Zu zweit kommt man besser voran

  08.03.2019 Aargau

Programm für ältere Stellensuchende

Ältere Stellensuchende werden im Kanton Aargau mit dem Programm «Tandem 50 plus» bei der Rückkehr in den Arbeitsmarkt unterstützt und begleitet. Im Jahr 2018 fanden zwei Drittel der Teilnehmenden wieder eine Stelle.

«Die Qualifikation zählt, nicht das Alter» – mit diesem Slogan macht der Kanton Aargau seit 2013 auf das grosse Potenzial von Stellensuchenden über 50 aufmerksam. Im Rahmen der Kampagne «Potenzial 50plus» wurden auf Plakaten reale Stellensuchende abgebildet, die als Botschafterinnen und Botschafter für die rund 4500 über 50-jährigen Stellensuchenden im Aargau stehen. Sie sind in der Regel erheblich länger arbeitslos als jüngere Stellensuchende. Mit «Potenzial 50plus» will das Amt für Wirtschaft und Arbeit (AWA) Arbeitgeber und eine breite Öffentlichkeit für das Thema sensibilisieren.

Im Juni 2015 lancierte der Kanton zusätzlich das Programm «Tandem 50 plus» und beauftragte «Benevol Aargau», die Fach- und Vermittlungsstelle für Freiwilligenarbeit, mit der Realisierung. Es handelt sich um ein klassisches Mentoring-Angebot, bei dem Stellensuchende über 50 von freiwillig engagierten Mentorinnen und Mentoren bei der Rückkehr in den Arbeitsmarkt unterstützt und begleitet werden. Während vier Monaten motivieren und coachen sie ihre Mentees dabei, eine neue Stelle zu finden. Sowohl die Mentoren und Mentorinnen als auch die Stellensuchenden machen bei «Tandem 50 plus» freiwillig mit.

«Zwei Drittel (66,1%) der Programm-Teilnehmenden fanden 2018 wieder eine Arbeitsstelle; immerhin die Hälfte davon erhielt sogar einen unbefristeten Arbeitsvertrag», wie «Benevol Aargau» mitteilt. Wer noch nicht erfolgreich war, konnte während der viermonatigen Tandem-Dauer viel Neues dazulernen, von wertvollen Tipps profitieren, das Selbstwertgefühl stärken und die weitere Stellensuche motiviert und zuversichtlich mit neuen Perspektiven angehen.

Die erfolgreichen Teilnehmenden bezeichnen es oft als «grosses Glück», dass sie wieder eine Stelle fanden. Ausschlaggebend waren jedoch die passenden Qualifikationen und dass sie mit ihrer Haltung und Einstellung im Selektionsprozess von A-Z überzeugen konnten. Angefangen mit einer massgeschneiderten Bewerbung, über gut vorbereitete Vorstellungsgespräche bis hin zu einem geglückten Probearbeitstag und der gelungenen Vertragsverhandlung.

Veränderter Arbeitsmarkt
2018 waren 79 Tandems unterwegs. 32 Frauen und 47 Männer mit einem Durchschnittsalter von 56 Jahren wurden für das Programm berücksichtigt. Fast die Hälfte suchte im kaufmännischen Bereich, im Finanzund Versicherungswesen sowie im Verkauf. Aufgrund der andauernden Automatisierung beziehungsweise Digitalisierung gehen vor allem weniger anforderungsreiche administrative Arbeitsplätze verloren. Der Detailhandel kämpft mit der Konkurrenz durch den Online-Handel, was die Stellensuche besonders für die über 50-Jährigen zusätzlich erschwert.

Auch wenn die Arbeitslosen-Zahlen insgesamt leicht rückläufig sind, sieht es für die Zielgruppe 50 plus ganz anders aus. Nach wie vor sind sie länger arbeitslos als Jüngere und haben bedeutend mehr Mühe, wieder eine Stelle zu finden. Zudem sind sie mit verschlechterten Rahmenbedingungen konfrontiert: Immer mehr werden nur noch befristete Verträge, Anstellungen in Teilzeit oder projektbezogene Auftragsmandate abgeschlossen. Das fordert ein Umdenken der «Baby Boomer-Generation», die beruflich anders sozialisiert worden ist und einen stetigen Aufschwung kannte. (mgt)


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