Euphorie!

Ronny Wittenwiler

Ach, wie ich doch den Frühling liebe. Alles erwacht zu neuem Leben: der Flieder, das Blümchen und die Leber. Endlich können wir wieder in der Gartenbeiz unseres Herzens sitzen und uns einen kräftigen Schluck aus der Schnabeltasse genehmigen. Das hab ich dann auch getan. Und es fühlte sich so gut an, wie wenn nach einem langen und strengen Winter endlich wieder der Saft in die Bäume hoch zur Krone schiesst, genauso. Jetzt muss man aber sagen: Ein Baum kann täglich bis zu zehn Liter Wasser aufnehmen. So etwas schaffe ich natürlich nicht, bin ja kein Übermensch. Mit Bier hingegen, eben. Geht doch. Doch da war es irgendwie schon zu spät und ich liess es mir nicht nehmen, am ersten halb vernünftigen Frühlingstag im Jahr in der bumsvollen Gartenbeiz mit einem Ständchen zu überraschen. Der Wirt kam relativ rasch angerannt und meinte, ich sei so dicht, wirklich so dicht daran, mal ein richtig toller Sänger zu werden, nur heute sicher nicht mehr. «Und übrigens», sagte er dann noch, als er mich zum Taxi begleitete: «Wenn in Spanien der Hopfen wieder blüht, ist kein Titel einer Operette. Da bin ich mir ganz sicher.»

Der Frühling verleiht mir immer gleich eine unglaubliche Euphorie. Ich trink jetzt wieder Kaffee.

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