Zuviel zum Sterben, zu wenig zum Leben?

  05.03.2019 Kommentar, Rheinfelden

Das Berufsbildungszentrum Fricktal (BZF) in Rheinfelden steht vor grundlegenden Veränderungen. Die gewerblich-industriellen Berufe (Bau, Elektro, Bekleidungsgestaltung, Anlagebau und Holzbau) gehen verloren – so sehen es die Pläne des Regierungsrates vor. Das BZF, die einzige Schule der Sekundarstufe 2 im Fricktal, soll ab dem Schuljahr 2020/21 selber nur noch die Ausbildung im Bereich KV und Detailhandel anbieten. Zudem wird Rheinfelden ein Aussenstandort der Berufsfachschule Gesundheit und Soziales in Brugg und erhält damit den Beruf Fachangestellte Gesundheit zugesprochen. Zählte der Fricktaler Standort bisher rund 800 schulische Ausbildungsplätze, sind es künftig nur noch etwas mehr als 500 (davon etwa 300 unter direkter Führung des BZF). Das neu erstellte Schulhaus in Rheinfelden, das seit Anfang 2019 in Betrieb ist, hätte deutlich mehr Kapazität.

Hört man die Erklärungen der Regierung, dann muss man aus Fricktaler Sicht wohl froh sein, dass es die Schule künftig überhaupt noch geben soll. Nur «aus regionalpolitischen Überlegungen» weicht der Regierungsrat hier von seinen eigenen Kriterien ab, wie er betont. Das bedeutet wohl auch, dass sich «Aarau» bewusst ist, dass eine Schliessung der Schule von der Bevölkerung und den Politikern im Fricktal nicht akzeptiert worden wäre. Ob die Schule mit so wenig Auszubildenden langfristig gerettet ist, steht aber auf einem anderen Blatt.

Die Schwächung der Schule ist auch eine schlechte Nachricht für die Fricktaler Wirtschaft. Denn die Jugendlichen sind heute flexibel. Wenn die Berufsschule nicht mehr im Fricktal besucht werden kann, dann entscheiden sich wohl einige für eine Lehrstelle im Baselbiet oder in Basel-Stadt. Dort sind die Schulstandorte – zumindest für die Lernenden aus dem Bezirk Rheinfelden – näher als diejenigen ennet des Bözbergs.

VALENTIN ZUMSTEG
valentin.zumsteg@nfz.ch


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