«Routine macht mich unglücklich»

  10.04.2019 Zeiningen

Student, Lehrer, Musiker, Moderator und Lebemann: Felix Hohler aus Zeiningen

Felix Hohler hat schon viele Jobs in seinem Leben ausgeübt. Als Vertretungslehrer arbeitet er seit elf Jahren. Nun hat sich der 36-Jährige entschieden, die Ausbildung zum Primarlehrer zu absolvieren.

Janine Tschopp

Die NFZ trifft Felix Hohler in der Pizzeria in Zeiningen. Im Dorf, wo er aufgewachsen ist und immer wieder zurückkam. Seit einiger Zeit ist er hier auch wieder wohnhaft. «Ich liebe Zeiningen. Es ist friedlich und ruhig hier», sagt er. Felix Hohler ist grundsätzlich nicht der Mann, der es liebt, wenn es immer nur friedlich und ruhig ist. Das wird spätestens dann klar, wenn man auf Youtube seine Musikvideos anschaut. Mit der zweiköpfigen Band «Das Pferd» ist Felix Hohler seit 15 Jahren im Genre «Electropunk» unterwegs.

Schon in der Schulzeit machte der Zeininger Musik und träumte davon, ein Rockstar zu werden. «Mit ‹Das Pferd› hatten wir eine erfolgreiche Zeit», erzählt Felix Hohler. Es reichte jedoch nicht, von der Musik leben zu können. «Ich kenne nur eine Handvoll Musiker in der Schweiz, welche dies geschafft haben. Aber auch nur für kurze Zeit.»

Die Phase, in welcher er sich sehr intensiv mit Musik beschäftigte, beschreibt Felix Hohler so: «Ich hatte wenig Geld, aber extrem viel Spass.» Spass an dem zu haben, was man den ganzen Tag tut, ist für Felix Hohler das A und O. «Viele Menschen tun etwas nur, weil sie den Mut nicht haben, einen Wechsel vorzunehmen.» Zu diesen Menschen gehört Felix Hohler sicher nicht. Für ihn kommt Spass eindeutig vor Sicherheit.

«Ich brauche Veränderung»
«Ich habe sicher schon über 40 verschiedene Jobs ausgeübt», erzählt Felix Hohler und ergänzt: «Ich brauche Veränderung. Routine macht mich unglücklich.» Dann erzählt er von seiner beruflichen Laufbahn. Inspiriert durch die Globi-Geschichte bei der Rettungsflugwacht wollte Felix Hohler als Kind Rega-Pilot werden. In der Bezirksschule träumte er von einer Rockstar-Karriere. Am Ende der Schulzeit hat er sich dann für eine Lehre als Polygraf entschieden. «Nach der vierjährigen Ausbildung ging ich in die Ferien und wusste schon, dass ich diesen Beruf nicht mein ganzes Leben lang ausüben will.» Trotzdem möchte er seine vierjährige Lehrzeit heute keinesfalls missen. «Als Lehrling lernt man ‹schaffen›», findet Hohler.

«Ich möchte ein Resultat sehen»
Er ging dann verschiedenen Jobs nach. «Ich habe alles gemacht. Vom Tellerwäscher bis zum Lokführer.» Dann erzählt er von «einem der ehrlichsten Jobs», den er in all den Jahren ausgeführt habe. «Toi-Toi WCs zu putzen finde ich zehnmal besser, als in einem Büro zu sitzen und Zahlen zu beigen, die dann irgendwo verschwinden. Ich möchte ein Resultat sehen, wenn ich arbeite. Zudem war ich super ausgerüstet. Ich durfte mit einem dieselbetriebenen Kercher, Schutzbrille und Schutzhandschuhen arbeiten», erzählt er schmunzelnd.

Vor elf Jahren fragte ihn eine Freundin, ob er als Vertretungslehrer unterrichten möchte. Die Idee gefiel ihm. Seine erste Erfahrung als Lehrer war Musikunterricht an einer Weiterbildungsschule (WBS) in Basel. «Seither habe ich als Vertretung schon fast jedes Schulfach unterrichtet», lacht Felix Hohler. Und jetzt nach elf Jahren «Schnupperlehre» entschied sich der Zeininger, die Primarlehrer-Ausbildung zu absolvieren.

Derzeit besucht er das zweite von sechs Semestern an der Pädagogischen Hochschule in Basel. «Meine Kommilitonen haben mich am Anfang gesiezt, weil sie meinten, ich sei der Dozent», lacht Felix Hohler. Der 36-Jährige geniesst es, Student zu sein. «Ich habe den höchsten akademischen Grad von unserer ganzen Familie», scherzt er. Er freut sich darauf, in gut zwei Jahren seine Ausbildung abgeschlossen zu haben. «Als Vertretung hatte ich bisher noch nie meine eigene Klasse. Ich freue mich, dann einfach einmal Lehrer ‹meiner eigenen› Schüler zu sein.»

Bisher hat Felix Hohler vor allem in Schulen im Kleinbasel unterrichtet. Vor kurzem hat er ein Praktikum in Zeiningen absolviert. Möchte er später lieber in urbanen oder ländlichen Gegenden unterrichten? «Ländlich wäre schön, aber nicht unbedingt in Zeiningen, weil ich ein bunter Hund bin im Dorf», schmunzelt er. Er ist überzeugt: «Kinder sind Kinder. Ob sie im Kleinbasel oder auf dem Land aufwachsen. Auch bei der ‹Rasse Mensch› hat sich in den letzten Jahrzehnten nichts verändert. Jugendliche sind heute sogar fast angepasster als sie früher waren. Was sich verändert hat, ist der gesellschaftliche Druck von aussen. Der ist gestiegen. Früher bekam man den Respekt als Lehrer ‹gratis›. Heute muss man sich diesen hart erarbeiten. Es macht mir ein bisschen Angst, dass derzeit viele Lehrer Burnout gefährdet sind.» Trotz diesem grossen Respekt, gibt es einiges, was Felix Hohler am Lehrerberuf reizt: «Ich arbeite sehr gerne mit Kindern und geniesse es, dabei selber noch ein Stück weit Kind zu bleiben. Es ist wichtig, dass man die Kinder versteht, wenn man mit ihnen arbeitet.» Dann zählt er mit einem Augenzwinkern weitere Argumente für den Lehrerberuf auf: «Man hat keinen Chef, der einen den ganzen Tag überwacht, hat viel Ferien und einen guten Lohn.»

Parallel zum Studium unterrichtet er weiterhin im Kleinbasel. An den Wochenenden ist er als DJ, Pianist und Sänger unterwegs. Zudem arbeitet er regelmässig in Baschis Studio in Möhlin. «Die Berufe Lehrer und Musiker lassen sich gut kombinieren», findet Felix Hohler. Und auf die Frage, ob er, der gerne mit Kindern arbeitet, selber einmal Vater werden möchte, sagt er: «Im Moment sind keine Kinder in Planung. Ich bin ja selber noch der grösste ‹Chindskopf›.»


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