SALZIGES - Das Fenster zum Abgrund

  29.03.2019 Kolumne

Neulich hat eine Frau angerufen, laut Telefonnummer aus England. Sie sei von Microsoft und wolle mir helfen, ein Problem bei meinem Computer zu lösen. Sie sprach englisch mit einem charmanten indischen Akzent. Ich tat, was ich in solchen Situationen immer tue: Ich zeigte mich äusserst interessiert, aber etwas schwer von Begriff. Es ist doch nett, wenn wildfremde Menschen einem helfen wollen – auch wenn es bei einem Problem ist, das gar nicht existiert.

Konkret versuchte sie, mich zu animieren, meinen Computer einzuschalten und ihr Zugriff über das Internet zu gewähren. So etwas empfiehlt sich nicht wirklich, aber man soll jede Gelegenheit nutzen, um seine Fremdsprachenkenntnisse zu verbessern.

Wir plauderten also eine geschlagene Viertelstunde. Sie über meinen Computer, ich über Gott, die Welt und die Schönheit der englischen Landschaft. Ich dachte, so lange sie mit mir redet, so lange haut sie niemand sonst übers Ohr. Und ich wunderte mich: Wie leichtgläubig ist die Frau, wenn sie glaubt, dass ich so leichtgläubig bin, ihr zu glauben? Es war ein nettes Gespräch. Na, jedenfalls freue ich mich schon auf den nächsten Anruf.

DER SALZSTREUER
salzstreuer@nfz.ch


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