Der grosse Mann und das tiefe Blech

  09.05.2019 Musik, Wegenstetten

Bence Tóth unterrichtet Posaune, Euphonium und Tuba

Ursprünglich wollte Bence Tóth nach seinem Musikstudium in Basel in seine Heimat Ungarn zurückkehren. Stattdessen baute er sich hier ein grosses Netzwerk auf und ist der Region als Musikschullehrer und Dirigent treu geblieben.

Janine Tschopp

Die Anfrage für das Interview kam für ihn nicht gerade zum idealen Zeitpunkt. Trotzdem sagte Bence Tóth der NFZ ganz spontan zu.

In diesen Tagen steckt er mitten in den Vorbereitungen für das bevorstehende Konzert. Die Jugendband Wegenstettertal, die er dirigiert, führt am Samstag, 11. Mai, anlässlich ihres 30-jährigen Bestehens zusammen mit der Juniorband und der Greenhornband ihr grosses Jubiläumskonzert auf.

2002 in die Schweiz gekommen
Bence Tóth ist in Ungarn geboren und aufgewachsen. Er besuchte dort das Musikgymnasium und beschloss anschliessend an der Musikakademie in Basel Posaune zu studieren. Von 2002 bis 2009 absolvierte er in Basel das Lehrer- und das Konzertdiplom und genoss gleichzeitig die Ausbildung für die Blasorchester-Direktion. «Hier hat man viel mehr Möglichkeiten, während des Studiums praktische Erfahrungen zu sammeln, weil es hier mehr Orchester gibt als in Ungarn», erklärt er einen Grund, warum er sich für ein Studium in der Schweiz entschieden hat. Sein erster Verein in der Schweiz, welchen er bereits während der Ausbildung dirigierte, war die Musikgesellschaft Härkingen.

Ursprünglich wollte er nach dem Studium in seine Heimat zurückkehren. Zwischenzeitlich fühlte er sich aber sehr wohl hier und hatte neben interessanten Engagements, die er ausüben durfte, auch viele Menschen getroffen, die ihm ans Herz gewachsen sind. «Zum Beispiel meinen Lieblingschef», schmunzelt Bence Tóth. Damit meint er Valentin Sacher, den Leiter der Musikschulen Zeiningen und Rheinfelden/Kaiseraugst, bei welchen der Musiker als Lehrperson angestellt ist. Mit Valentin Sacher verbindet ihn vieles. So war er beispielsweise sein Nachfolger als Dirigent bei der Musikgesellschaft Wegenstetten, die Bence Tóth heute noch dirigiert, sowie bei der Jugendband Wegenstettertal, die er vor zwei Jahren übernommen hat.

Bence Tóth, der heute in Basel lebt, unterrichtet als Posaunen-, Tubaund Euphoniumlehrer auch an den Musikschulen in Frick, Möhlin und Binningen-Bottmingen. Er ist als Dirigent auch ausserhalb des Fricktals tätig, zum Beispiel in Muttenz, Bottmingen und vielerorts als Aushilfe. «Ja, es gibt genug zu tun», schmunzelt der Posaunist, der tagsüber vor allem als Musikschullehrer und abends bei den Vereinen als Dirigent engagiert ist. Momentan reicht die Zeit nicht, selber als festes Mitglied in einem Orchester mitzuspielen. Für den Musiker passt es so. «Die Mischung ist perfekt», sagt er.

Traumberuf: Traktorfahrer
Bence Tóth hat seinen beruflichen Weg noch nie bereut und ist glücklich, von der Musik leben zu können. Der 36-Jährige hat grossen Spass daran, Kindern und Erwachsenen sein Wissen zu übermitteln und Vereine zu dirigieren. Obwohl er bereits als Bub Instrumente spielte, war für ihn damals keineswegs klar, eines Tages die Musik zum Beruf zu machen. «Ich wollte Traktorfahrer werden», erklärt er seinen ursprünglichen Berufswunsch mit einem Lachen.

Als der heute 2,05 Meter grosse Mann klein war spielte er Blockflöte, Klarinette und Cello. «Ich habe kaum geübt. Meine Mama musste mich immer dazu zwingen», verrät er. Auch ohne viel zu üben beherrschte er die Instrumente gut. Sein Lieblingsinstrument, die Posaune, fand er im Alter von 15 Jahren. «Musik ist das einzige, was mich wirklich interessiert», sagte er sich damals als Jugendlicher und beschloss deshalb, nicht Traktorfahrer zu werden, sondern das Musikgymnasium zu besuchen.

«Üben macht nicht immer Spass.» Das weiss Bence Tóth sehr gut aus eigener Erfahrung. Trotzdem gelingt es ihm, seinen Schülern das Üben schmackhaft zu machen. «Oftmals kann ich sie damit motivieren, dass sie bald bei der Greenhornband mitspielen dürfen, wenn sie viel üben.»

Viel üben werden die Kinder und Jugendlichen auch in diesen Tagen. Denn im Hinblick auf das Jubiläumskonzert der Jugendband Wegenstettertal verbrachten 72 Kinder und Jugendliche ein gemeinsames Probewochenende. So reisten Bence Tóth, Andreas Meier, Dirigent der Juniorband und der Greenhornband, Valentin Sacher und weitere Begleitpersonen mit 72 Kindern ins dreitägige Probeweekend, wo viel geübt und musiziert und bei verschiedenen Aktivitäten gemeinsame Freizeit genossen wurde. Geübt wurde nicht nur auf das Jubiläumskonzert, sondern auch auf den kantonalen Musiktag in Möhlin. Die Jugendband und die Juniorband werden dort gemeinsam am Wettbewerb teilnehmen und somit eines der grössten Orchester unter den Teilnehmern repräsentieren.

Musik in der Heimat
Auch wenn Bence Tóth sich hier sehr wohl fühlt, ist er noch eng mit seiner Heimat verbunden. So oft wie möglich besucht er seine Mama und Freunde in Ungarn. Zudem organisiert er dort Treffen und Sommerlager für Blasorchester. Ein besonderes Erlebnis ist für ihn jeweils, mit den «Bieranjas» an den Blasmusik-Festivals am Plattensee aufzutreten. Dann hat er die Möglichkeit, einen Teil seiner neuen Heimat zu seinen ursprünglichen Wurzeln zu tragen.


30 Jahre Jugendband

Das Jubiläumskonzert der Jugendband Wegenstettertal unter der Direktion von Bence Tóth und Andreas Meier wird am Samstag, 11. Mai, um 19.30 Uhr in der Mehrzweckhalle in Wegenstetten durchgeführt. Der Eintritt ist frei. Es gibt eine Kollekte. (jtz)


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