Egal, egal

Ronny Wittenwiler

Wir Menschen sind ein seltsames Volk. Unser Leben ist geprägt von alltäglichen Routinen und ritualisierten Abläufen. Gerade erst haben wir uns beim Mittagessen auf der Redaktion darüber unterhalten. Mein Kollege meinte: «Ich kontrolliere jeweils zwanghaft, ob die Herdplatte jetzt wirklich ausgeschaltet ist.» Ein Klassiker, haben dann alle gerufen. Eine andere beichtete: «Ich kehre immer zweimal zurück und prüfe, ob die Haustüre tatsächlich abgeschlossen ist.» Wem sagst du das, hiess es im Chor unserer flotten Runde, heiteres Gelächter, und dann kam ich: «Schuldig! Ich lecke immer zwanzig Minuten an einer Briefmarke herum, um sicher zu gehen, dass sie dann auch wirklich klebt.» Betretenes Schweigen. Was soll‘s.

Zwänge haben uns manchmal ganz einfach im Griff. Und ich erkenne mich darin immer wieder. Zum Beispiel in jenen Leuten, die jeden Morgen zuerst zwanghaft ihre Erscheinung im Spiegel prüfen, bevor sie aus dem Haus gehen. Ich leide glücklicherweise bloss an einer leichten Form dieser Zwangsneurose. Auch ich prüfe zwar jeden Morgen zwanghaft meine Erscheinung im Spiegel, es ist mir dann aber ziemlich egal, wie ich aussehe. Ich hab mich also mittlerweile ganz gut unter Kontrolle. Das war nicht immer so. Früher zum Beispiel wiederholte ich ohne ersichtlichen Grund einzelne Sätze. Aber das ist mir zum Glück schon lange nicht mehr passiert. Und jetzt wünsche ich Ihnen allen frohe Ostern. Und jetzt wünsche ich Ihnen allen frohe Ostern. witte@nfz.ch