SALZIGES - Die Fingerfertigkeit des Stimmbürgers

  08.02.2019 Kolumne

Um in der Schweiz brieflich abstimmen zu können, muss man nicht nur Schweizer und 18 Jahre alt sein. Nein, es bedarf ebenso einer gut geübten Feinmotorik. Denn der Stimmbürger erhält von der Gemeinde ein Couvert mit dem Stimmmaterial. Es gilt nun diesen Briefumschlag bei der Perforierung so zu öffnen, dass man ihn danach wieder schliessen und als Wahlcouvert verwenden kann. Das ist leichter gesagt als getan. Man muss nicht einmal zwei linke Hände oder ein Brett vor dem Kopf haben, um an dieser Aufgabe kläglich zu scheitern. Ohne höchste Konzentration, eine vorgängige Meditation und ein gerüttelt Mass an Fingerspitzengefühl ist die wiederverschliessbare Lasche auf der Rückseite im Nu zerfetzt. Dann ist das Couvert für die briefliche Stimmabgabe eigentlich im Eimer – und die Freude dahin.

Das führt uns zum Nächsten: Will ein Ausländer Schweizer werden, muss er in einem ausführlichen Test sein Wissen über das Land und die hiesigen Gebräuche beweisen. Doch das ist alles Theorie. Praktischer wäre, man würde auf ein paar unnütze Fragen verzichten und dafür einen Kurs anbieten, in dem man lernt, das Wahlcouvert fachgerecht zu öffnen. Ein solcher drei- bis fünfstündiger Workshop, vielleicht angeboten von fingerfertigen und geduldigen Gemeindeschreibern oder Kindergärtnerinnen, wäre auch für Alteingesessene ein Gewinn. In diesem Sinne: schönes Abstimmungswochenende.

DER SALZSTREUER
salzstreuer@nfz.ch


Möchten Sie weiterlesen?

Ja. Ich bin Abonnent.

Haben Sie noch kein Konto? Registrieren Sie sich hier

Ja. Ich benötige ein Abo.

Abo Angebote