserfahrer. Angereist mit einer kleinen Delegation und ohne einige bewährte Leistungsträger, klassierten sie sich in der Vereinswertung auf dem fünften Rang von insgesamt acht Vereinen. «Wir wollen uns noch wesentlich steigern», sagt Indolese, auch im Hinblick auf die Schweizermeisterschaften in Aarburg Ende Juli. «Da wollen wir als Verein aufs Podest.» So, wie Jonah Sacher und Lion Wolf es taten, die zwei kleinen grossen Aargauer Meister.


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