«Das kann mir doch nicht passieren!»

  07.05.2019 Gipf-Oberfrick

Und doch werden Senioren bestohlen und betrogen

Taschendiebstahl, Trickdiebstahl, Telefonbetrug, digitaler Datenklau, Heiratsschwindler – wie schützt man sich im Alter vor diesen Bedrohungen? Die Kantonspolizei informierte an einem gutbesuchten Seniorenanlass in Gipf-Oberfrick.

Simone Rufli

«Können alte Leute bald nicht mehr auf die Strasse?» Rolf Mohn, Leiter der polizeilichen Beratungsstelle der Kantonspolizei Aargau und Spezialist für Kriminalitätsbekämpfung beantwortete seine Frage gleich selber, als er sich am Freitagnachmittag im Regos-Schulhaus in Gipf-Oberfrick an die gut 100 Zuhörerinnen und Zuhörer im Seniorenalter wandte: «Natürlich können sie das und sie sollen es auch, solange es ihnen möglich ist.» Wichtig sei es einfach, gewisse Ratschläge zu befolgen. «Schliessen Sie die Türe immer ab, auch wenn Sie nur ganz kurz aus dem Haus gehen, sonst haben Sie bei der Rückkehr womöglich Besuch, den Sie nicht gewünscht haben.»

«Täter suchen Nähe»
Man solle auch nie jemanden in die Wohnung lassen, den man nicht kenne. Welche schlechten Absichten Täter auch immer verfolgen mögen, eines sei allen gemein: «Täter suchen Nähe. Darum müssen Sie mindestens eine Armlänge Abstand halten, sobald Ihnen eine Person verdächtig erscheint. Lassen Sie sich beim Münzsuchen im Portemonnaie nicht helfen und ganz sicher nie, wenn Sie am Bancomat Geld abheben. Tragen Sie auch möglichst wenig Bargeld mit sich herum.» Zu Abstand riet Mohn auch in Bezug auf die täglichen Schreckensmeldungen aus aller Welt. «Wir werden den ganzen Tag über mit Unglücksmeldungen überflutet. Es ist schlecht, wenn Sie sich zu intensiv damit befassen.»

Weil sich Diebe und Betrüger immer wieder neue Tricks einfallen lassen und weil auch die Polizei ihre Empfehlungen den veränderten Bedrohungssituationen anpasst, ist das Thema «Sicherheit im Alter» immer aktuell. Deshalb hat der Seniorenrat Gipf-Oberfrick Mohn eingeladen, «obwohl er vor sechs Jahren schon einmal bei uns referiert hat», wie Rats-Präsidentin Rosmarie Hinnen bei der Begrüssung feststellte. Und so gab es für alle Neues zu erfahren – und das nicht nur bei der Cyberkriminalität, die vor sechs Jahren noch nicht zur Sprache gekommen war.

Markant zurückgegangen
Dass Prävention in Form von Information hilft, Taten zu verhindern, zeigte Mohn am Beispiel Enkeltrick. Die Anzahl Enkeltricks im Raum Nordwestschweiz ist markant zurückgegangen. Zum Telefonbetrug allgemein meinte Mohn: «Seien Sie aufmerksam und legen Sie den Telefonhörer auf, sobald Forderungen nach Geld oder Schmuck zur Sprache kommen.» Gleiches gelte für unbestellte Anrufe von PC-Supportern. «Die verlangen von Ihnen, dass Sie ihnen erlauben, über Team Viewer auf Ihren Computer zuzugreifen. In der Absicht, via Fernzugriff Ihre Daten abzufischen.» Wenn man merke, dass man auf einer gefälschten Webseite gelandet ist, oder dass Daten abgefischt worden sind (Phishing), sei es längst zu spät. «Und sagen Sie nie: «Das kann mir doch nicht passieren». «Wie oft habe ich das schon gehört!» Vorbeugend empfahl Mohn Bezugs-Limits über das eigene Konto zu errichten oder Unterschriften zu zweit zu vereinbaren. «Ein starkes Passwort ist nur jenes, das man nicht aufschreiben muss», gab Mohn weiter zu bedenken. Wertvolle Tipps gab es auch im Zusammenhang mit Heiratsschwindlern, die unter der Vortäuschung von Liebe, mit gefälschten Internet-Profilen und irreführenden Fotos versuchen, an hohe Geldbeträge zu kommen.

Mithilfe der Bevölkerung wichtig
Zurück in der realen Welt forderte Mohn dazu auf, die Polizei bei der Verhinderung von Straftaten zu unterstützen. Denn obwohl mittlerweile über 700 Kantonspolizisten im Aargau unterwegs seien, sei die Polizei auf Mithilfe aus der Bevölkerung angewiesen. «Rufen Sie die Nummer 117 an, wann immer Sie ungewohnte Geräusche hören oder verdächtiges Verhalten beobachten. Seien Sie aufmerksam.»

Die polizeiliche Beratungsstelle der Kantonspolizei Aargau ist vom 10. bis 12. Mai mit einem Stand an der Expo in Rheinfelden und im Juni am Eidgenössischen Turnfest in Aarau vertreten.


Image Title

1/10

Möchten Sie weiterlesen?

Ja. Ich bin Abonnent.

Haben Sie noch kein Konto? Registrieren Sie sich hier

Ja. Ich benötige ein Abo.

Abo Angebote