Früchtefalle

Ronny Wittenwiler

Bei uns auf der Redaktion bringt immer mal wieder jemand was zum Futtern mit: Kuchen zum Beispiel, Cremeschnitten, Sandwich. Ich für meinen Teil wollte die Kollegen am Montag mit Canapé überraschen. Bin dann aber mit der Polstergruppe im Treppenhaus steckengeblieben. Nun ja. Was allerdings gestern auf dem Tisch in unserer Redaktionsküche gelegen hatte, das hat dem Fass den Boden rausgehauen: Erdbeeren. Hat doch jemand tatsächlich Erdbeeren für alle mitgebracht. Was wurde dieser Tage nicht alles geschrieben und über die sozialen Netzwerke proklamiert: Liebe Migros, lieber Coop und Aldi anderen Grossverteiler: Geht’s noch? Es ist März und ihr verkauft Erdbeeren? Bitteschön! So nicht! Ich kann die Empörung ja gut verstehen. Aber warum eigentlich regt sich niemand über Bananen auf? Die gehen bei uns auf der Redaktion übrigens weg wie warme Weggli. Die Erdbeeren aber – keiner traute sich, auch nur eine davon zu naschen. Womit tatsächlich bewiesen wäre: Niemand, aber wirklich niemand will im März Erdbeeren essen. Zu gross ist derzeit die Angst, dabei erwischt zu werden…

Und dann hat ausgerechnet Pablo, mein spanischer Arbeitskollege, mich dabei erwischt, wie ich mir auf der Toilette einen Coupe Romanoff zubereitet hatte. «Wie wär’s, wenn auch du mal was zum Naschen für alle mitbringst?», fragte er. «Na schön», sagte ich. «Wenn ich einen runden Geburtstag habe, dann bringe auch ich mal was für alle mit.» – «Toll. Und wann hast du einen runden?» – «In elf Jahren.»

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