Das Buch der Bücher

  26.03.2019 Laufenburg

Neue Ausstellung im Museum Schiff in Laufenburg

Mit «Biblia deutsch. Entstehung – Handwerk – Kunst» werden die Besucher in die Zeit zurückversetzt, in der Bibeln ins Deutsche übersetzt wurden. Gezeigt werden neben rund 100 historischen Bibeln auch die handwerklichen und künstlerischen Gestaltungsmöglichkeiten von damals.

Susanne Hörth

«Nein», lacht Hannes Burger auf eine entsprechende Frage. «Mit Bibeln habe ich mich bisher nicht befasst. Ich hatte auch keine zuhause.» Hatte, denn der Präsident des grenzüberschreitenden Museums Schiff in Laufenburg darf seit ein paar Monaten eine kleine Bibel sein eigen nennen und liest seither täglich darin. Natürlich in deutscher Sprache. Was heute so selbstverständlich erscheint, war lange nicht so. Und hier findet sich einer der Gründe, warum sich der Museumspräsident mit wachsender Begeisterung mit diesem «Buch der Bücher» befasst. Vor einigen Monaten trat der reformierte Laufenburger Pfarrer Norbert Plumhof an die Museumsverantwortlichen heran. Schlug vor, doch einmal eine Ausstellung über Bibeln zu machen. Die Idee gefiel und schon bald machte sich das siebenköpfige Ausstellungsteam unter der Leitung von Martin Blümcke an die Arbeit. Ab 30. März bis 6. Januar 2020 beheimatet das Museum Schiff nun rund 100 Bibeln. Jahrhunderte alte Werke, die sich in Laufenburger Privatbesitz befinden.

Die Reformation
Die historischen Schriften sind, so Pfarrer Norbert Plumhof in der Begleitschrift zur Ausstellung: «In einer Zeit entstanden in der die meisten Menschen die Sprache der Bibel nicht mehr verstanden, weil in der Kirche Latein gelesen wurde.» Im Besitz einer eigenen Bibel waren damals nur die wenigsten Leute. Mit «Biblia deutsch: Entstehung – Handwerk – Kunst» soll den Besuchern im Museum Schiff ein Überblick über das Entstehen von Übersetzungen der Bibel in die deutsche Sprache geboten werden. Im Fokus steht dabei die reformatorische Zeit, aber auch die Jahre zuvor oder danach. Eine Ausstellung, die auch vom Zeitpunkt her perfekt passt, freut sich Museumspräsident Burger. Sind es doch genau 500 Jahre her, seit Zwingli in Zürich begonnen hat zu predigen. Eine Zürich Bibel aus dem Jahre 1531 ist ebenso in der Ausstellung zu sehen wie viele andere biblische Kostbarkeiten. Zu den ältesten Ausstellungsstücken gehört eine Bibelausgabe, welche in den Jahren 1474/1475 gedruckt wurde.

Druckkunst und Handwerk erlebbar
Die bis zu fünf Kilogramm schweren Bücher sind nicht nur von ihren Übersetzungen und Illustrationen her ganz besondere Werke. In der Begleitschrift zur Ausstellung weist Pfarrer Plumhof deshalb auch darauf hin, dass in den Räumen des Museums auch viel über die Druckkunst und das Handwerk erlebt werden könne. Von einer Thora, einer Schreibwerkstatt, einer Gutenbergpresse, einer Buchbindung bis zur Restaurierung kann die Entstehung nachverfolgt werden.

Die funktionstüchtige Gutenbergpresse wurde vom Rheinsulzer Antikschreiner Walter Schraner im Auftrag des Museums originalgetreu nachgebaut. «Nobert Plumhof restauriert auch Bibeln. An der Ausstellung kann man ihm dabei zuschauen», gibt Hannes Burger ein weiteres Erlebbar-Detail preis. In der Begleitschrift wird ebenfalls darauf hingewiesen, dass vieles selbst erprobt und in etwa 30 der ausgestellten Bibeln geblättert und gelesen werden kann.

«Laufenburg ist ein sehr geeigneter Ort für diese Ausstellung», schreibt Gottfried Locher, Ratspräsident des Schweizerischen Evangelischen Kirchenbundes. Er denke dabei zunächst an den geographisch-kulturellen Charakter als Brückenort. «Hier werden Menschen miteinander verbunden, wie schon die Reformation Brücken schlagen wollte. Ebenso denke ich an die gute ökumenische Zusammenarbeit, die hier während Jahrzehnten gewachsen ist.»

«Biblia deutsch. Entstehung – Handwerk – Kunst» im Museum Schiff Laufenburg. Vernissage am 30. März um 16 Uhr. Die Ausstellung dauert bis 6. Januar 2020 und ist jeweils am Mittwoch von 14 bis 16 Uhr; am Samstag und Sonntag von 14 bis 17 Uhr geöffnet.


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