Ach, du liebe Heimat

  24.05.2019 Möhlin

Max Mahrer will das Rad nicht neu erfinden. Er will es ersetzen

Es nagt der Zahn der Zeit. Nun setzt sich eine Arbeitsgruppe für das Fortbestehen des Möhliner Mühlerads ein.

Ronny Wittenwiler

Manchmal, in einer sich zusehends schneller drehenden Welt, stirbt die Tradition einen langsamen Tod. Hier, hinter dem Wohn- und Pflegezentrum Stadelbach, auf einer Flur, deren eigentlicher Name schier in Vergessenheit geraten ist, genau hier soll es nicht soweit kommen. Mit jener fast schon romantisch verklärten Erinnerung an ein Möhlin von anno dazumal soll es weitergehen, und dieses Rad, gerade weil sich die Welt da draussen immer schneller dreht – es dürfe nicht stillstehen. Das findet Max Mahrer, 78, selber ein Rastloser. Angetrieben vom Idealismus und der Liebe zur eigenen Heimat sucht er jetzt nach neuen Quellen für die Mühle. Es geht um rund 45 000 Franken.

«Es ist an der Zeit»
Seit fast dreissig Jahren, mit Unterbrüchen, dreht das Mühlerad zwischen Stadelbach und Möhlinbach seine Kreise; 1991 war es, im Jubiläumsjahr der Eidgenossenschaft, als sich erstmals Wasser darauf ergossen hatte, und am Anfang stand eine dreiköpfige Arbeitsgruppe um Max Mahrer. Auf eigene Initiative hin hatten sie damals das nötige «Kleingeld» gesammelt, 60 000 Franken, und sie hatten im Staatsarchiv nach historischen Plänen gegraben, auf dass eine Vision Wirklichkeit werden möge: nämlich, dass an jenem Ort wieder eine Mühle zu stehen kommt. 700 Jahre Eidgenossenschaft. Der Zeitpunkt damals war perfekt. Der Zeitpunkt jetzt scheint es wieder. 1225 Jahre Möhlin. Wenn nicht jetzt, wann dann? Und so setzt Mahrer alles daran, dass hier die Geschichte nicht plötzlich stillsteht. «Das Wasserrad hat in den bald dreissig Jahren stark gelitten», sagt Mahrer. «Nun ist die Arbeitsgruppe zur Auffassung gelangt, dass es an der Zeit sei, das jetzige Mühlerad zu ersetzen. Bei dieser Gelegenheit soll auch das Mühlerad-Haus wieder auf Vordermann gebracht werden.»

Ein historischer Ort
Die Aufträge für Erneuerung und Sanierungsarbeiten sind vergeben, die Einweihung ist im Herbst vorgesehen, und Max Mahrer sagt, warum er das tut: «So viele Menschen hatten in all diesen Jahren Freude an diesem Stück Möhliner Zeitgeschichte. Bewohner des Pflegezentrums halten hier inne, verweilen an diesem Platz.» Es ist ein Ort, dessen Vergangenheit viel über den Lauf der Zeit erzählt. «Hier oben liefen einst mindestens vier Mühleräder.» Die das Gebiet umgebende Flur trägt die Erinnerung daran gar in ihrem Namen: «In der Mühle.»

Zwar konnte das vor fast dreissig Jahren nachgebaute Mühlerad nicht mehr wie einst mit dem Möhliner Bachwasser über einen Mühlbach betrieben werden. Die meisten Spuren aus jener Vorzeit sind längst verwischt, am Standort einer historisch verbrieften Mühle steht längst Möhlins bekannteste Villa und auch der Bach hat seinen urtümlichen Verlauf geändert, menschgemacht. Vielleicht ist es gerade auch deswegen Mahrers Antrieb, die Zukunft des Mühlerads zu sichern. Weil diese Zukunft, wenn das Rad weiterdreht, doch so viel über die Vergangenheit erzählt. Und am Häuschen wird dann noch immer geschrieben stehen: «Den Dagewesenen zur Ehr – den Gegenwärtigen zur Lehr!»
Ach, du liebe Heimat.

Die Arbeitsgruppe «Möhliner Mühlerad» besteht aus Max Mahrer, René Braccini und Clemens Meyer. Wenn im Herbst das neue Mühlerad eingeweiht werden soll, wolle man alle Spenderinnen und Spender herzlich zu diesem Ereignis einladen, sagt Max Mahrer, der auf möglichst breite Unterstützung hofft. Kontakt Max Mahrer: Tel. 061 851 14 73.


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