«Nur Nichtstun ist falsch»

  25.03.2019 Möhlin

Monika Krebs ist mit Wort und Tat Samariterin

Vor Kurzem wurde Monika Krebs zum Ehrenmitglied des Samaritervereins Möhlin ernannt. Seit 30 Jahren engagiert sie sich voller Freude und Tatkraft in dem Verein, der ihr eigentlich schon mit in die Wiege gelegt wurde.

Birke Luu

Die Geschichte vom barmherzigen Samariter, der einem verletzten Fremden hilft, kennen wohl die meisten, aber wie sehen die Samariter von heute aus? Monika Krebs aus Möhlin ist eine von denen, die dem uralten Appell zur tätigen Nächstenliebe gefolgt ist – auch wenn sie das wesentlich pragmatischer ausdrückt: «Wir Samariter leisten Erste Hilfe und Nothilfe und haben somit eine sinnvolle und erfüllende Aufgabe.» Monika Krebs ist 63, Ehefrau, Mutter, Grossmutter und Rentnerin und steht mit beiden Beinen fest auf dem Boden. Sie ist hilfsbereit und offen, anpackend, engagiert und verströmt viel positive Energie während sie von ihrer Mitgliedschaft bei den Möhliner Samaritern erzählt. Und zu erzählen gibt es so einiges bei 30 Jahren tatkräftiger Vereinsmitarbeit. Aber keine Sorge, alle pikanten Details fallen unter die Schweigepflicht und diese nimmt Monika Krebs auch ernst.

Verwaltung, Lehre, Fronteinsatz
Da sie im Vorstand sitzt – als Verantwortliche für das Kurswesen und Chefin der Technischen Kommission – machen für Monika Krebs momentan admimistrative Tätigkeiten einen grossen Teil ihrer Vereinsarbeit aus. Ihr Herz jedoch hängt an einer anderen Aufgabe: Als Samariterlehrerin und Kursleiterin gibt sie ihr langjährig erworbenes Wissen sowohl intern an jüngere Samariter als auch extern an die Bevölkerung weiter. Dies stösst auf viel Interesse: «Unser Kurs über Notfälle bei Kleinkindern ist der Renner», meint Monika Krebs, aber auch Fahrschüler und Firmen könnten vom Kursangebot profitieren.

Man merkt deutlich mit wieviel Begeisterung, Leidenschaft und Überzeugung sie hinter den Schulungen steht, dabei erfordern diese viel Engagement: «Um Kurse geben zu dürfen, müssen wir regelmässig an Weiterbildungen teilnehmen». Bei drei Jahrzehnten kommen da so einige Lektionen zusammen. Doch sie nimmt´s mit Humor und meint augenzwinkernd: «Durch dieses enorme medizinische Wissen kann ich meine Kurse inzwischen alle aus dem Handgelenk schütteln». Wir lachen. Der dritte Teil ihrer Samariterarbeit ist der Sanitätsdienst während grösserer Veranstaltungen in Möhlin und Umgebung: Möga, Schwingfest, Schüler-Fussballturnier und die Möhliner Musiktage im Mai, um nur einige zu nennen.

Ohne Sanitäter kein Event
Der Sanitätsdienst ist eine zeitintensive Pflicht für alle aktiven Samariter und betrifft unzählige Wochenenden. «Aber ich mache diesen Dienst an der Front sehr gerne. Vor allem Sport- und Grossveranstaltungen sind spannend, denn da läuft immer was», schmunzelt die gebürtige Zeiningerin. «Man hat eine sinnvolle Aufgabe und ist gleichzeitig am Fest dabei. Ja, man ist sogar ein Teil des Festes», schwärmt Monika Krebs, die für solch einen wichtigen Einsatz nur eine eher symbolische finanzielle Entlöhnung bekommt. Wen wundert`s, denn ihre Anwesenheit ist unbezahlbar: Ohne Sanitäter kein Event. Wenigstens weiss sie, dass die Samariter in Möhlin sehr angesehen sind. «Für unsere häufige Präsenz und Mithilfe werden wir von den anderen Vereinen und der Gemeinde, aber auch von den Festbesuchern sehr geschätzt, das freut einen.»

Lauter Vereinsmenschen
Bei so einem zeitintensiven Engagement braucht es eine Familie, die voll hinter einem steht. Monika Krebs hat genau dieses Glück. «Mein Mann ist selbst im Fussballverband engagiert und kennt das also.» Vielleicht hat sie aber auch einfach nur ihren Mann nach diesem Kriterium ausgesucht? Schliesslich musste der Bräutigam zu ihrer Familie, alles lauter Vereinsmenschen, passen. So war ihr Grossvater Gründungsmitglied der Samariter Zeiningen und ihre Eltern wie auch diverse andere Verwandte lebten ihr das «Samaritertum» von Geburt an vor. Doch ihre eigene Vereinsgeschichte begann erst mit dem Unfall ihre Sohnes: «Als er sieben war, ist er zu Hause mal blöd gestürzt und hat sich an einer Flasche den Arm aufgeschlitzt. Da dachte ich, jetzt ist es Zeit, jetzt muss ich in den Samariterverein, dann weiss ich nächstes mal, was zu tun ist.»

Mut zum Helfen
Trotz ihrer unzähligen Sanitätseinsätze und ihrer Ehrenmitgliedschaft bei den Samaritern fühlt sich Monika Krebs nicht als Lebensretterin, ist bescheiden: «Nein, ich bin nur ein ganz kleines Rädchen, das am liebsten mit seinen Schulungen die Menschen zur Ersten Hilfe motiviert.» Bei dieser sei es wichtig, seinen Mitmenschen gegenüber immer offen zu sein, nicht wegzuschauen und auch den Mut zu haben, den ersten Schritt auf jemanden zu zu machen, wenn man das Gefühl habe, dass er Hilfe brauche. «Man muss seinen Mitmenschen gegenüber offen sein, nicht wegschauen. Wenn jemand Hilfe braucht, ist nur Nichtsmachen falsch.»

Das Erste Hilfe-Leisten sei allerdings in Sanitätskleidern einfacher als in Zivil. «Man ist glaubwürdiger als eine Privatperson, die sich leider oft für ihre Hilfe rechtfertigen muss», räumt die Samariterin ein, die das auch am eigenen Leib schon erfahren musste. «Ich war mal mit meiner Tochter in Venedig den Dogenpalast besichtigen. Ein älterer Mann aus unserer Gruppe ist dabei zusammengebrochen. Wir wollten Erste Hilfe leisten, aber das war äusserst mühsam, da die drumherumstehenden Leute alles besserwissen wollten und der Museumswärter sich weigerte die Ambulanz zu rufen».

Einmal Samariterin, immer Samariterin?
Und wie geht es zukünftig weiter? Monika Krebs möchte auf jeden Fall so rechtzeitig aufhören, dass sie nie zu hören bekommen wird: «Was, die Monika Krebs gibt tatsächlich immer noch Kurse!?!» Wenn sie also irgendwann einmal ihre Funktionen abgegeben haben wird und nur noch einfaches Mitglied ist, hat sie als Kreuzfahrtfan auch wieder mehr Zeit zu reisen – und natürlich auch für ihre Grosskinder, die sie jetzt schon begeistert betreut. Während allerdings andere Grosseltern oft etwas ängstlich im Umgang mit den Kleinen sind, wird Monika Krebs um fachgerechte Erste Hilfe definitiv nie verlegen sein, denn für sie gilt: Einmal Samariterin, immer Samariterin.

www.samariter-moehlin.ch


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