«Schliessung einer Schule ist ein sehr emotionales Thema»

  19.03.2019 Fricktal

Kathrin Hasler und Christoph Riner kämpfen dafür, dass auch kleinere Oberstufenstandorte überleben können. Eine entsprechende Motion hat der Regierungsrat abgelehnt. Die Grossrätin und der Grossrat geben aber noch nicht auf.

Valentin Zumsteg

Bei den Oberstufenstandorten im Aargau läuft alles auf eine Zentralisierung hinaus. Kleinere Standorte haben kaum eine Überlebens-Chance. Damit sind Kathrin Hasler, SVP-Grossrätin und Frau Gemeindeammann aus Hellikon, und Christoph Riner, SVP-Grossrat aus Zeihen, nicht einverstanden. Im November 2018 haben sie eine Motion im Kantonsparlament eingereicht. Darin wurde der Regierungsrat gebeten, die rechtlichen Grundlagen im Schulgesetz anzupassen, damit altersdurchmischte Klassen in der Oberstufe möglich werden. Zudem solle das Gesetz so geändert werden, dass ein Oberstufenzentrum nur mindestens fünf statt sechs Sekundar- und Realschulabteilungen umfassen muss. Bei Nichterfüllung der Mindestvorgaben soll eine Ausnahmeregelung von sechs Jahren – statt zwei – festgesetzt werden.

«Effiziente Schulführung»
Der Regierungsrat will von diesen Wünschen nichts wissen. Er hat am 13. Februar die Motion abgelehnt. Die Begründung: «Die geltenden Rahmenbedingungen mit mindestens sechs Real- und Sekundarschulen sowie in der Regel mit einklassiger Abteilungsführung ermöglichen eine effektive und effiziente Schulführung», hält die Regierung fest und ergänzt: «Die von der Motion verlangten Änderungen würden die Vorteile, die aus den heutigen rechtlichen Grundlagen resultieren, gefährden. Zudem würde die Umsetzung eine Umkehr zu kleinräumigen Schulstrukturen an der Oberstufe bedeuten.»

«Eine faire Chance»
Damit ist für den Kanton das Thema vom Tisch. Aber nicht für Hasler und Riner. «Wir werden mit unseren Forderungen nach weniger Abteilungen und altersdurchmischten Abteilungen keine politische Mehrheit finden. Es geht uns in erster Linie darum, dass man den ländlichen Gemeinden, welche die gesetzlichen Vorgaben zum Führen eines Sek-Real-Standortes nicht mehr erfüllen, eine faire Chance gibt. Deshalb werden wir nur noch an den sechs Jahren Übergangsfrist festhalten», erklärt Kathrin Hasler gegenüber der NFZ. Die Motion wollen sie entsprechend anpassen.

Konkreter Hintergrund des Vorstosses ist unter anderem, dass die Oberstufe im Wegenstettertal akut von der Schliessung bedroht ist. Da Möhlin ab Sommer 2021 keine Schüler mehr nach Wegenstetten schicken will, werden die erforderlichen Zahlen nicht mehr erreicht. Das Bildungsdepartement hat der Oberstufe Wegenstetten aber eine zweijährige Ausnahmeregelung zugestanden, die bis Sommer 2021 läuft. «Wir sind nicht alleine mit diesem Problem. Wenn der Kanton fast 50 Prozent der Sek-Real-Standorte zentralisieren will, gibt es einige Gemeinden, welchen eine längere Übergangslösung helfen würde. Wir kämpfen im Wegenstettertal um den Erhalt der Oberstufe. Eine Verlängerung der Ausnahmeregelung würde helfen. Wir klären aber auch noch andere Möglichkeiten ab», betont Hasler.

Sie ist überzeugt, dass eine längere Übergangsfrist wichtig ist, damit die betroffenen Standorte die nötige Zeit haben, um eine Anschlusslösung – zum Beispiel mit einer Zentrumsgemeinde – zu finden. «Eine Schliessung einer Schule ist immer auch ein sehr emotionales Thema für die Bevölkerung. Wir wollen uns für die Landgemeinden und faire Bedingungen bei den Zentralisierungen der Oberstufen einsetzen», so Hasler. Die Verlängerung der Ausnahmeregelung von heute zwei auf neu sechs Jahre solle den betroffenen Gemeinden dazu dienen, dass sie nicht unter Zugzwang Entscheidungen treffen müssen. Hasler: «Es geht auch um Gleichbehandlung: Bei den Bezirksschulen wird bei Nichterfüllung der gesetzlichen Vorgaben eine Ausnahmeregelung von acht Jahren gewährt. Mit dieser Anpassung erhoffen wir uns eine politische Mehrheit.» Ob die Idee in Aarau Zustimmung findet, muss sich zeigen.


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