«Wir gingen nach der Turnstunde nie heim»

  05.05.2019 Zeiningen

Arthur Freiermuth ist seit 65 Jahren Mitglied beim Turnverein Zeiningen

Arthur Freiermuth, engagiertes Mitglied beim Turnverein Zeiningen seit 1954, hat mit seinem Verein einiges erlebt. Auch, wie sich das Vereinsleben in den letzten Jahrzehnten verändert hat.

Janine Tschopp

Sportlich war Arthur Freiermuth bereits als Bub, als er den militärischen Vorunterricht besuchte. Als 17-Jähriger durfte er dem Turnverein beitreten.

«Mein Vater war ein angefressener Turner», erzählt er. Auch für Arthur Freiermuths Onkel war Sport immer wichtig. «Er ist sogar einmal mit dem Velo von Zeiningen bis nach München gefahren. An die Eröffnungsfeier der Olympischen Sommerspiele», erinnert sich Arthur Freiermuth. Velofahren und Kunstturnen gehörten zu den Lieblingssportarten des jungen Arthur Freiermuth. Als er bei seiner Arbeit als Maschinenmechaniker den rechten Mittelfinger verlor, war Kunstturnen für ihn nicht mehr möglich. «Ich wechselte dann zur Leichtathletik.» Zudem hat er damals in Zeiningen mit seinen Kollegen Handball gespielt. Nach seiner Pensionierung vor 20 Jahren begann er Tennis zu spielen.

Seit jeher stand für den Zeininger nicht nur der Sport als solches im Vordergrund, sondern die aktive Teilnahme am Vereinsleben. Das Miteinander, die gemeinsamen Erlebnisse, die Geselligkeit, das Zusammensein mit Kollegen und Freunden. «Wir gingen nach der Turnstunde nie heim. Regelmässig sind wir bis um Mitternacht in der Wirtschaft gesessen», erzählt der 82-Jährige und ergänzt: «Heute sind die Jungen beruflich noch stärker eingespannt, als wir dies früher waren», nennt er einen möglichen Grund, warum die Geselligkeit heute nicht mehr im gleichen Ausmass gelebt wird. Er erzählt, dass man früher bei der Freizeitgestaltung nicht so viele Möglichkeiten hatte wie heute. Man war auch weniger mobil, und viele legten den Fokus auf die Mitgliedschaft bei «ihrem» Verein.

Arthur Freiermuth hat viele schöne Erinnerungen an seine aktive Zeit beim Turnverein. «Die Turnfeste und die Turnfahrten waren immer ein Erlebnis», sagt er und fährt fort: «Mein erstes Turnfest war das Kreisturnfest in Kaisten. Das vergesse ich nie. Der Lauf fand auf unebenem Weideland statt. Man hatte damals noch nicht so schöne Sportanlagen wie heute.» Er erzählt, dass in Zeiningen 1937, in seinem Geburtsjahr, die Turnhalle eingeweiht wurde. «Damals gab es ausser in Möhlin und in Rheinfelden keine Sportanlagen in der Region.»

Nicht auf zu vielen Hochzeiten tanzen
Ganz am Anfang des Gesprächs mit der NFZ sagt Arthur Freiermuth: «Meine Mutter gab mir kurz vor ihrem Tod einen Ratschlag: ‹Du musst nicht meinen, dass du überall dabei sein musst›, sagte sie.» Sie wusste wovon sie sprach, denn ihr Mann, Arthurs Vater, war sehr engagiert. Er war Gemeindeschreiber und in seiner Freizeit war er unter anderem in der Männerriege, im Männerchor, bei den Kleinkaliberschützen und beim Dorftheater aktiv. Arthur Freiermuth nahm sich diesen Ratschlag und Wunsch seiner Mutter zu Herzen und konzentrierte sich in seiner freien Zeit auf Aktivitäten beim Turnverein.

Nach seinem Eintritt in den Turnverein 1954 trat er bald dem Vorstand bei und engagierte sich als Jugileiter und Fähnrich. 1971 kam es zum Übertritt in die Männerriege, wo er sich zwei Jahre später als Oberturner und anschliessend als Präsident im Vorstand engagierte. Er war Spielleiter im Faustball und vor 20 Jahren wurde er Mitinitiant und Leiter der Seniorengruppe der Männerriege.

Er war OK-Mitglied verschiedener Jubiläen und Veranstaltungen. Er war auch Mitglied der Schul- und Turnhallenplanungs-Kommission sowie von 1983 bis 2003 Vorstandsmitglied bei der Fricktaler Turnveteranen Vereinigung.

Mechaniker und Busfahrer bei Ciba
Arthur Freiermuth lernte Maschinenmechaniker und war in verschiedenen Unternehmen tätig bis er zu Ciba in Stein wechselte. Dort war er während über 30 Jahren zuerst als Mechaniker und später als Vorarbeiter und Meister der mechanischen Werkstatt beschäftigt. Er erinnert sich gerne an die Anfangszeiten, als bei Ciba nur zirka 50 bis 60 Personen arbeiteten, und er beim Aufbau des Standorts in Stein aktiv mitwirken durfte. «Damals ging es richtig familiär zu», schwärmt er. Es kam auch vor, dass er sonntags in die Firma fuhr, wenn er gerade eine Blitzidee hatte, die zur Lösung eines Problems beitrug. Er bedauert, dass sich das Arbeitsklima im Laufe der Zeit verschlechterte. «Durch die Fusionen war ein interner Konkurrenzkampf zu spüren.»

Bei der Firma Ciba erhielt Arthur Freiermuth zusätzlich zu seiner Arbeit in der Werkstatt eine besondere Aufgabe. Er wurde zu einem der Chauffeure befördert, die morgens die Mitarbeitenden zu Hause abholten und sie nach Feierabend wieder heimbrachten. Er freute sich, die Lastwagen- und Car-Prüfung zu absolvieren und anschliessend seine Kollegen während 28 Jahren als Busfahrer zur Arbeit zu chauffieren.

Viel gereist
Kuba, Amerika, Russland, Irland, Schottland, Andalusien und Sizilien gehören zu den Destinationen, die Arthur Freiermuth und seine Frau Helena in den letzten Jahrzehnten bereisen durften. «Wir haben immer gerne Orte ausgewählt, wo nicht jeder hingeht», schmunzelt das Paar. Es gefiel ihnen, in der Gruppe und geführt durch eine Reiseleitung, unterwegs zu sein. «Kuba hat mir sehr gut gefallen, aber jedes Land ist spannend», schildert Arthur Freiermuth. Er wünscht sich, Irland wieder einmal zu sehen. «Es ist so grün dort, das gefällt mir.»

Wann er Irland zum nächsten Mal bereisen kann, ist derzeit nicht klar. Zuerst muss er sich vollständig von einer Darmoperation, welcher er sich im Dezember unterzogen hat, erholen. Immer wieder einmal in seinem Leben, war es die Gesundheit, die Arthur Freiermuth bei der Umsetzung seiner Pläne im Wege stand. Deshalb, davon ist seine Frau Helena überzeugt, soll man die Chancen packen, wenn sie da sind, und Pläne nicht verschieben, sondern sobald als möglich umsetzen.


Image Title

1/10

Möchten Sie weiterlesen?

Ja. Ich bin Abonnent.

Haben Sie noch kein Konto? Registrieren Sie sich hier

Ja. Ich benötige ein Abo.

Abo Angebote