«Kulturelle Vereine muss man unterstützen»

  19.05.2019 Magden

Clara Rohr-Willers

«S’het e chli alles», antwortet Marcel Bürgi auf die Frage nach der Vereinstätigkeit in seiner Familie. Während Grossvater Franz bei der Musikgesellschaft musizierte, war Vater Alois im Gemischten Chor und in der Theatergruppe Magden. Marcel selber schiesst schon 30 Jahre lang im hiesigen Schützenverein und engagierte sich 26 Jahre für die Feuerwehr Magden/ Olsberg. Angesprochen auf sein Engagement für das diesjährige Freilichttheater «Deschliken 1437 – Letzte Stunden eines Dorfes» meint er: «Es kommen viele verschiedene Leute zusammen und bringen etwas auf die Beine. Es ist schön, wenn etwas läuft, wenn Energien in eine gute Richtung gehen und Menschen sich freuen. Kulturelle Vereine muss man unterstützen, denn Freude ist ansteckend.»

«Auf dem Bauernhof bin ich mein eigener Herr und Meister»
Der Huetgrundhof liegt hinter dem Schwimmbad Magden und ist, wie der Flurname sagt, eingebettet in einen Grund, umgeben von vielen hochstämmigen Apfelbäumen. Vor bald 40 Jahren bauten hier Alois und Fanny Bürgi mit ihren Kindern Marcel und Bettina einen Bauernhof. «Mir gefällt die Vielfalt der Arbeiten und die Tatsache, keinen Arbeitgeber zu haben. Gesunde Tiere sind ein Geschenk. Auch ist es schön, beim Gedeihen zuzuschauen und die Ernte ein Höhepunkt», schildert der 48-jährige Landwirt. «Natürlich braucht es einen breiten Rücken, um mit Unangenehmem wie Wetterkapriolen oder einem kranken Tier klar zu kommen, doch man ist sein eigener Herr und Meister und übernimmt Verantwortung. Für mich zählt, mich auf meinen Betrieb, mein eigenes Leben zu konzentrieren und anderen nichts neidig zu sein.»

Bis 2011 konzentrierte sich der Betrieb auf Milchwirtschaft, Kälbermast und Mostobstanbau. Als Hochstammbäume flächendeckend abgeholzt und nicht wieder neu angepflanzt wurden, setzte die Familie Bürgi weiterhin auf hochstämmige Apfelbäume. «1990 nahm uns der Kanton Aargau als einen von 20 Betrieben in ein sechsjähriges Projekt zur Bewirtschaftung und Förderung von Hochstammobstbäumen auf. Es ging um das Einhalten von ökologischen Richtlinien bei der Pflege und Nutzung der Bäume.» Neben den Hochstammobstbäumen sind auf dem Huetgrundhof Bienenhotels, Wiesenschutz- und Vernetzungsstreifen und Hecken zu finden. «Früher garantierten 300 Hochstammbäume Höchsterträge von bis zu 42 Tonnen Mostobst, heute zählen ökologische Kriterien. Während die Bauern früher unbegrenzt produzierten, bestimmen seit rund 30 Jahren so genannte Labels, sprich Richtlinien in Bezug auf das Landschaftsbild und Beiträge zur Wildtierpflege unsere Arbeit.»

Die Direktzahlungen an die Schweizer Bauern seien logisch begründet. «Wir Bauern werden in der Produktion reglementiert. Naturschutz sowie Landschaftspflege gehören zu unseren Aufträgen. Ohne diese Leistungen müsste der Bauer seine Produktionsmenge maximieren, was jedoch wieder Absatzschwierigkeiten nach sich zöge. Mein Wunsch wären kostendeckende Preise für landwirtschaftliche Erzeugnisse und eine angemessene Bezahlung für qualitativ hochstehende Produkte. Für eine gesunde Marktwirtschaft sollten Produzenten- und Zwischenhandelspreise auch in der Landwirtschaft in einem ausgewogenen Verhältnis stehen.»

«Das Ergebnis nimmt mich Wunder»
Die prächtigen Freiberger Pferde, die heute im ehemaligen Kuhstall stehen, gründen auf Marcel Bürgis zweitem Landwirtschaftslehrjahr in der Welschschweiz mit 16 Jahren. «Die Begeisterung für Pferde entdeckte ich durch Freundschaften aus der landwirtschaftlichen Schule in Grangeneuve, Kanton Freiburg.» Marcel Bürgi, der auch heute an manch einem Fest wie einem Alpabzug im Freiburgischen anzutreffen ist, schätzt an den Freiburgern deren Treue und gegenseitige Hilfsbereitschaft. «Ich mag ihren Humor, da sie nicht immer alles so bierernst nehmen. Ein Handschlag aber bedeutet auch heute noch ein Versprechen.»

Marcel Bürgi nimmt am Freilichttheater vor allem das Ergebnis Wunder. «Mit Hansjörg Adler, der für den logistischen Bereich verantwortlich ist, habe ich mit einer Grobplanung angefangen. Jetzt wird es immer konkreter», schildert der Magdener, der sein Land auch für Parkplätze an der alljährlichen «Magdemer Rocknight» zur Verfügung stellt. «Auf unserem Hof entsteht ein richtiges kleines Mittelalterdorf und ab Juni werden die Schauspielerinnen und Schauspieler auch auf dem Gelände proben.» Das OK des Freilichttheaters dankt Fanny und Marcel Bürgi für das spontane Entgegenkommen. «Obwohl es eine grosse Beeinträchtigung des Betriebes inmitten der Sommervegetation ist, waren sowohl Mutter Fanny Bürgi als auch Sohn Marcel offen für alle unsere Anliegen für die Nutzung des Landes, Gebäudes und Umschwungs», erklärt Hansjörg Adler. «Bei Marcel zählt nicht nur ein Handschlag: Auch das gesprochene Wort gilt!»


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