«Sterben ist längst nicht mehr einfach Schicksal»

  22.03.2019 Stein

Ein Referat der Pro Senectute Aargau im Saalbau in Stein

Pro Senectute Aargau organisiert eine Veranstaltungsserie zum Thema «Selbstbestimmung am Lebensende». Dabei geht Referent Heinz Rüegger auf das neue Phänomen des selbstbestimmten Sterbens ein, von dem bereits heute mehr als die Hälfte aller Sterbenden in der Schweiz betroffen sind.

In den letzten Jahrzehnten sind in der Medizin unglaubliche Fortschritte erzielt worden. Dies führt nicht zuletzt dazu, dass wir immer älter werden. Das ist einerseits ein grossartiges Geschenk, andererseits werden wir deshalb aber auch mit Themen und Fragen konfrontiert, über die wir uns früher gar keine Gedanken machen mussten. Eines dieser Themen ist der Tod. Ein Thema, mit dem wir uns unweigerlich auseinandersetzen müssen. Ein Thema aber auch, das mit viel Unsicherheit und Angst verbunden ist. Heinz Rüegger ist Theologe, Ethiker und Gerontologe. Sein Spezialgebiet sind altersethische und sterbeethische Fragen. Also genau die Fragen, mit denen wir uns in einer Gesellschaft, die immer älter wird, befassen müssen. Im Rahmen der Anlässe zum Thema «Selbstbestimmung am Lebensende», die von Pro Senectute Aargau an fünf Standorten im Kanton organisiert wird, hält Heinz Rüegger ein Referat zu genau diesen Fragen. «Ich möchte den Leuten bewusst machen, dass das Sterben in der heutigen Zeit mit den heutigen Möglichkeiten der Medizin selbstbestimmt ist. Das Sterben ist längst nicht mehr naturgegeben oder einfach Schicksal», so Heinz Rüegger.

Die neue Realität überfordert
Seine Aussage belegt eine eben erst erschienene Studie. Diese besagt, dass 58,7 Prozent aller Personen, die in der Schweiz sterben, sich vor ihrem Tod mit medizinischen Lebensentscheidungen auseinandersetzen mussten. Also mit der Frage, welche Behandlungen und Medikamente möchte ich wie lange und in welcher Dosierung erhalten, bevor ich sterbe? «Das selbstbestimmte Sterben – und damit ist nicht der Selbstmord gemeint – ist die neue alltägliche Form des Sterbens. Doch mit dieser neuen Realität sind sehr viele Personen überfordert. Selbst solche, die viele Jahre im Gesundheitswesen gearbeitet haben», so Rüegger, der in seinem Arbeitsalltag etliche solcher Fälle erlebt hat.

Diskussion und Apéro im Anschluss
Im Rahmen seines Referates liefert Heinz Rüegger Denkanstösse, wie man mit dieser schwierigen Situation, die Fluch und Segen zugleich ist, umgehen kann. «Wir reden viel zu selten über den Tod. Es ist für viele Leute ein zu heikles Thema. Ich möchte meinen Zuhörerinnen und Zuhörern einige Tipps mit auf den Weg geben, wie sie diese Situation angehen können. Denn das Thema ist nicht nur für die betroffene Person wichtig, sondern auch für deren Umfeld. Und insbesondere den Personen zu liebe, denen man nahe steht, sollte man sich frühzeitig mit diesen Fragen auseinandersetzen.»

Anschliessend an das Referat führt die Journalistin Carmen Frei ein Gespräch mit Heinz Rüegger, wobei sie auch Fragen aus dem Publikum aufnimmt. Die Veranstaltung der Pro Senectute Aargau ist für alle Generationen geöffnet und kann kostenlos ohne Voranmeldung besucht werden. Nach der Veranstaltung lädt Pro Senectute Aargau alle Besucherinnen und Besucher zu einem Apéro ein. (mgt)

«Selbstbestimmung am Lebensende»: Donnerstag 11. April, 19 Uhr, Saalbau, Schulstrasse 32, Stein

www.ag.prosenectute.ch


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