«Volleyball ist das, wofür ich morgens aufstehe»

  10.05.2019 Möhlin

Reto Pfund wurde mit seinem Team bereits zum zweiten Mal Schweizermeister

Ende April gewann das Volleyball-Team Lausanne UC zum zweiten Mal den Schweizermeistertitel. Mit dabei Reto Pfund, 21, aus Möhlin, der erst Ende März bei den Swiss Volley Awards 2019 als «Youngster of the Year» ausgezeichnet worden war.

Birke Luu

Dabei hatte die Saison 2018/2019 gar nicht so gut begonnen. Der Lausanne Université Club, wo Reto Pfund gerade seine zweite Saison spielte, erlebte einen harzigen Start. «Wir hatten uns zu Saisonbeginn noch nicht gefunden, haben dann aber daran gearbeitet und schliesslich 14 Spiele in Folge gewonnen», erklärt der Möhliner, der sich zudem noch vor dem Halbfinale den Fuss vertrat und einen Bänderriss zuzog. So musste er das Halbfinale aussetzen, konnte glücklicherweise aber in der Finalrunde wieder mitspielen. Für viele war dabei das Volleyball-Team aus Amriswil der Favorit, denn dieses hatte eine sehr solide Saison hinter sich. Doch im Playoff-Finale «best of five» errang Lausanne UC schliesslich drei Siege hintereinander und sicherte sich so gegen und in Amriswil den Schweizermeistertitel. «Das war ein super Gefühl! Einfach toll, beim Matchball auf dem Feld zu stehen», strahlt Reto Pfund.

Zwei Saisons hat er nun bei Lausanne UC gespielt, zweimal wurden sie Schweizermeister. «Oh nein», wiegelt der junge Sportler lachend ab, «das darf man nicht so direkt in Zusammenhang bringen. Volleyball ist ein Teamsport!» Aus diesem Grund zählt er zu seinen bisher grössten Erfolgen neben den beiden Schweizermeistertiteln auch den gewonnenen Supercup 2018 und nicht seinen Titel als «Youngster of the Year». Bei einem Teamsport seien persönliche Auszeichnungen nicht das wichtigste, aber bei aller Bescheidenheit muss er dann doch grinsend zugeben, dass es «natürlich sehr schön ist, für die eigenen Fortschritte geehrt zu werden.»

Persönlich eine sehr grosse Bedeutung habe für ihn stattdessen der Europacup, an dem er mit seinem Lausanner Team gegen Trentino Volley gespielt habe: «Dieses Team ist Clubweltmeister! Gegen meine eigenen Vorbilder zu spielen, das war eine wirklich coole Erfahrung und hat unheimlich Spass gemacht.»

Schritt um Schritt
Der Spass am Volleyball stand für ihn von Anfang an an erster Stelle. «In meiner Kindheit waren wir mal in Spanien in den Ferien, dort hat mich das Beachvolleyball begeistert. Da ich nie der grösste Fussballer war, habe ich es dann zu Hause mit Volleyball probiert», erklärt der Möhliner.

Mit ungefähr 11 Jahren begann er so bei Volley Möhlin, welchselte später zu Volley Smash 05 Laufenburg-Kaisten und trainierte gleichzeitig noch an der Talent School Aargau. «Das ist einfach so gekommen und immer weitergegangen, Schritt für Schritt. Ich habe nie geplant, so was wie ein Profi zu werden», erzählt Reto Pfund. Er habe immer schon viel trainiert und viel Zeit investiert, aber weil ihm dieser Sport Spass mache. «Statt direkten Körperkontakt mit den Gegnern braucht es viel Technik und Können», versucht er seine Faszination in Worte zu fassen. Schon früh spezialisierte er sich zudem als Passeur. «Das finde ich eine äusserst interessante Position, denn als Steller bekomme ich bei jedem Spielzug den Ball und muss dann entscheiden, wo und wie angegriffen wird. Zudem passen meine Persönlichkeit und mittlere Grösse besser zum cleveren Spielmacher als zum Angreifer», meint der 1,90 Meter-Mann.

Junger Schweizer Passeur
Und als Zuspieler scheint er seine Sache sehr gut zu machen, schliesslich rückte er vom zweiten zum ersten Passeur im Lausanner Team auf und wurde viel eingesetzt. «Dass ein junger Schweizer Passeur mit den ‹Grossen› seines Teams so oft mitspielen darf, ist nicht selbstverständlich», erklärt Reto Pfund.

Seine Mannschaft bestehe zu über 50 Prozent aus Profis, viele davon aus dem Ausland «eingekauft», die daher sinnvollerweise auch eingesetzt werden müssten. Der Wechsel zu dieser halbprofessionellen Truppe sei für ihn ein grosser Schritt gewesen, grösser als gedacht. «Früher habe ich einfach nur mega gern gespielt, nun aber geht dies einher mit viel mehr Trainingsaufwand und Ernsthaftigkeit. Man spielt für den ganzen Club, das macht einem schon mehr Druck.»

Aus dem früheren Hobby sei nun so etwas wie ein sehr wichtiger und intensiver Nebenjob geworden, überlegt der Sportstudent, der zusätzlich Management im Nebenfach belegt. Da er noch nicht wisse, wo ihn das Volleyball hinführe, sei ihm auch seine universitäre Ausbildung wichtig. «Dass studieren und zweimal pro Tag trainieren hier an der Uni funktioniert, das ist fantastisch für mich», lobt der junge Sportler begeistert, der bei all dem Sport schon früh ein gutes Zeitmanagement lernen musste.

Die nächsten Jahre möchte er in Lausanne bleiben, seinen Bachelor machen, gleichzeitig sein Französisch verbessern und natürlich viel Volleyball trainieren und spielen. Und dazu hat er bald wieder Gelegenheit, denn während andere Studenten sich eine längere Sommerpause gönnen, beginnt für Reto Pfund bald das Training mit dem Nationalteam. Im Juli geht es dann zusammen zur Universiade nach Italien – das nächste Ziel ist also gesteckt. Für seine Zukunft wünscht er sich, dass er noch lange und verletzungsfrei mit so viel Freude wie bisher Volleyball spielen kann, denn «Volleyball ist einfach mein Leben!»


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