SALZIGES - Italienisch ohne Eintritt

  22.03.2019 Kolumne

Es ist ein interessantes Phänomen: Italien scheint seit vielen Jahren – vielleicht sogar seit der Gründung des Staates – in einer Dauerkrise zu stecken. Die Wirtschaft lahmt, die Bürokratie treibt Blüten und die schönen alten Gemäuer drohen einzustürzen – die neueren sowieso. Für andere Länder wäre das eine Katastrophe biblischen Ausmasses, doch das Bel Paese erträgt es mit stoischer Ruhe. Die Einheimischen geniessen das Leben trotzdem. Das Einzige, was viele stört, sind die Touristenhorden, die das Land ungeachtet aller Krisen permanent heimsuchen.

Deswegen will Venedig jetzt Eintritt verlangen. Das ist verständlich, zu Spitzenzeiten stehen bis zu 130 000 Touris den Einheimischen auf den Füssen rum und schauen ihnen beim Leben zu. Das kann nerven. Da ist der Eintritt ein kleines Schmerzensgeld für die Bevölkerung.

Das eröffnet natürlich auch Chancen für andere Orte, die weniger Besuch bekommen. Zum Beispiel für Laufenburg. Das Städtchen hat viel Charme, aber wenig Touristen. Zudem spricht ein beträchtlicher Teil der Bevölkerung ebenfalls italienisch. Wenn die Venezianer nur zehn Prozent ihrer Touristen ins Fricktal schicken würden, wäre doch allen geholfen. Da könnten wir sogar auf Eintritt verzichten.

DER SALZSTREUER
salzstreuer@nfz.ch


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